Oberhausen. Die Entscheidung von Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck gegen St. Theresia stößt im Oberhausener Stadtteil Walsumermark auf vehemente Ablehnung.

Die Entscheidung von Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck, den Kirchenstandort St. Theresia in Walsumermark aufzugeben, hat einen heftigen Proteststurm ausgelöst. Vor allem jene Katholikinnen und Katholiken, die im Stadtteil Walsumermark beheimatet sind, wehren sich gegen die nach ihrer Ansicht undemokratische Entscheidung des Bischofs.

In den Reaktionen fallen jetzt durchaus harte Worte. Der Bischof sieht sich scharfer Kritik ausgesetzt. So melden sich zum Beispiel die Pfadfinder vom DPSG Stamm St. Theresia zu Wort. Sie sprechen von einer „eigenmächtigen Entscheidung des Bischofs im Zusammenhang mit dem Pfarreientwicklungsprozess im Oberhausener Norden“ und geben ihrem „Unverständnis“ und ihrer „Sprachlosigkeit“ mit folgenden Worten Ausdruck: „Das autoritäre Hinwegsetzen des Bischofs über eine demokratisch getroffene Entscheidung, die in einem jahrelangen, intensiv geführten Entwicklungsprozess gemeinschaftlich getroffen wurde, ist aus unserer Sicht nicht tragbar!“

Die katholische Kirche St. Theresia in Walsumermark soll aufgegeben werden.
Die katholische Kirche St. Theresia in Walsumermark soll aufgegeben werden. © FUNKE FotoServices | Kerstin Bögeholz

Pfadfinder fühlen sich hintergangen

Und weiter heißt es: „Wir als größte katholische Jugendorganisation im Oberhausener Norden mit über 100 aktiven Mitgliedern haben uns in unserer Freizeit ehrenamtlich mit vielen Ideen und großem Engagement mit in diesen Prozess eingebracht und hätten dabei jede gemeinsam getroffene Entscheidung mitgetragen und akzeptiert. Bei dieser undemokratischen Vorgehensweise jedoch fühlen wir uns vom Bischof hintergegangen und nicht ernst genommen.“ Die Pfadfinder fragen: „Warum werden wir dazu aufgefordert, einen Prozess über Jahre mitzugestalten, wenn die Entscheidung scheinbar im Vorfeld längst getroffen wurde?“

Protest-Mail an den Bischof

Die Oberhausenerin Ellen Peisker hat am Wochenende unverzüglich eine Protest-E-Mail an den Ruhrbischof geschickt: „Mit Bestürzung habe ich heute vor der Messe Ihre Entscheidung bezüglich der Gemeinden im Oberhausener Norden vernommen.“ Die Entscheidung des Bistums gegen St. Theresia und für St. Josef Schmachtendorf zerschlage eine junge, aktive und kreative Gemeinde mit vielen ehrenamtlichen Gemeindemitgliedern und vielen Gottesdienstbesuchern aller Altersgruppen. Ellen Peisker formuliert: „Das Argument, dass St. Theresia in einem reinen Wohngebiet liegt, spricht eher dafür, dass die dort, in der Walsumermark wohnenden Gemeindemitglieder, auch die Kirche besuchen, was Ihnen ja auch durch die regelmäßigen Zählungen bekannt sein dürfte. Außerdem ist die Walsumermark immer noch Zuzugsgebiet.“

Gebäude bieten Chancen

Wenn man die bauliche Seite betrachte, biete St. Theresia eine intakte Bausubstanz und durch die Größe der Kirche überschaubare Instandhaltungs- und Energiekosten. Selbst jetzt noch ließe sich auf den Dächern (Kirche, Gemeindeheim, Kindergarten und Pastorat), die dafür ideal geeignet seien, eine Photovoltaikanlage installieren. Bei dem nun bevorzugten Standort St. Josef Schmachtendorf handele es sich dagegen „um ein altes Gebäude – auch ohne Kirchturm – mit großen, zu erwartenden Instandhaltungs- und Energiekosten“. Die Kirchenbesucherzahl dort sei „seit Jahren schon sehr dezimiert“.

„Viele werden austreten“

Eine weitere Reaktion liegt der Redaktion von einem Oberhausener Leser vor, der darum bittet, hier namentlich nicht genannt zu werden: Die vorgebrachten Argumente des Bischofs seien nicht schlüssig. Wirtschaftlich mache die Entscheidung auf den ersten Blick eventuell Sinn. Die Grundstücke von St. Theresia und St. Barbara würden sich nach dem Abriss der Kirchen wohl bestens als Baugrundstücke zu hohen Preisen veräußern lassen. „Wenn Bischof Franz-Josef Overbeck trotz Protesten an seiner Entscheidung festhält, werden aber viele Gläubige hieraus Konsequenzen ziehen und aus der katholischen Kirche austreten. Ist dies wirklich im Sinne von Bischof Franz-Josef Overbeck, der sonst vorgibt, sich für das Opus Dei (Werk Gottes) einsetzen zu wollen?“

Autoritäres Vorgehen

Treffen mit Gremien-Mitgliedern

Der Ruhrbischof hatte seine Entscheidung gegen St. Theresia Walsumermark und für St. Josef Schmachtendorf am Mittwoch (24. Juni) bei einem Treffen mit Kirchenvorstand und Pfarrgemeinderat der Propsteipfarrei St. Clemens in der Jugendkirche Tabgha bekanntgegeben.

Nicht nur St. Theresia wird aufgegeben, sondern ebenso die Kirche und das Gemeindezentrum St. Johann in Holten – eine weitere schmerzliche Maßnahme für den Stadtnorden.

Ursula und Georg Reuschenbach aus Walsumermark formulieren ebenfalls ihr tiefes Unverständnis: Vor vier Jahren habe das Bistum Essen einen Pfarreientwicklungsprozess initiiert, der nicht nur mit einem erheblichen Kostenaufwand, sondern vor allem mit dem engagierten ehrenamtlichen Einsatz vieler Personen verbunden gewesen sei. Vier Jahre lang sei in unendlich vielen Gremien diskutiert und es seien Szenarien entwickelt worden. „Die Entscheidung, die dann vom Bischof ohne vorherige Rücksprache mit den Beteiligten gefällt wurde und dem Beschlussgremium als endgültige Entscheidung mitgeteilt wurde, ignoriert das über Jahre entwickelte Ergebnis und setzt einen anderen A-Standort fest mit der Begründung, dass eine in einem Wohngebiet liegende Kirche sich nicht als A-Standort eigne. Welch eine Einsicht nach vierjähriger intensiver Gremien- und Verständigungsarbeit! Dieser Umgang mit den engagierten Menschen vor Ort, die sich über Jahre im Pfarreientwicklungsprozess einbrachten, ist unfassbar! Die autoritäre wie auch undemokratische Vorgehensweise des Bischofs lässt jegliche Glaubwürdigkeit der katholischen Kirche an echtem Zukunftshandeln vermissen und ignoriert das Engagement aktiver Christen für eine Kirche der Zukunft.“

Nur Spielerei und Pseudodemokratie

Michaela Lütjes, ebenfalls aus dem Stadtnorden, sieht es ganz ähnlich: „Ein demokratisch herbeigeführter Beschluss wird durch die autoritäre oder diktatorische Entscheidung eines Mannes für ungültig erklärt. Dieser ganze Pfarreientwicklungsprozess war nur Spielerei und Pseudodemokratie. Die Frauen und Männer, die sich oft und ausführlich mit dem Thema befasst haben, müssen sich tief gekränkt fühlen. Es war vertane Zeit.“