Oberhausen. Bei einer Demonstration am Mittwoch in Oberhausen machen die Reisebüros deutlich: Ohne Staatshilfen überleben wir die Corona-Pandemie nicht.
Reisebüros aus dem Ruhrgebiet, von Wattenscheid über Gladbeck bis Oberhausen, haben am Mittwoch auf dem Altmarkt demonstriert, um auf ihre existenzbedrohte Lage aufmerksam zu machen. Gegen die Folgen der Corona-Pandemie müsse ein Reise-Rettungsschirm der Regierung her, forderten die 40 Tourismus-Experten. Der Tenor: „Wir sind als erste in die Krise rein und kommen als letzte wieder raus. Wir brauchen Hilfe.“
Auf den Altmarkt strahlt die Sonne. In einem abgesperrten Bereich stehen und sitzen größtenteils Frauen mit Abstand zueinander, eingerahmt von Plakaten, Plastikpalmen und vielen Reisekoffern. Es werden Erinnerungsfotos geschossen, fast kommt Urlaubs-Feeling auf.
Die Reisebranche im Ausnahmezustand
Bis sich um fünf nach zwölf Anke Flühr das Mikrofon schnappt. Die Inhaberin des Holtener Reiseparadieses, zusammen mit Mitarbeiterin Iris Meinke sowie Katja und Marco Schellöh Initiatorin der Demonstration, malt das Bild einer Branche im Ausnahmezustand.
Eine Prognose, wann und wie gereist werden könne, lasse sich nicht treffen, sagt Flühr. Airlines und Reiseveranstalter seien schwer bis gar nicht zu erreichen. Die Nachrichten verzweifelter Menschen landeten deshalb auch auf den Tischen der Reisebüros – zusätzlich zu den Bestandskunden, deren stornierte Reisen abgewickelt werden müssten, während gleichzeitig dafür die Provision vom Konto verschwinde. Ein doppeltes Minusgeschäft. Die Inhaberin: „Wir sind seit mehr als acht Wochen ohne Verdienst. Wir dürfen zwar wieder öffnen, aber was sollen wir verkaufen?“
10,8 Milliarden Euro Umsatzausfall durch abgesagte Reisen
Mit Zahlen verleiht Anke Flühr ihren Worten mehr Nachdruck. 2,9 Millionen Arbeitsplätze in der Tourismus-Branche erwirtschafteten bislang einen Anteil von vier Prozent am Bruttosozialprodukt, durch abgesagte Reisen sei alleine bis Ende Juni schon ein Umsatzausfall in Höhe von 10,8 Milliarden Euro aufgelaufen, betont die Oberhausenerin. Und sagt mit Bedauern: „Die Politik scheint uns zu übersehen.“
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Die ist am Mittwoch in Person der SPD präsent. Sowohl die Landtagsabgeordnete Sonja Bongers als auch Oberhausens Oberbürgermeister-Kandidat Thorsten Berg hören sich die Sorgen der Reisebüros an, stellen sich den teils kritischen Fragen – können in ihren Reden aber nicht viel mehr als aufbauende Worte vermitteln.
Staatshilfen gegen den Bankrott
„Ich weiß, in welcher Krise sie stecken. Ich stehe an ihrer Seite und versuche, dass sich die Politik für ihre Belange einsetzt“, sagt Bongers. Wie das gehen soll, machen die 40 Tourismus-Experten deutlich: Mit Staatshilfen gegen den Bankrott, und bitte möglichst schnell. Anke Flühr: „Jede Minute zählt.“