Oberhausen. Kaum ein Passant ist ohne Mund-Nasen-Schutz unterwegs, ob selbst geschnibbelt oder aus der Apotheke. Noch gibt’s bei Verstößen kein Bußgeld.

Das nächste magische Datum in der Corona-Krise: 27. April 2020 – Maskenpflicht! Die Oberhausener zeigen an diesem Wochenbeginn, dass sie die Corona-Regeln weiterhin ziemlich strikt befolgen wollen. Die Szenerie auf Straßen und Plätzen in der Stadt spiegelt diese Bereitschaft jedenfalls eindeutig. Kaum ein Passant ist ohne Mund-Nasen-Schutz unterwegs.

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Das beginnt zum Beispiel schon an den Haltestellen, und nicht erst im Stoag-Bus. Denn in NRW zählen auch die Haltestellen und entsprechenden Bahnhofsbereiche zur Maskenpflicht-Zone. „Na, heute Maskenball?“, ruft auf dem Bahnhofsvorplatz eine Passantin einem Bekannten spontan zu – Oberhausener Humor in Zeiten der Corona-Krise. Nicht weit davon entfernt wartet Erich Lingk auf den Stoag-Bus in Richtung Knappenviertel. Tragen Sie gern Maske? „Nein, überhaupt nicht“, sagt der 81-Jährige. „Meine Brille beschlägt dann immer so schnell.“ Den Mund-Nasen-Schutz aus blauem Stoff hat ein Bekannter für ihn gebastelt. Sieht ziemlich schick aus.

Hat für einen ausreichenden Vorrat gesorgt: Apotheker Thomas Hartenstein von der Ruhrland-Apotheke zeigt hinter der Schutzscheibe einen dreilagigen Mund-Nasen-Schutz.
Hat für einen ausreichenden Vorrat gesorgt: Apotheker Thomas Hartenstein von der Ruhrland-Apotheke zeigt hinter der Schutzscheibe einen dreilagigen Mund-Nasen-Schutz. © FFS | Kerstin Bögeholz

Die meisten Passanten sind weniger top-modisch unterwegs. Sie tragen die dreilagigen OP-Masken. Diese Masken hat jetzt auch Apotheker Thomas Hartenstein von der Ruhrland-Apotheke vorrätig. Viele Kundinnen und Kunden versorgen sich hier am Montagmorgen mit dem nun so wichtigen Alltags-Utensil. Auch Schutzhandschuhe und Desinfektionstücher sind zum Beispiel verstärkt gefragt. Das Team der Ruhrland-Apotheke muss derweil selbst keine Masken tragen, denn große Plexiglas-Schutzscheiben trennen in der Apotheke Kundschaft und Mitarbeiter. „Es ist gut, dass jetzt die Maskenpflicht gilt“, sagt Thomas Hartenstein. „So wird deutlich, dass die Gefahr durch Corona noch längst nicht vorbei ist, sondern dass es jederzeit zu einer großen, neuen Infektionswelle kommen kann, wenn wir nicht weiterhin äußerste Vorsicht walten lassen.“

Offenbar wird mit Blick aufs Maskentragen auch gerne improvisiert. Ein Passant erzählt uns, dass er beim Discounter ein Kinder-T-Shirt aus atmungsaktivem Stoff gekauft hat und sich daraus einen Mund-Nasen-Schutz geschnibbelt hat.

Jörg Bode vom Zeitschriften- und Lottoladen am Saporishja-Platz hat sich mit einen regelrechten Schutzhelm ausgestattet, um die Kundschaft zu bedienen.
Jörg Bode vom Zeitschriften- und Lottoladen am Saporishja-Platz hat sich mit einen regelrechten Schutzhelm ausgestattet, um die Kundschaft zu bedienen. © FFS | Kerstin Bögeholz

Jörg Bode vom Zeitschriften- und Lottoladen am Saporishja-Platz trägt derweil einen regelrechten, kleinen Schutzhelm und bedient auf diese Weise die Kundschaft, die hier aus Platzgründen nur einzeln eintritt. „90 Prozent der Kundinnen und Kunden halten sich an die Maskenpflicht“, sagt er. Und wenn man die übrigen zehn Prozent freundlich darauf anspreche, zeigten sie Einsicht und Verständnis. So nickt ein Kunde, der keine Maske trägt, nur kurz, als er von Jörg Bode darauf angesprochen wird – der Mann verspricht, gleich wieder zu kommen. Mit Mund-Nasen-Schutz.

Auf solche Einsicht und Vernunft hofft auch der Leiter des Corona-Krisenstabs, Michael Jehn. „Wir setzen weiterhin auf die gezielte Ansprache bei Verstößen gegen die Corona-Regeln“, sagt der Dezernent. Die Erfahrung der letzten Wochen habe gezeigt, dass dies meistens Wirkung zeige. Es sei allerdings wünschenswert, dass auf Bundesebene schon bald ein neues, einheitliches Bußgeld festgelegt werde – für alle jene Fälle, in denen trotz gezielter Ansprache weiter gegen die Maskenpflicht verstoßen werde.