Oberhausen. Studie des Thinktanks CCP ermittelte unter 150 britischen Städten für Middlesbrough die höchste Gefahr. Die Region trauert bereits um 30 Tote.
In Oberhausens nordenglischer Partnerstadt Middlesbrough bestätigen sich die schlimmen Befürchtungen, die „Twinning Officer“ Julie Lewis ihren deutschen Partnern vor Ostern mitgeteilt hatte. Inzwischen vermeldet die 175.000-Einwohner-Stadt am Tees im Vereinigten Königreich „die höchste Rate von Covid-19-Infektionen außerhalb Londons“, bestätigte Bürgermeister Andy Preston der BBC.
„Gazette live“, das Internet-Portal der Lokalzeitung in der Partnerstadt, meldete zum Wochenende 30 Tote in der Region South Tees: Diese Erhebung ist nicht städtegenau, da die James Cook-Klinik in der Partnerstadt auch Patienten aus deren Nachbarstädten versorgt. Die Universitätsklinik ist inzwischen zweigeteilt: in eine Einheit, die sich ausschließlich Corona-Patienten widmet und in ein allgemeines Krankenhaus. Der regionale NHS, der staatliche britische Gesundheitsdienst, appelliert dringend an schwer Erkrankte, wegen Corona nicht zu zögern, das James Cook Hospital aufzusuchen.
Völlig ungenügende Zahl von Tests
Völlig unzuverlässig sind – englandweit wie regional – die Angaben der Corona-Infizierten: Sie erscheinen sehr niedrig, verglichen mit der bereits hohen Zahl Verstorbener. Demnach zählte Middlesbrough zum Ende der Vorwoche gerade 74 Corona-Infizierte, das benachbarte Stockton 70 und North Yorkshire insgesamt 163 Covid-19-Fälle. Diese vergleichsweise niedrigen Zahlen erklären sich allein aus der völlig ungenügenden Zahl von Tests auf der britischen Insel – „vor allem, wenn man sie mit Deutschland vergleicht“, wie „Gazette live“ schreibt.
Schlimmer noch, der junge überparteiliche Thinktank „Centre for Progressive Policy“ ermittelte in einer Gefährdungsanalyse, dass die Bürger von Middlesbrough im Königreich das höchste Risiko tragen, am Coronavirus zu sterben. Für ihre Risiko-Tabelle verglichen die CPP-Statistiker die Daten aus 150 Rathäusern zu Armut, Gesundheit und Todesursachen in der Bürgerschaft: Middlesbrough – dem die britische Regierung fünf Millionen Pfund an Nothilfe zugesagt hat – ist demnach der Pandemie am schutzlosesten ausgeliefert.
Klein-Klein um jede Einschränkung im Stadtleben
Auf die alarmierenden Daten verwies auch der parteilose und pro-europäische Bürgermeister Andy Preston gegenüber der BBC – und muss doch im Klein-Klein jede Einschränkung im Stadtleben verteidigen. So streitet Middlesbroughs Labour-Abgeordneter Andy McDonald dafür, die Parks wieder zu öffnen: „Sie sind in dieser Zeit für viele ein großer Trost.“ Wie trostlos die Situation für die Bürger der Partnerstadt ist – das lässt sich in „Laissez-faire“-Britannien noch nicht einmal zuverlässig in Zahlen ermitteln.