Oberhausen/Dortmund. Die Kulturproduzentinnen Princela Biyaa und Marny Garcia Mommertz kritisieren den „weißen“ Blick auf die berühmte Liedermacherin Fasia Jansen.

Zu einer zweimonatigen Recherche-Residenz über das künstlerische und politische Vermächtnis der eng mit Oberhausen verbundenen Liedermacherin Fasia Jansen haben Interkultur Ruhr und das Internationale Frauenfilmfestival Princela Biyaa und Marny Garcia Mommertz eingeladen. Die Ergebnisse ihrer Beschäftigung mit der afrodeutschen Aktivistin Fasia Jansen (1929 bis 1997) wollen sie im Frühjahr 2021 beim Frauenfilmfestival präsentieren. Gastgeber sind in Oberhausen der als „Kitev“ bekannte Kultur im Turm e.V. sowie in Dortmund das Künstlerhaus.

Princela Biyaa arbeitet sie als Bildungsreferentin des Kompetenzzentrums Anti-Schwarzer Rassismus.
Princela Biyaa arbeitet sie als Bildungsreferentin des Kompetenzzentrums Anti-Schwarzer Rassismus. © Interkultur Ruhr

Die beiden Kunst- und Kulturproduzentinnen wollen Fasia Jansens Leben und Wirken in Zusammenhängen der regionalen, aber auch der globalen Schwarzen Bewegung untersuchen. „Der Großteil der bereits entstandenen Recherchen, Bücher, Filme und Archive zu Fasia Jansen wurde von weißen Autoren verfasst und gesammelt” heißt es in ihrem Bewerbungsschreiben. „Dies spiegelt sich im Diskurs um Fasia Jansen wider: So wird beispielsweise nur beiläufig auf das bis jetzt wenig recherchierte Netzwerk schwarzer Akteure, das sie im Ruhrgebiet, aber auch international umgab, eingegangen.”

Einzigartig in der Geschichte des Ruhrgebiets

Die gebürtige Hamburgerin Fasia Jansen nehme „als Schwarze deutsche Kunstschaffende und Aktivistin, die sich weltweit insbesondere für Frauenrechte und Frieden eingesetzt hat, eine einzigartige Position in der Geschichte des Ruhrgebiets ein“, betonen Princela Biyaa und Marny Garcia Mommertz. Die Residentinnen verstehen sich als kritische Erbinnengemeinschaft. „Sie wollen bisher unsichtbare soziopolitische Einbindungen von Fasia Jansen untersuchen”, so die fünfköpfige Jury, zu der auch Ella Steinmann zählt, eine der beiden Agentinnen für Diversitätsentwicklung beim Theater Oberhausen.

Marny Garcia Mommertz arbeitet als kuratorische Assistenz beim Dortmunder Hartware Medienkunstverein.
Marny Garcia Mommertz arbeitet als kuratorische Assistenz beim Dortmunder Hartware Medienkunstverein. © Florian Boccia

Princela Biyaa lebt seit über acht Jahren im Ruhrgebiet. Sie zählt zum Gründerkreis der PoC (People of Colour) Gruppe Bochum/Dortmund und des „Postkolonialen Lesekreises“ an der TU Dortmund. Sie engagiert sich in sozialen Projekten, wie Ankommen e.V. und Familienzukunft. Derzeit konzipiert Princela Biyaa eine Workshop-Reihe zum Thema „Self Care and Community Care” und arbeitet als Kuratorin an dem Projekt „Du denkst, du kennst Dortmund” (Arbeitstitel), das lokalen Kunst- und Kulturschaffenden der Dortmunder Nordstadt Gehör und Sichtbarkeit geben will. Seit Juli arbeitet sie als Bildungsreferentin des Kompetenzzentrums Anti-Schwarzer Rassismus bei Each One Teach One e.V.

Marny Garcia Mommertz hat 2018 in Den Haag den Verein „Afro Student Association“ mitgegründet, um mit internationalen schwarzen Studierenden eine geschütztere Plattform des Austausches zu bilden. Längere Aufenthalte in der Karibik, Süd- und Nordamerika sowie Westafrika erweiterten ihr globales Verständnis von Schwarzsein. So absolvierte sie ein Praktikum bei der Bürgerrechtsbewegung Y’En A Marre in Dakar, der Hauptstadt von Senegal. Als freie Mitarbeiterin am Goethe-Institut im brasilianischen Salvador-Bahia betreute und unterstütze sie internationale Kunstschaffende in der Residenz Vila Sul. Seit Januar arbeitet sie als kuratorische Assistenz beim Dortmunder Hartware Medienkunstverein.