Oberhausen. 4000 Brautkleider auf 1200 Quadratmetern: Der niederländische Anbieter Weddings möchte in Oberhausen einen neuen Standort eröffnen.

Ein Erlebniscenter für Brautmoden soll ganz in der Nähe des Centro Oberhausen entstehen. Einen entsprechenden Bauantrag hat die Immobilien-GmbH Euro Auctions gestellt. Euro Auctions vermarktet das ehemalige Stahlwerksgelände gegenüber dem Centro und möchte dort nun offenbar auch als Bauherrin ein entsprechendes Gebäude errichten und anschließend vermieten.

So lässt es der Bauantrag zumindest vermuten. Auf Nachfragen zu dem Projekt reagiert das Unternehmen mit Hauptsitz in Nordirland und einer Niederlassung in Dormagen bislang nicht. Traditionell hält sich Euro Auctions aber mit Auskünften zu der Entwicklung des Geländes am Brammenring äußerst bedeckt.

Weddings betreibt Hauptgeschäft in Rotterdam

Aus den Unterlagen für den Bauantrag geht hervor, dass das Baugrundstück knapp 3300 Quadratmeter umfasst. Entstehen soll darauf ein zweigeschossiges Gebäude, Mieter soll das niederländische Unternehmen Weddings werden, das auf einer Verkaufsfläche von gut 1200 Quadratmetern hauptsächlich Brautkleider, aber auch Anzüge und Festmode für Herren und Kinder anbieten möchte. Damit wäre die Verkaufsfläche in Oberhausen rund doppelt so groß wie im Hauptgeschäft von Weddings am Rand der Innenstadt von Rotterdam.

Auf einem freien Teil des ehemaligen Stahlwerksgeländes soll ein Brautmoden-Erlebniscenter des niederländischen Unternehmens Weddings entstehen.
Auf einem freien Teil des ehemaligen Stahlwerksgeländes soll ein Brautmoden-Erlebniscenter des niederländischen Unternehmens Weddings entstehen. © FUNKE Foto Services | Gerd Wallhorn

Aus rund 4000 Modellen sollen künftige Bräute wählen können. Laufkundschaft wird es am Oberhausener Standort nicht geben, für Kundinnen soll der Besuch ein persönliches Erlebnis (daher Erlebniscenter) werden. Sie benötigen zwingend einen Termin. Das Konzept sieht vor, dass sich die Frauen bei einem ersten Termin das Modell aussuchen. Weddings bestellt das ausgewählte Kleid dann beim Hersteller in der entsprechenden Kleidergröße. Bei einem zweiten Termin erfolgt die Anprobe, nötige Änderungen werden von der hauseigenen Schneiderei durchgeführt. Bei einem dritten Termin holt die Kundin ihr Kleid dann ab.

Hürden für den Einzelhandel

Die Ansiedlung eines Verkaufsgeschäftes auf dem alten Stahlwerksgelände ist mit einigen Hürden verbunden. Denn zulässig sind nur Waren, die nicht zentrenrelevant sind. Branchen, die für die Innenstädte relevant sind, dürfen sich nicht ansiedeln. Um dies zu prüfen, hat Euro Auctions bereits 2017 ein Gutachten bei der Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung (GMA) in Auftrag gegeben, das nun noch einmal in aktualisierter Form vorliegt. Die Gutachter werten Brautmode im Gegensatz zum klassischen Textil-Einzelhandel als nicht zentrenrelevant ein. Herrenanzüge und festliche Kindermode dagegen seien zentrenrelevant – allerdings erwartet das Unternehmen Weddings laut Studie einen Verkaufsanteil dieser Sparte von nur zehn Prozent.

Stand bei Decathlon und XXXL Rück

Auch der Sportartikelhändler Decathlon und das Möbelgeschäft XXXL Rück sollen auf das alte Stahlwerksgelände am Brammenring ziehen. Einen Zeitplan gibt es derzeit nicht. Gegen die Ansiedlung von Decathlon hatten die Städte Bottrop, Essen, Duisburg und Gelsenkirchen bereits im September 2019 geklagt. Dieses Verfahren läuft noch, es stehen weitere Gutachten aus.

Mit XXXL Rück laufen derzeit „gute Gespräche“, wie Oberhausens Strategie-Dezernent Ralf Güldenzopf sagt. Es bleibt bei der Vorgabe: Das Möbelgeschäft darf sich nur auf dem Stahlwerksgelände niederlassen, wenn es die Stadtentwicklung im Schladviertel vorantreibt. Mittlerweile ist ein Planungsbüro eingeschaltet, das Konzepte sowohl für das Gelände am Brammenring als auch im Schladviertel entwickelt.

Nicht freuen über die Pläne des niederländischen Konzerns dürften sich dennoch die hiesigen Brautmodengeschäfte wie Younes Braut- und Abendmode in der City oder auch der bislang größte Anbieter in Oberhausen: Elme Brautmoden an der Teutoburger Straße. Die Gutachter prognostizieren zwar „spürbare wettbewerbliche Auswirkungen“, erwarten aber nicht, dass Weddings andere Brautmodengeschäfte in ihrer Existenz bedroht. Die etablierten Oberhausener Geschäfte waren – vermutlich aufgrund der Corona-Lage – für Nachfragen nicht zu erreichen.

Jährlicher Umsatz: bis zu 2,7 Millionen Euro

In die weitere Region wird das Oberhausener Brautmodencenter aus Sicht der Experten nicht sehr stark ausstrahlen. Große und etablierte Anbieter gebe es beispielsweise im Raum Köln, auch der Brautmoden-Hotspot in Duisburg-Marxloh mit mehr als 40 Geschäften im Stadtteil wird das Einzugsgebiet von Weddings einschränken.

Laut Studie der GMA geht Weddings davon aus, sechs bis acht Brautkleider am Tag zu verkaufen. Das Unternehmen rechnet mit einem jährlichen Umsatz von zwei bis 2,7 Millionen Euro.