Oberhausen. Coronavirus: Nach dem Tod einer 91-Jährigen hatte das Martha-Grillo-Seniorenzentrum in Oberhausen alle Bewohner und Mitarbeiter testen lassen.

Der Schock sitzt tief: Eine 91-Jährige aus dem Martha-Grillo-Seniorenzentrum in Oberhausen ist am 17. April an einer Coronavirus-Infektion verstorben. Das Deutsche Rote Kreuz Oberhausen als Träger der Einrichtung und der Krisenstab der Stadt beschlossen, alle Bewohner und Mitarbeiter testen zu lassen. Jetzt steht das Ergebnis fest.

Alle 126 Testungen bei Bewohnern und Mitarbeitern des Martha-Grillo-Seniorenzentrums fielen negativ aus. Die Erleichterung im Haus ist groß. Dennoch soll es gleich am kommenden Donnerstag, 23. April, bei allen einen zweiten Test geben. Andrea Farnschläder (geschäftsführender DRK-Vorstand) erklärt, weshalb das so wichtig ist.

Der Coronavirus-Test sei mit einer Kopiermaschine für Erbmaterial vergleichbar. Der Test kann sogar Viren aufspüren, wenn noch keine Symptome vorhanden sind. Er gilt als sehr treffsicher. „Dennoch hängt das Ergebnis auch immer vom Stadium der Erkrankung ab“, weiß Farnschläder aus ihrer Mitarbeit im Krisenstab der Stadt Oberhausen.

Falsch negative Corona-Tests sind gerade in der Inkubationszeit möglich

In der Regel bricht das Coronavirus nach zwei bis 14 Tagen aus, erst dann sind Viruspartikel feststellbar. Deshalb sei es durchaus denkbar, dass jemand, der in den ersten Tagen dieser Inkubationszeit virusfrei getestet wurde, nach einigen Tagen doch am Coronavirus erkrankt, erläuterte auch Dr. Henning Karbach, Leiter des Oberhausener Gesundheitsamtes, bei anderer Gelegenheit.

Getestet werden deshalb erneut alle Mitarbeiter und Bewohner des Seniorenzentrums, die in den letzten drei Wochen Kontakt zu der verstorbenen Seniorin hatten. „Angefangen von den Pflegekräften, über die Reinigungsmitarbeiter, die Verwaltungsmitarbeiter, den Hausmeister, die Mitarbeiter vom Empfang – also wirklich jeder“, betont Farnschläder.

„Wir haben uns sehr gut vorbereitet, um unsere Bewohner und Mitarbeiter zu schützen“, versichert die DRK-Geschäftsführerin. Mit dem Krisenstab sei bereits im Vorfeld ein spezieller Pandemieplan für alle Alteneinrichtungen der Stadt entwickelt worden. „Wir können innerhalb kürzester Zeit auch im Martha-Grillo-Seniorenzentrum eine Isolierstation einrichten. Die Zusammenarbeit aller Stellen und Einrichtungen in Oberhausen klappt wirklich ausgesprochen gut.“

Schwierige Situation für Demenzkranke

Aber auch die Bewohner würden stets über den Sachstand informiert. „Bei den meisten stoßen wir auf Verständnis.“ Das gelte selbst für die derzeitigen strikten Kontaktsperren zu Familie und Freunden. „Wir versuchen das durch häufige Telefonate ein wenig auszugleichen.“ Und mit Aktionen auf Facebook: „Familienangehörige stellen regelmäßig Fotos und kleine Geschichten ein, um ihren Lieben näher zu sein.“

Überrascht und erfreut zeigt sich Farnschläder über die große Hilfsbereitschaft so vieler fremder Oberhausener: „Uns sind aus der ganzen Stadt etliche Karten mit mutmachenden Botschaften zugeschickt worden, die wir an die alten Menschen verteilen sollten – was wir natürlich auch getan haben.“

Besonders schwierig bleibe die Situation aber für Menschen mit Demenz. „Da fehlt der unmittelbare Kontakt zur Familie natürlich sehr.“ Pflegekräfte und sozialer Dienst zeigten sich aber engagiert und kreativ, um den Demenzkranken zur Seite zu stehen. „Die Kontaktsperre ist die einzige Möglichkeit, die alten Menschen zu schützen, die ja zur Hochrisikogruppe gehören“, sagt die DRK-Geschäftsführerin nachdenklich und nach einer kleinen Pause: „Drücken Sie uns alle die Daumen!“