Oberhausen. Flüchtlingsheime gelten als Hotspots für Corona-Ausbrüche. Infizierte gab es auch in einer Oberhausener Einrichtung. Was die Stadt anders macht.

Berlin, Bonn, Frankfurt, Mainz: Deutschlandweit sind Flüchtlingsunterkünfte aufgrund der räumlichen Enge als besondere Hotspots für massenhafte Coronavirus-Ausbrüche in die Schlagzeilen geraten. Wir haken nach, wie es in Oberhausen aussieht – und sind überrascht.

Denn auch in unserer Stadt hat es – bereits im April – zwei Corona-Fälle im Flüchtlingsheim an der Duisburger Straße gegeben. Eine Ausbreitung des Virus hatten Stadt, DRK Oberhausen und die Feuerwehr aber verhindern können. Wie ist ihnen das gelungen?

Stadtsprecher Martin Berger erzählt: „Nachdem ein bestätigter Fall bekannt geworden ist, hat die Stadt umgehend eine Reihenuntersuchung aller Bewohner durchgeführt.“ Zwei Corona-Fälle habe es insgesamt gegeben. Das Gesundheitsamt ordnete sofort eine entsprechende Quarantäne für die betroffene Gemeinschaftsunterkunft an. So weit, so gut. Die gleichen Maßnahmen haben auch die anderen Städte ergriffen. Dennoch werden dort bis heute immer weitere Infektionen bekannt. In einer Flüchtlingsunterkunft in Berlin kletterte die Zahl der Infizierten innerhalb weniger Tage von sieben auf knapp 30. Was hat Oberhausen also anders gemacht?

Krankheitssymptome sofort ernst genommen

Ganz klar dies: Die Betreuerinnen vom DRK hatten schon lange vorher ein gutes Vertrauensverhältnis zu den Bewohnern aufgebaut. Die ersten Krankheitssymptome wurden sofort ernst genommen. Außerdem sind die Unterkünfte derzeit nur zu rund 70 Prozent belegt.

Die Versorgung der Menschen während der Quarantäne hat das Deutsche Rote Kreuz in Oberhausen übernommen. „Über zwei Wochen mussten alle 139 Bewohner mit warmen Mahlzeiten, Lebensmitteln und Artikeln des täglichen Bedarfes versorgt werden“, führt Berger aus. Zum Schutz des Personals habe die Berufsfeuerwehr Schutzmasken und Einweghandschuhe zur Verfügung gestellt. „Und wir haben einen 24-stündigen Sicherheitsdienst installiert, um die Einhaltung der Quarantäne zu kontrollieren.“

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Verständlicherweise hätten all diese Maßnahmen bei einigen Betroffenen auch zu einer Verunsicherung geführt. „In dieser Situation war es deshalb sehr wichtig, dass auch die vertrauten Betreuerinnen vor Ort waren, um die angespannte Situation zu beruhigen und das Vertrauen der isolierten Menschen nicht zu verlieren“, betont Berger. Genau dies gelang.

Dabei seien die Sprachkenntnisse der DRK-Mitarbeiterinnen sowie der zusätzliche Einsatz von Laien-Übersetzern und Helfern aus dem Kreis der Bewohner wesentlich gewesen. „So konnten wir den Menschen die Wichtigkeit dieser Maßnahmen und der Teilnahme an den Tests nahebringen“, meint Berger.

Großer Dank auch an die Caritas und das Restaurant Teatro

Um im Falle des Falles für mehr Abstand unter den Bewohnern sorgen zu können, hatte die Stadt auch die Unterkunft an der Ruhrorter Straße in Bereitschaft gehalten. Die ist zwar im Moment nicht mehr in Betrieb, hätte aber ruck, zuck einsatzklar gemacht werden können, wie Dezernent Frank Motschull versichert. „Im weiteren Verlauf war dies jedoch gar nicht mehr erforderlich.“

Die Unterkünfte sind zu 70 Prozent belegt

In den städtischen Gemeinschaftsunterkünften sind aktuell 527 von insgesamt 763 Plätzen belegt. Das entspricht einer Auslastung von rund 70 Prozent.

Die Flüchtlinge sind über die Betreuungsverbände (DRK und Diakonisches Werk) und die kommunale Sozialarbeit über die Hygieneregeln im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie aufgeklärt worden. Mehrsprachige Aushänge weisen auf Hände waschen, Husten in Armbeugen und die Abstandsregeln hin.

Motschulls großer Dank in dieser Situation gilt auch der Caritas und dem Restaurant Teatro für ihre Solidaritätsaktionen. „Die Caritas stellte selbstgenähte Mund-Nasen-Masken für alle Bewohner zur Verfügung und ergänzte diese Spende durch Lebensmittelpakete.“ Das Restaurant Teatro habe für alle Pizza und Pasta zubereitet und das Essen zusammen mit alkoholfreien Getränken zur Unterkunft gebracht.

So habe die Stadt die Krise schließlich glücklich bewältigen können. Nach weiteren Testungen und dem Ablauf der Fristen konnte die Quarantäne vom Gesundheitsamt schließlich wieder aufgehoben werden. Hinweise auf weitere Infektionen in Oberhausener Flüchtlingsunterkünften liegen derzeit nicht vor.