Oberhausen. Auf der Mülheimer Straße in Oberhausen wirbt ein unbekannter Anbieter tagelang für eine kriminelle Website. Plakatwand-Betreiber reagiert.

Auf einer Anzeigetafel an der Mülheimer Straße, eine der Hauptverkehrsadern in Oberhausen, hat in den vergangenen Tagen ein Online-Shop für den Kauf von Drogen und mutmaßlich gestohlenen Kreditkartennummern sowie Accountdaten geworben. Das Werbeplakat, gestaltet mit der Imitation eines Terroristen und mit einem QR-Code, fiel bei der Prüfung der Awk Außenwerbung GmbH durchs Raster – dafür reagierte das Koblenzer Unternehmen nach Bekanntwerden am Freitag schnell.

Das Werbeplakat an der Ecke Mülheimer Straße/Tannenbergstraße stach einem Bürger am Donnerstagvormittag sofort ins Auge. Auf der Anzeige prangte eine Nachbildung der historischen Person Guy Fawkes, der im 17. Jahrhundert ein Sprengstoffattentat auf das englische Parlament versuchte – und mit seiner schwarz-weißen Maske spätestens seit dem Comicroman sowie dem folgenden Kinofilm „V wie Vendetta“ weltbekannt wurde.

Maske als Symbol für Widerstand, Gemeinschaft und Verschwiegenheit

Die Maske benutzen seit den 2010er-Jahren unter anderem die Bewegungen Occupy-Wall-Street und Anonymous, um zum Beispiel gegen Turbokapitalismus, Überwachung und das Urheberrecht zu protestieren. Sie symbolisiert gleichsam Gemeinschaft und Verschwiegenheit – auf Letzteres zielen wohl die Initiatoren des Plakats ab. Denn als der Bürger den großen QR-Code scannte, landete er auf einer Website mit .to-Endung (Domain des Königreichs Tonga).

Ihn empfing dort das gezeichnete Bild einer Lounge mit Sofa, auf der ebenfalls ein maskierter Mann Platz nimmt. Dazu Kategorien in rot und schwarz gehalten, in denen Drogen wie Ecstasy und Kokain, Accountdaten von Amazon sowie Kreditkartennummern angeboten werden.

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„Mein erster Gedanke war nur: Wie ist es möglich, dass Kriminelle in Deutschland so Werbung machen können? Ich war schockiert, als ich die Website aufgerufen habe“, schreibt der Bürger, der nach eigenen Angaben aufgrund der Brisanz des Themas anonym bleiben möchte. Danach habe der Mann die Behörden verständigt – und wurde wegen fehlender Zuständigkeit abgewiesen.

Stadt und Polizei Oberhausen nehmen Ermittlungen auf

Am Freitagvormittag äußert sich die Stadt Oberhausen folgendermaßen: „Wir haben die Polizei und den Betreiber informiert und stehen in Kontakt. Nach Rücksprache mit dem Rechtsamt überkleben wir das Plakat nicht, um erstmal eine Beweislage sicher zu stellen.“ Polizeisprecher Maik Podlech bestätigt: „Der Vorgang wurde an die Direktion Kriminalität gesteuert und wird dort geprüft. Auf den ersten Blick sieht es wie eine professionelle Website aus, für uns ist so ein Vorgang das erste Mal.“ Kurz darauf machen sich Polizisten vor Ort ein Bild von der Situation.

Betreiber der Website sind unbekannt

Die Betreiber der Website bleiben vorerst unbekannt. Unter den Reitern „Kontakt“ und „Support“ erscheint eine E-Mail-Adresse sowie ein längerer Zahlencode, der zur Verschlüsselung einer E-Mail dient.

Auf der Homepage findet sich außerdem eine Anleitung für den Bestellvorgang. Auch gibt es ein ausführliches Frage- und Antwort-Stück, selbst an die Datenschutzerklärung und die AGBs haben die Betreiber gedacht.

Eine Prüfung findet zur gleichen Zeit auch in Koblenz statt, wo die Awk Außenwerbung GmbH als Betreiber der Werbetafel sitzt. Zunächst fällt man dort aber aus allen Wolken. So etwas sei in dieser Form schließlich noch nicht vorgekommen, betonen zwei Mitarbeiterinnen des Unternehmens. Wahrscheinlich seit dem 9. Juni hänge das Plakat an der viel befahrenen Straßenkreuzung, heißt es weiter – viele Punkte bleiben dagegen vorerst ungeklärt.

Awk-Sprecherin: Sichtung hat stattgefunden

Dazu gehört auch die Frage, wie ein maskierter Terrorist, der Spruch „jeder trägt eine Maske… doch wer steckt dahinter?“ und ein großer QR-Code nicht genug Aufmerksamkeit im Unternehmen erregten, um genauer geprüft zu werden. „Eine Sichtung des Motives durch unsere Fachabteilung hat stattgefunden. Zum Auftraggeber selbst haben sich keine Auffälligkeiten ergeben“, sagt Stefanie Erlinghagen, Leiterin der Unternehmenskommunikation.

Überklebt: Am Freitagmittag reagierte die Awk Außenwerbung GmbH und machte das Werbeplakat unkenntlich, die Polizei ermittelt.
Überklebt: Am Freitagmittag reagierte die Awk Außenwerbung GmbH und machte das Werbeplakat unkenntlich, die Polizei ermittelt. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Und weiter: „Auf dem Motiv selbst befinden sich keine sittenwidrigen oder offenkundig kriminellen Inhalte. Für den Inhalt der Webseite können wir keine Verantwortung übernehmen. Unsere Rechtsabteilung überprüft, was nun zu tun ist.“

Das Unternehmen reagierte am Freitagmittag, das Werbebanner verschwand von der Bildfläche. Weitere Plakate, so Erlinghagen, seien in Oberhausen nicht zum Aushang gebracht worden.

Anmerkung:

Auch netzpolitik.org publizierte zu dem Thema am Freitag (12. Juni) einen Artikel. Darin heißt es: „Die Person, die über eine Web.de-Adresse kommuniziert und gerade noch ein empörter Bürger war, deutet auf Nachfrage eine Beteiligung an dem Internetshop an.“