Oberhausen. Cafés müssen wegen der Coronakrise geschlossen bleiben. Kurios: Traditionscafés sind dicht, während der Gastro-Betrieb andernorts weitergeht.
Noch am Wochenende haben sich die Gäste im Café Bauer Kaffee und Kuchen schmecken lassen. Bei gedämpfter Stimmung und den nötigen Sicherheitsmaßnahmen selbstverständlich. Wenige Tage später ist Schluss, das Oberhausener Ordnungsamt hat das Traditionscafé an der Marktstraße geschlossen. „Ohne Vorwarnung und obwohl wir doch ein gastronomischer Betrieb sind und daher öffnen dürfen“, meint Inhaber Jochem Bauer.
Doch die Lage ist kompliziert. Um die Ausbreitung des Coronavirus' zu verlangsamen, hält sich die Stadt bei ihren Maßnahmen nach eigenen Angaben an die strengen Vorgaben - und die offiziellen Definitionen, die klare Grenzen ziehen: Cafés müssen leider schließen. Dazu gehört neben Bauer etwa auch das Café Cordes in Sterkrade. Der Verkauf am Tresen geht derweil weiter. Schank- und Speisewirtschaften, so die offizielle Bezeichnung, in denen Mahlzeiten zubereitet und verzehrt werden, dürfen dagegen bis 15 Uhr komplett geöffnet bleiben. Dazu zählt etwa das "Extrablatt" an der unteren Marktstraße, aber auch die Restaurants an der Promenade am Centro. So erklärt es ein Sprecher der Stadt auf Nachfrage.
Gleiches Recht für alle
Daran ändere leider auch nichts der Fakt, dass das Café Bauer neben Kaffee und Kuchen auch einen Mittagstisch anbiete, heißt es aus dem Rathaus weiter. Enttäuschend für Jochem Bauer: "Wir bieten Mahlzeiten an und können in unserem Café auch die vorgeschriebenen Sicherheitsmaßnahmen ergreifen, der Platz ist ausreichend, um die Gäste weit genug voneinander entfernt zu platzieren." Er möchte nicht missverstanden werden, "Sicherheitsmaßnahmen sind wichtig und ich halte mich an alle Regeln“, stellt er klar. Aber es sollte doch gleiches Recht für alle gelten. Dass er sein Café schließen muss, wenige Hundert Meter weiter aber Gäste an den Café-Tischen ihre Getränke schlürfen dürfen, hält er für unfair.
Das Café Bauer steht beispielhaft für viele Gastro-Betriebe in Oberhausen, die jetzt um ihre Existenz kämpfen müssen. Jochem und seiner Frau Anita Bauer ist die Verzweiflung in die Gesichter geschrieben. 80 Kilogramm Schokolade für das Ostergeschäft, Dutzende Eier, kiloweise Marzipan, frische Hefe, Kisten voll mit frischen Äpfeln, Zitronen und Orangen stehen im Lager. Dazu Wurst und Käse für die Frühstücksangebote im Café, Butter, Milch, Quark und Marmelade. Einige Lebensmittel hat Bauer an seine Mitarbeiter verschenkt, andere hat er eingefroren, einen Teil werden er und seine Frau selbst zu Hause essen. Doch vieles muss er vernichten.
Hilflosigkeit lässt sich nicht in Worte fassen
„Ich hätte doch nichts Frisches mehr bestellt, wenn ich gewusst hätte, dass ich schließen muss“, beklagt sich Jochem Bauer über die in seinen Augen uneinheitlichen Regeln. Seine Einnahmen fallen ins Bodenlose, laufende Kosten muss er weiter decken, seine Mitarbeiter bezahlen, „diese Verluste kann ich gar nicht auffangen“, sagt Bauer und schüttelt ratlos den Kopf. "Es ist eine Katastrophe. Man kann es gar nicht in Worte fassen."
Das Land NRW hat derweil einen milliardenschweren Rettungsschirm für die hiesige Wirtschaft angekündigt. Ob auch die Bauers davon profitieren werden, „können wir zum jetzigen Zeitpunkt überhaupt nicht sagen“, sagt Jochem Bauer. Er hofft auf schnelle und vor allem unbürokratische Hilfe. „Unsere Sorgen sind akut, es hilft und nichts, wenn wir in einigen Wochen erst einmal seitenlange Anträge ausfüllen müssen.“