Oberhausen. Geschenke für gefahrene Kilometer und Daten-Spenden zur Verbesserung des Radverkehrs: Wie Oberhausen bald per App das Fahrradfahren fördern will.
Um den Radverkehr in Oberhausen voranzutreiben, arbeitet die Stadt an einer speziellen Fahrrad-App mit dem Namen „Radrouten“. Diese sollen sich Radler bald kostenlos aufs Handy herunterladen können. Das kleine Programm lotst Nutzer durch den Stadtverkehr, schlägt Routen vor und informiert über aktuelle Themen rund ums Fahrrad.
Die App enthält sogar ein Belohnungssystem, damit sich mehr Menschen auf ihr Zweirad setzen. Gefahrene Rad-Kilometer werden dabei über die App mit Punkten belohnt, die man künftig für kleine Geschenke oder Vergünstigungen in Oberhausener Cafés und Geschäften einlösen kann. Zusätzlich will die Stadt beispielsweise Handyhalterungen oder Powerbanks als kleine Geschenke für fleißige Fahrer spendieren.
Projekt von der Corona-Krise ausgebremst
„Wir sind noch auf der Suche nach Projektpartnern, wurden aber durch die Corona-Krise total ausgebremst“, sagt Marcel Knauff, Nahmobilitätsbeauftragter der Stadt. Ursprünglich sollte die App schon im April an den Start gehen – pünktlich zum Beginn der Fahrradsaison. Doch daraus wird nichts. Ein neuer Starttermin steht noch nicht fest. Knauff hofft nun auf eine Veröffentlichung im Sommer.
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Für das Modell-Projekt stehen 400.000 Euro bereit, die zu 90 Prozent vom Bund kommen. „Wir haben allein ein Werbe-Budget von 120.000 Euro“, betont Knauff, der eine große Werbekampagne anstrebt. Das war früher bei Zweirad-Themen undenkbar, ist jetzt aber mit Blick auf Umwelt und Klima politisch gewollt. Die Fördertöpfe sind prall gefüllt.
Entwickelt wird „Radrouten“ von der Dortmunder Software-Schmiede Geomobile, die sich bereits mit der bekannten ÖPNV-App „Mutti“ der Bochumer und Gelsenkirchener Verkehrsbetriebe Bogestra einen Namen gemacht hat, aber auch im Fahrrad-Bereich einige Referenzen aufweisen kann.
Daten-Spende zur Verbesserung des Radverkehrs
Die App soll zusätzlich über eine Funktion verfügen, die besonders für Verkehrsplaner relevant ist: Wer die App verwendet, kann nämlich zustimmen, ob er seine Daten teilen möchte. Diese enthalten etwa per GPS getrackte Routenverläufe und werden anonymisiert an die Stadt gesendet. Mit den Daten soll dann ermittelt werden, wo sich der Fahrradverkehr im Stadtgebiet verbessern lässt.
Zu wenige Oberhausener fahren Rad
Mit einem Radverkehrsanteil von 6,5 Prozent liegt Oberhausen deutlich unter dem bundesweiten Schnitt von etwa 10 Prozent. Zum Vergleich: Spitzenreiter ist der Autoverkehr mit einem Anteil von rund 57 Prozent.
Der Regionalverband Ruhr (RVR) möchte langfristig im sogenannten „Modal Split“ bei Autos, ÖPNV, Radfahrern und Fußgängern jeweils einen Anteil von 25 Prozent im Gesamtverkehrsaufkommen erreichen.
Die Stadt Oberhausen arbeitet derzeit an einem eigenen Mobilitätskonzept und setzt sich noch einmal andere Zielzahlen. Nahmobilitätsmanager Marcel Knauff geht etwa davon aus, dass ein Radverkehrsanteil von 15 Prozent in den nächsten zehn Jahren ein realistisches Ziel sein könnte.
„Wir erhoffen uns Aussagen darüber, wo viele Radfahrer sind“, erläutert Marcel Knauff. „Zusätzlich erfahren wir, wo Fahrradfahrer überdurchschnittlich lange an der Ampel warten müssen und können am Ende Ampelphasen besser planen.“
Anteil der Radler gegenüber Autofahrern äußerst gering
Damit die städtischen Verkehrsplaner aus den Daten verlässliche Schlüsse ziehen können, müssten allerdings viele Nutzer mitmachen – vorteilhaft wäre ein repräsentativer Schnitt aus 1000 Radlern, vom Alltags- über den Gelegenheits- hin zum Extremradfahrer, meint der Nahmobilitätsmanager. Mit dem Modellprojekt könnte die Stadt so eine Lücke schließen, und „einen Riesenfortschritt“ in Sachen Radverkehrs-Daten machen. Denn anders als beim Pkw-Verkehr, über den ein enormes Wissen vorliege, tappe man nach Angaben von Marcel Knauff hier noch im Dunkeln.
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