Oberhausen. Die Comedy-Show „RTL Samstag Nacht“ hat Esther Schweins zum Star gemacht. Mit ihrer Heimat verbindet die Oberhausenerin vor allem das Theater.

Der Pop-Kultur hält sie biestig den Spiegel vor. Esther Schweins karikiert Anfang der 1990er-Jahre in den Kindertagen der Comedy-Show „RTL Samstag Nacht“ mit schräger Turmfrisur genüsslich das oberflächliche Gebrabbel im damals noch boomenden Musikfernsehen. Zur Pop-Kultur zählt die gebürtige Oberhausenerin durch den hurtigen Erfolg der Spaßmacher-Sendung schnell selbst – am Samstag feiert sie ihren 50. Geburtstag.

Ihr alter Ego Kristiane Kacker, eine Parodie auf die damalige MTV-Moderatorin Kristiane Backer, gehört zum Frühstart einer bewegten Karriere, die von der Komik, wie man Comedy damals noch gerne nennt, letztlich zur Film-Schauspielerei und eigenen Regie führt.

Räuber Hotzenplotz am Will-Quadflieg-Platz

Dass Esther Scheins eine Tochter der Stadt Oberhausen ist, geht oftmals unter. Zugegeben, nur die ersten Jahre ihres Lebens verbringt sie am Rhein-Herne-Kanal. Ihr Vater ist Teppichhändler, ihre Mutter Bühnenfotografin. Später wächst sie in einer südhessischen Kleinstadt auf. Heute lebt sie auf Mallorca.

Doch von ihrer Heimat hat sie sich nie komplett entkoppelt. Wenn man die Clownerie vor den mit Graffiti besprühten Garagentoren in der Studiokulisse von „RTL Samstag Nacht“ als Türöffner bezeichnet, gibt es im Theater Oberhausen vorher das Schlüsselerlebnis. Mindestens.

Mit dieser Show ist Schweins zum Star geworden: „RTL Samstag Nacht mit den Moderatoren Tanja Schumann (v.li.), Stefan Jürgens, Mirco Nontschew, Olli Dittrich, Esther Schweins und Wigald Boning, hier vor dem Logo der Sendung 1993.
Mit dieser Show ist Schweins zum Star geworden: „RTL Samstag Nacht mit den Moderatoren Tanja Schumann (v.li.), Stefan Jürgens, Mirco Nontschew, Olli Dittrich, Esther Schweins und Wigald Boning, hier vor dem Logo der Sendung 1993. © imago stock&people | imago stock&people

Vor etlichen Jahren führt sie ein Fernseh-Beitrag für eine Bühnenreihe zurück an den hiesigen Will-Quadflieg-Platz. Hier sieht sie als Kind ihr erstes Theaterstück. Räuber Hotzenplotz. „Aus dem Fernsehen kannte ich Räuber Hotzenplotz ja schon“, sagt sie damals bei ihrer Rückkehr. „Aber im Theater hätte ich ihn sogar anfassen können. Für mich war das wahnsinnig beeindruckend.“

Tatort, Traumschiff und Rosamunde Pilcher

Spannende Geschichten faszinieren sie. Vor vier Jahren blättert sie im Oberhausener Gasometer bei einer Lesung des George-Orwell-Klassikers „Farm der Tiere“ in der respekteinflößenden Kulisse der ehemaligen Industrietonne die Bücherseiten um. Wenn sie zurückkehrt, bewundert sie den farblichen Wandel des ehemaligen Kohlenpotts. Das Ruhrgebiet sei ja so viel grüner geworden.

Eine Farbe, die der Schauspielerin häufiger begegnet. Selbst wenn sie ihr Talent in die Stimme legt und trotzdem nicht als Sängerin unterwegs ist. Für den animierten Kino-Film „Shrek“ lebt sie 2001 einen Kleine-Mädchen-Traum und synchronisiert in der deutschen Fassung die schöne Prinzessin Fiona, die schließlich mit dem giftgrünen Oger Shrek anbandelt. Fabelhafter Humor, der Millionen Kinogänger erreicht.

Auch wenn sie hinterher sagen wird, dass sie eigentlich nie Märchen-Prinzessin sein wollte, scheinen ihr schräge Stoffe zu liegen. Sie spielt in „Rosamunde Pilcher“, „Tatort“, „Traumschiff“, „Die Vorstadtkrokodile“ und „Die Frauen der Wikinger“. Sie gewinnt den Bambi und Bayrischen Filmpreis. Und sie führt bei Theaterproduktionen selbst Regie.

Familie und Freunde helfen bei Schicksalsschlägen

Aber auch Schicksalsschläge treffen die Oberhausenerin hart, der letzte liegt erst knapp drei Jahre zurück. Ihr Lebensgefährte, ein Landwirt aus Mallorca, stirbt nach einer hartnäckigen Darmkrebserkrankung. Im vergangenen Jahr spricht sie im „Zeit Magazin“ über ihre schwere Zeit. Sie sagt: „Tatsächlich war ich nach dem Tod meines Mannes zum ersten Mal in meinem Leben gottlos.“ Freunde und Familie unterstützen die zweifache Mutter, helfen ihr durch die belastende Lebensphase.

RTL Samstag Nacht – großer Erfolg in fünf Jahren

Esther Schweins gehörte zur Startbesetzung der Comedy-Show „RTL Samstag Nacht“. Der Kölner Privatsender strahlte die Sendung zwischen 1993 und 1998 aus. Die Sendung orientierte sich an der US-Vorlage „Saturday Night Live“.

Als Produzent fungierte Hugo Egon Balder. An Esther Schweins Seite spielten auch Olli Dittrich und Wigald Boning. Alte Episoden können Nostalgiker heute noch auf DVD und Blu-ray kaufen.

Am 26. Dezember 2004 entkommt Schweins nur knapp dem verheerenden Tsunami in Sri Lanka, erlebt die Wassermassen am eigenen Leib. Ein traumatisches Erlebnis – in der Folge startet sie in der Region Hilfsprojekte. Und sie setzt sich mit dem Erlebten intensiv auseinander.

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Für den NDR moderiert sie zuletzt Dokumentationen, in denen es um Lebensmittelverschwendung, Fast Fashion und Plastikmüll geht. Über soziale Netzwerke wie Instagram und das Internet-Videoportal Youtube schlägt Esther Schweins die kommunikative Brücke zu ihren Fans – und vielleicht bald auch wieder nach Oberhausen.