Oberhausen. Zu wenig Schutzkleidung, Ungewissheit mit Corona-Patienten: Eine Krankenpflegerin aus Oberhausen schildert die Zustände der vergangenen Wochen.

"Ich fühle mich nicht mehr sicher." Diese Aussage - in Zeiten von Corona kein Wunder. Die meisten Bürger haben Angst, sich anzustecken. Im Park, im Supermarkt, in öffentlichen Verkehrsmitteln. Doch dieser Satz kommt nicht von jemandem, der sich im Alltag größtenteils abschotten kann. Er kommt von einem Menschen, der jeden Tag mit Krankheit in Berührung kommt und dem jeder Respekt in dieser schwierigen Zeit zollt: einer Krankenpflegerin.

Clara M.* arbeitet in einem Oberhausener Krankenhaus. Und sie hat täglich Angst, zur Arbeit zu gehen. "Es geht nicht darum, Angst vor dem Virus zu haben. Respekt haben wir alle", berichtet sie. Doch die Zustände im Krankenhaus seien in den vergangenen Wochen nicht tragbar gewesen. "Die Mundschutze waren abgezählt. Wir bekamen manchmal nur einen pro Tag. Für alle Patienten. Den mussten wir immer wieder verwenden."

"Dem Virus schutzlos ausgeliefert"

Die Not ist groß - seit Wochen gibt es Berichte von Engpässen bei Lieferungen von Schutzkleidung, von Rationierung, von gestiegenen Preisen. Doch kann es sein, dass sich das Personal in Krankenhäusern nicht richtig schützen kann? "Es gibt Corona-Patienten in diesem Krankenhaus und wir sind dem Virus quasi schutzlos ausgeliefert", erzählt Clara M. fassungslos.

Zeitweise waren die Kisten mit der Schutzausrüstung gähnend leer; FFP3-Masken gab es kaum, die nötigen undurchlässigen Schutzanzüge auch nicht. So musste improvisiert werden. "Wir mussten Pflege-Schürzen unter den normalen Kitteln tragen, da die undurchlässigen Kittel nicht verfügbar waren. Ob ich mich den Viren ständig ausgesetzt habe, weiß ich teilweise gar nicht."

Situation wieder etwas entspannter

Die Situation war verfahren. Auch Verdachtsfälle mussten ohne die sicheren Spezial-Masken untersucht und gepflegt werden. "Wer garantiert mir, dass diese Menschen nicht positiv sind? Wir alle haben mit extrem hohen Risiko gearbeitet. Wenn man einen Kranken pflegt, kann man keinen Sicherheitsabstand einhalten." Mittlerweile sei die Situation etwas entspannter, es gäbe wieder mehr Kittel und Masken. "Aber wirklich geschützt fühlen wir uns immer noch nicht."

*Name geändert