Oberhausen. Oberhausener Einzelhändler begrüßen die Entscheidung von Bund und Ländern zur Ladenöffnung. Sie hoffen aber auch auf die Rücksicht der Kunden.

Ab Montag dürfen bundesweit wieder Einzelhandelsgeschäfte bis zu einer Größe von 800 Quadratmetern öffnen. Oberhausener Händler aus dem gesamten Stadtgebiet begrüßen die Entscheidung von Bund und Ländern, sehen aber auch Schwierigkeiten in der Umsetzung der Hygienevorschriften. Der Tenor: Viele kleine Läden werden wieder öffnen, sind nun aber in Sachen Vermeidung von Corona-Infektionen besonders gefordert.

City-Berater Michael Grundmann geht davon aus, dass durch die neue Regelung wieder mehr Leben in die Innenstadt mit seinen rund 300 Einzelhandelsgeschäften zurückkehrt: „Ich verspreche mir eine deutliche Belebung der Marktstraße.” Auch die meisten Geschäfte an Elsässer Straße und Langemarkstraße seien deutlich kleiner als 800 Quadratmeter und könnten wieder Kunden empfangen. „Viele Händler spüren derzeit den finanziellen Druck. Für sie bietet sich nun die Chance, wieder ihren Geschäften nachzugehen.”

Michael Grundmann: Einige Fragen ungeklärt

Noch warten die Händler auf konkrete Details. So sei laut Michael Grundmann noch nicht klar, ob bei der Quadratmeterbegrenzung von Netto- oder Bruttoverkaufsfläche die Rede sei. Zur Bruttoverkaufsfläche zählen etwa auch Lager, Fluchtwege und Aufenthaltsräume für Mitarbeiter. Die Nettofläche bezieht sich auf die reine Verkaufsfläche und würde somit auch weitaus größeren Geschäften eine Öffnung erlauben.

Stadt wartet auf Rechtsverordnung vom Land

Die Stadt Oberhausen reagierte am Donnerstag nur mit einer knappen Mitteilung auf die Maßnahmen von Bund und Ländern. „Derzeit gibt es dazu noch keine Rechtsverordnung des Landes NRW. Sobald diese in Kraft ist, wird die Stadt Oberhausen die entsprechenden Vorschriften umsetzen und deren Einhaltung kontrollieren“, hieß es aus dem Rathaus.

Sicher ist bisher: Neben Geschäften mit bis zu 800 Quadratmetern Fläche dürfen in Nordrhein-Westfalen ab Montag, 20. April, auch wieder Möbelhäuser, Babyfachmärkte, Buchhandlungen, Fahrradgeschäfte und Kfz-Händler öffnen – unabhängig von ihrer Ladengröße. Dies ist aber verbunden mit Auflagen wie Hygiene- und Sicherheitskonzepten.

Keine Quadratmeter-Rechnung machen dagegen Robbie Schlagböhmer und Andreas Schwanke auf, die den Interessengemeinschaften der Unternehmer in Sterkrade und Schmachtendorf vorstehen. Warum auch, schließlich gibt es im Oberhausener Norden nur eine Handvoll großflächiger Geschäfte.

Robbie Schlagböhmer fordert Kreativität und Rücksicht

Vom Herrenausstatter bis zum Teeladen kehrt ab Montag also wieder ein wenig Leben in die Stadtteilzentren zurück, vorausgesetzt die noch zu definierenden Hygiene- und Schutzkonzepte der Stadt werden umgesetzt. Kreativität und Rücksicht seien dabei gefragt, meint Robbie Schlagböhmer, sieht aber seine Kollegen gerüstet.

Appelliert an den gesunden Menschenverstand von Unternehmen und Kunden: Stig-Vorsitzender und Reisebüro-Chef Robbie Schlagböhmer.
Appelliert an den gesunden Menschenverstand von Unternehmen und Kunden: Stig-Vorsitzender und Reisebüro-Chef Robbie Schlagböhmer. © Dana Schmies / FUNKE Foto Services

„Wir stehen in der Verantwortung für die Gesundheit unserer Kunden. Die Einzelhändler sind sensibilisiert und werden mit der Möglichkeit der Öffnung sehr sorgsam umgehen“, ist sich auch Optiker Andreas Schwanke sicher. Denn: „Keiner möchte am Ende hören, dass sich jemand genau bei diesem Einzelhändler mit Covid-19 infiziert hat.“

Verhältnisse wie in Großbritannien vermeiden

Schlagböhmer, in Sterkrade mit seinem Tourismusbüro besonders hart von der Coronakrise getroffen, schickt noch einen Appell hinterher: „Ich bitte die Unternehmen, den gesunden Menschenverstand einzuschalten. Und die Kunden, möglichst zu Hause zu bleiben und das Telefon in die Hand zu nehmen.“ Sonst drohten Verhältnisse wie in Großbritannien, wo ein seichter Lockdown zu viel Kontakt in Parks und Einkaufsstraßen geführt hätte, berichtet der Tourismus-Fachmann – mit bekanntem Ausgang, die Sterberate ist im Vereinigten Königreich deutlich höher als im Rest Europas.

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Die beiden Unternehmer gehen mit gutem Beispiel voran, jeder auf seine Weise. Andreas Schwanke machte sein Optik- und Akustik-Geschäft im März kurzzeitig ganz zu und startete danach mit hohen Sicherheitsvorkehrungen. „Wir sind im Gesundheitshandwerk und haben das schon in der Lehre beigebracht bekommen“, kommentiert der Schmachtendorfer. Schutzbrillen, Handschuhe, Plexiglaswände und Desinfektionsmittel gehören derzeit zum Inventar.

First Reisebüro bleibt vorerst geschlossen

Robbie Schlagböhmer dagegen lässt sein Reisebüro vorerst geschlossen, auch wenn er mit seinen 200 Quadratmetern Fläche öffnen könnte. „Das wäre purer Egoismus. Wir können unsere Beratungen auch gut am Telefon machen.“ Freundschaftlich verbundene Menschen, die für einen Plausch vorbeikämen, würde Schlagböhmer deshalb direkt wieder heimschicken. „Wenn die Kontaktsperre aufgehoben ist und wir das Ganze überstanden haben, können wir auf der Spätschicht gerne wieder ein Würstchen zusammen essen.“

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