Oberhausen. Die Stadt Oberhausen arbeitet an einem Ferienbetreuungsangebot in Corona-Zeiten. Eltern sorgen sich darum, einen der wenigen Plätze zu ergattern.
Eigentlich ist es eine gute Nachricht: „Die Stadt nimmt die Absage der Ferienspiele zurück“, berichteten wir vor rund drei Wochen. Nun haben Eltern erste Details erfahren – und schon gibt es Unmut über das begrenzte Angebot an Ferienbetreuung in diesem Sommer.
Wegen der Corona-Pandemie hatten Krisenstab und Jugendamt bereits Ende April entschieden, die übliche Betreuung für Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren sowie das „Action Guide“-Programm für Jugendliche in den Sommerferien komplett ausfallen zu lassen. Mit den Corona-Lockerungen und nach Protesten entschloss sich die Stadt, doch noch ein eingeschränktes Betreuungsangebot auf die Beine zu stellen.
Der aktuelle Elternbrief des Jugendamtes macht deutlich, wie mager das Ferienangebot ausfällt. Der Brief informiert Mütter und Väter schon mal vorab über das Verfahren, bevor in der kommenden Woche genauere Angaben über das Programm folgen. Demnach wird es in der ersten Ferienhälfte zwölf Standorte in verschiedenen Offenen Ganztagen geben. In der zweiten Ferienhälfte sind zehn Standorte zum Teil in Jugendeinrichtungen und in Schulen vorgesehen.
300 Plätze für die erste Ferienhälfte, 250 für die zweite
Je Standort können maximal 25 Kinder teilnehmen, schreibt die Stadtverwaltung. Das würde bedeuten, dass es in den ersten drei Wochen 300 Betreuungsplätze gibt und in den zweiten drei Wochen 250 Plätze. Zum Vergleich: An den Ferienspielen 2019 haben rund 1900 Kinder teilgenommen, der Action Guide hatte 1200 Teilnehmer. Der Bedarf ist also schon zu normalen Zeiten um ein Vielfaches größer, nach wochenlangen Corona-Schulschließungen aber wohl noch höher, weil Eltern Urlaubstage abgebaut haben, um ihre Kinder zu Hause zu betreuen.
So geht es zum Beispiel der alleinerziehende Mutter eines siebenjährigen Mädchens. Die Oberhausenerin ärgert sich darüber, dass Eltern erst kurz vor Ferienstart (26. Juni) erfahren werden, ob und wann ihre Kinder überhaupt an der Ferienbetreuung teilnehmen können. „Mein Arbeitgeber findet das nicht wirklich witzig, dass ich ihm immer noch nicht sagen kann, ob ich in den ersten drei Wochen Urlaub brauche und meine Patienten finden das auch nicht gut“, sagt die Physiotherapeutin. Sie kritisiert, dass zwar die Wirtschaft wieder hochgefahren wird, die Leute also an ihre Arbeitsplätze zurückkehren sollen, aber es kein ausreichendes reguläres Betreuungsangebot gibt.
Der Eingangsstempel gilt
Ihre Kritik entzündet sich auch an den Kriterien (beide Elternteile müssen berufstätig sein und müssen eine Erklärung des Arbeitgebers vorlegen, dass kein Urlaub gewährt werden kann) und dem „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst“-Prinzip, das in dem Infozettel aus dem Rathaus deutlich wird: „Da die Zahl der Plätze begrenzt ist, wird eine Vergabe nach Eingang beim Fachbereich 3-1-50 vorgenommen. Es zählt der Eingangsstempel der Stadt Oberhausen.“ Dann heiße es wohl „Pech gehabt“, fragt sich die Mutter und findet das Verfahren und auch die Kommunikation „sehr merkwürdig“. Die Stadt hätte früher mit den Planungen anfangen müssen.
Wie machen es andere Städte?
Die Oberhausener Ferienangebote stellen normalerweise viele verschiedene Kooperationspartner bereit – wie Vereine, Kirchen, Träger der Kinder- und Jugendarbeit, Jugendverbände, Selbstständige und städtische Einrichtungen.
Wie machen es andere Städte in Corona-Zeiten? Duisburg bietet für 180 Grundschulkinder in den ersten drei Wochen an sechs Schulen eine Betreuung an – mindestens ein Elternteil muss allerdings einen systemrelevanten Beruf ausüben.
Familiendezernent Jürgen Schmidt hat für die Betreuungswünsche „großes Verständnis“. Die Organisation eines Alternativ-Angebots sei aufgrund der Corona-Beschränkungen viel früher nicht möglich gewesen. Seit Anfang Mai, nach den Lockerungen, seien Stadt und Träger intensiv in den Vorbereitungen. Es stehe allerdings nicht genügend Personal zur Verfügung. Aber Schmidt versichert: „Das Betreuungspaket für die Ferien ist noch nicht fertig. Wo es möglich ist, werden wir die Kapazitäten ausweiten und für schwierige Situationen hoffentlich eine Lösung finden.“
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Zumal sich am Freitag noch die neue Situation ergeben habe, dass Grundschulen und der Offene Ganztag ab 15. Juni wieder in den Regelbetrieb gehen. Was das für die Ferien bedeutet, müsse noch geklärt werden. „Und wie die Träger des Offenen Ganztags sich organisieren“ konnte Jürgen Schmidt am Freitagnachmittag noch nicht beantworten.