Oberhausen/Stadtmitte. . Das Geschäft mit Brautmoden geht gut. Deshalb konnte Haitham Younes seinen Laden vergrößern. Entsteht in der Innenstadt eine Brautmeile?

37 Meter pures Weiß – das Schaufenster von Haitham Younes erstrahlt aus großer Entfernung festlich. Zukünftige Ehefrauen und Ehemänner bekommen hier alles, was sie für den einen, großen Tag brauchen. Schon der Blick durch die Eingangstür lässt die Augen von Bräuten mit Hang zu Schmuck glitzern, denn hinter ei­ner fest verschlossenen Vitrine warten sie nur, die silbernen Brautkronen – aufwendig verziert und deutlich schwerer als gedacht. Doch ist der neue Laden an der Ecke Helmholtzstraße/Friedrich-Karl-Straße nur der Auftakt? Holt Oberhausen gar die Brautmeile in Duisburg-Marxloh ein und lockt so selbst Kunden aus den Nachbarländern an? Inhaber Haitham Younes sieht dafür noch eine Menge Nachholbedarf.

„Zurzeit sind wir ja noch der einzige Laden hier auf der Straße, der Brautmode anbietet.“ Ein paar Häuser weiter verkauft sein Bruder zwar den passenden Schmuck wie Ringe und Ketten für Brautpaare, aber ansonsten ist die Friedrich-Karl-Straße eher bunt gestaltet: Da steht ein Kiosk, nebenan die Pizzeria oder der obligatorische Dönerladen; von Verhältnissen wie an der Weseler Straße in Duisburg ist bisher keine Spur. Auch Younes Laden ist derzeit ziemlich leer. Wieso die Kunden fernbleiben, hat allerdings einen einfachen Grund.

Haitham Younes vor einer Auswahl an Brautkleidern, die er anbietet.
Haitham Younes vor einer Auswahl an Brautkleidern, die er anbietet. © Gerd Wallhorn

„Das liegt am Wetter, die Leute haben keine Lust, bei dreißig Grad Kleider oder Anzüge anzuprobieren“, erzählt der 34-Jährige. Angst vor Einbußen hat er keine – sein Geschäft laufe gut. Die Kunden kämen von überall her, selbst Leute aus Kleve oder Köln seien bereit, sich für die weite Strecke ins Auto zu setzen. Woran das liegt? „Vielleicht weil wir deutlich günstiger verkaufen, als unsere Kollegen in Duisburg.“ Ein bordeauxroter Anzug samt Hose und Hemd kostet bei ihm 349 Euro. Dafür wolle so mancher Laden auf der „Brautmeile“ schnell das Doppelte. „Die sind halt viel bekannter als wir hier in Oberhausen. Dass man bei uns so günstig einkaufen kann, wundert viele Oberhausener.“

Seine Kunden würden zwar immer etwas mit nach Hause nehmen, „aber gerade große Gruppen mit Mama, Papa, Neffen, Nichten und Enkeln wollen oft handeln.“ Die Qualität seiner Fliegen, Westen und restlichen Kleider garantiere die Herkunft aus der Türkei und Frankreich. Sommer und Winterkollektion im klassischen Sinne? Fehlanzeige. „Wir versuchen immer aktuelle Modelle, gerne aus Italien, anzubieten.“

Zwei Farben dominieren

Dennoch sind die Favoriten bei den weiblichen Kunden klar. „Zu 99 Prozent sind die Brautkleider weiß und die Männer wollen natürlich oft einen schwarzen oder dunkelblauen Anzug – eigentlich schade“, findet Younes. Vor allem Man(n) müsse sich öfter mehr trauen. Ob sich noch andere Hochzeitläden in der Straße ansiedeln und den Sprung nach Oberhausen wagen, weiß Younes nicht.

Schön anzusehen, aber für Braut schwer zu tragen: die Brautkrone.
Schön anzusehen, aber für Braut schwer zu tragen: die Brautkrone. © Gerd Wallhorn

„Das Geschäft hier habe ich ja nicht ausgewählt, weil wir gar nichts verkaufen. Im Gegenteil: der Laden gegenüber war einfach zu klein – Brautkleider brauchen viel Platz.“ Vor drei Monaten vergrößerte er sich von 120 auf 180 Quadratmeter und seitdem steht das alte Geschäft leer. „Vielleicht findet sich ja jemand, der dort Brautmode verkaufen möchte – dann würde ich vermieten“, sagt der gebürtige Syrer. Dass das eine Weile dauern kann, hat er selbst erfahren. „Ich habe zwei Monate darauf gewartet, dass meine Ladenreklame genehmigt wird.“ Die Werbetafel direkt über dem Eingang ist auf Deutsch und Arabisch geschrieben, eben weil seine Kunden international sind. „Türken, Deutsche, Kurden, Araber oder wo­her auch immer – das ist doch egal. Alle wollen mal heiraten!“

Öffnungszeiten und Angebote

„Younes Brautmoden“ hat von Montag bis Samstag jeweils von 10.30 Uhr bis 18.30 Uhr geöffnet. Termine können jederzeit über Facebook oder Instagram per Nachricht abgesprochen werden.

Auch auf Maß wird gearbeitet. Zusätzliche Kosten für den Schneider variieren je nach Körperumfang.

Wer sich das Brautkleid nicht leisten kann oder will, kann hier auch Modelle ab 250 Euro leihen – die Reinigungskosten fangen bei 70 Euro an.