Oberhausen. Die Auto-Arena ist mit Konzerten von Revolverheld und Beyond the Black gestartet. Applaus an ungewöhnlicher Stelle sorgte für Schmunzler.
Die Corona-Krise ist Fans ohne Konzerte gehörig auf den Magen geschlagen. Da ist es schnell passiert, die gut gemeinten, aber nur bedingt stimmungsvollen Streaming-Auftritte über das Internet als Instant-Suppe abzutun. Und die Blechlawine bei Auto-Konzerten als Dosenfutter. Doch selbst strenge Genießer dürften am Wochenende beim Auftakt der Auto-Arena neben dem Centro Oberhausen anerkennend genickt haben: Die Konzerte für Dauerparker hatten ihre Momente.
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Verfahren hat sich mit seinem Konzert-Sitz namens Auto offenbar kaum einer. 750 Kraftfahrzeuge finden am Samstag den Weg zu den deutschen Rock-Pop-Hymnen von Revolverheld. Ausverkauft! Und einen Tag vorher schnurren bei der Premiere die Gitarren zur aufstrebenden Symphonic-Metal-Band Beyond the Black aus Mannheim. Und es säuseln 250 Pkw-Motoren im Hintergrund.
Schnurrender Klang im Autoradio
„Wir sind so unglaublich froh“, sagt Sängerin Jennifer Haben im musikalischen Motodrom euphorisch zur schrittweisen Rückkehr auf die Bühne. Kraftvolle Metal-Gitarren vereint sie mit ihren Bandkollegen mit Anleihen aus der Klassik und Filmmusik. Und damit erreicht die zierliche 24-Jährige mit der kraftvollen Stimme die Fans in munter spielenden Auto-Radios. Diese musste man vorher auf die passende Frequenz einstellen. Das klappt übrigens unkompliziert und die Klang-Qualität ist tadellos.
Zu tadellos, werden Konzert-Puristen nun vielleicht mäkeln. Von knarzenden Boxentürmen und einer übersteuert keuchenden Membran hört man im Auto ebenso wenig wie individuelle Zwischenrufe. Bei Beyond the Black klingen die Songs des neuen Albums „Horizons“ wie eine gut abgemischte CD. Live is Live ist bei Auto-Konzerten eben doch etwas anders.
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Die Sonne knallt am späten Abend nicht mehr auf die Dächer. Dafür fegt der Wind. Vielleicht fühlen sich einige auf dem Oberhausener Schotter an legendäre Sandstürme beim kalifornischen Wüstenfestival Coachella erinnert. Dort lässt sich allerdings nicht so hurtig das Schiebefenster hochfahren.
Bad ohne Menge mit dem Cabrio
Die Auto-Show ist klassisch – aber doch grundverschieden. Zum Bad in der Menge fährt Sängerin Jennifer Haben im Cabrio durch die Zwischenräume der Parkbuchten. Schön mit Abstand. Aber der rollende Ausflug hat seinen Charme.
Die junge Saarländerin hat ihr musikalisches Handwerk von Kindertagen an gelernt. Sie startete mit Klavier, Saxophon und Gitarre. Spielte in Schülerbands, gewann TV-Shows wie den „Hannah Montana Gesangswettbewerb“ auf Disney Channel.
Die Musik von Beyond the Black ist auf dem vierten Album gereift. Der Pop hat hörbar mehr Einfluss genommen. Balladen behalten häufig die Oberhand. Das wie von Spinnweben überzogene schwarze Start-Outfit tauscht die Sängerin zwischendurch gegen ein feuerrotes Abendkleid.
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„Es ist ein Song über jemanden, der in der dunkelsten Stunde für euch da war“, erklärt die Sängerin zu „Wounded Healer“. Auf dem Album ist die gesungene Lebenshilfe ein Zusammenspiel mit Elize Ryd von den skandinavischen Genre-Kollegen Amaranthe.
Applaus nur mit der Lichthupe erlaubt
Schwitzige Momente, fast ganz die alte Festival-Schule, gibt es ebenfalls. Da der Motor während des anderthalbstündigen Konzerts nicht laufen darf, bleibt die Klimaanlage beschäftigungslos. Aber jeder schwitzt diesmal für sich. Das Regelwerk ist deutlich. „Bitte im Wagen bleiben“, sagen Aufpasser zwischendurch. Für ein hastiges Handyfoto öffnet sich manchmal kurz die Türluke.
Auto-Arena: Sondaschule legen nach
Ein Heimspiel gibt es für die Punk-Ska-Band Sondaschule am Freitag, 3. Juli, in der Auto-Arena. Die Band aus Oberhausen und Mülheim wird ab 21 Uhr auftreten. Es gibt nur noch Restkarten ab 85 Euro pro Pkw mit zwei Erwachsenen.
Long Distance Calling rollen am Donnerstag, 2. Juli, auf die Anlage am Centro Oberhausen. Eintrittskarten für die Post-Rock-Band aus Münster gibt es ab 76 Euro pro Pkw mit zwei Erwachsenen und maximal drei Kindern zwischen 3 und 12 Jahren.
Die in den Autos aufgedrehten Musik-Anlagen sorgen für ein voluminöses Grundrauschen. Die Band hat Spaß. „Heute ist der Tag, an dem ihr alle Features eures Autos ausprobieren könnt“, sagt Jennifer Haben. Der Applaus funktioniert mit der Hupe. Eigentlich soll es die Lichthupe sein. Und nur diese. Doch auch die akustische Hupe wird zwischendurch gedrückt – was auf Kommando schon ulkig klingt.
Während das kurze Hupkonzert die Sängerin schmunzeln lässt, fährt ein Güterzug am Festivalgelände vorbei und beteiligt sich mit einem Tröten aus der Lokomotive. Vielleicht vereint das Motto: Lass Rock’n’rollen!