Oberhausen. Bürger sind aufgerufen, zu Hause zu bleiben. Das Coronavirus legt die Freizeit lahm. Diese Oberhausen-Momente sorgen im Netz für Alternativen.
Solidarität und Nachsicht sind während der Corona-Krise stark gefordert. Die Bürger sind aufgerufen, zu Hause zu bleiben. Doch im Internet gibt es Alternativen. In Oberhausen formieren sich immer mehr rührige Initiativen, um ruhende Freizeit-Aktivitäten über das Netz in die Häuser zu übertragen. Wir stellen einige vor.
Theater und Museen
Das Theater Oberhausen verlagert seine Zuschauerränge ins Internet. Vom heimischen Sofa aus können die Anhänger der Bühne seit Donnerstag an einer täglich stattfindenden Lesung teilnehmen. Das Ensemble trägt an jedem Tag per Web-Video ein Kapitel aus dem für Kinder und Erwachsene gleichermaßen interessanten Roman „Peter Pan“ vor. Der erste Teil wurde von Agnes Lampkin gelesen und dauert knapp 23 Minuten. Er ist auch an Folgetagen, wie alle weiteren Kapitel, auf der Facebook-Seite des Theater Oberhausen verfügbar.
Auch die Ludwiggalerie Schloss Oberhausen plant Aktionen im Netz. Statt der Ausstellung „Jacques Tilly Politik und Provokation – Karikaturen XXL“ sollen Diskussionsrunden auf Facebook und Instagram folgen. Bei „There is no Planet B – Die Erde und die Welt retten mit Protest und Provokation?“ sollen der Karikaturist und Karnevals-Wagenbauer Jacques Tilly, „Fridays for Future“-Vertreter Julien Krasniqi und die BUND-Vorsitzende Cornelia Schiemanowski virtuell teilnehmen. Bis zum 25. März können Interessierte der Ludwiggalerie über das Internet hierzu Fragen zukommen lassen.
Konzert-Gefühle
Die Konzertbühnen stehen einsam und verlassen in den Oberhausener Kulturstätten: König-Pilsener-Arena, Turbinenhalle, Ebertbad, Kulttempel, Zentrum Altenberg, Druckluft, K14, Resonanzwerk und andere Spielorte müssen durch das Coronavirus die Musik verstummen lassen. Auch wenn Fans auf das schallende Gemeinschaftsgefühl verzichten, gibt es ein interessantes Sammelsurium mit Klangproben im Netz – auch von Musikern und Bands aus Oberhausen. So bietet die Oberhausener Popgruppe Captain Disko auf ihrem YouTube-Kanal eine ansprechende Auswahl aus verschiedenen Alben. Besonders beliebt bei den Klickern ist die Liebeshymne „Schwerelos“. In diesen Tagen ans Herz geht die Hommage an alle Großmütter mit dem revierverbundenen Titel „Omma“.
Gottesdienste
Viele Gläubige müssen auf ihre gewohnten heiligen Messen verzichten. Im Ruhrbistum Essen sind seit Montag alle Gottesdienste abgesagt. Auch Erstkommunionsfeiern sind mindestens auf die zweite Jahreshälfte verschoben worden. Das reißt viele Besucher am Wochenende aus ihren gewohnten Abläufen. Die katholische Kirche in Oberhausen hat über das Stadtdekanat darauf reagiert. Wer Zugang zum Internet besitzt, der kann sich jede Woche einen Oberhausener Gottesdienst im Netz anschauen. Am vergangenen Samstag hat die Vorabendmesse mit Pastor Arun Mathur in der Herz-Jesu-Kirche in Sterkrade den Anfang gemacht. Diese Messe dauert knapp 49 Minuten und ist auf Facebook und auf der YouTube-Seite des Stadtdekanats weiterhin abrufbar. Innerhalb von vier Tagen hat die Statistik bei Facebook bereits 3500 Aufrufe auf das weltweit verfügbare Angebot aus Oberhausen erfasst.
Fußball-Geisterspiel
Rot-Weiß Oberhausen und alle anderen Vereine können während der Corona-Krise in der Fußball-Regionalliga nicht antreten. Mindestens bis zum 19. April, also dem Ende der Osterferien, ruht der Spielbetrieb in der vierthöchsten deutschen Fußball-Liga. Natürlich haben traditionell klamme Vereine besonders daran zu knapsen, da wichtige Einnahmen fehlen. Darum hat RWO nun Geisterspiel-Tickets ins Leben gerufen. Für 19,04 Euro (die krumme Summe orientiert sich am Gründungsjahr der Kleeblätter) plus Versandanteil wird ab 30. März ein Ticket in goldener Farbe den Bestellern zugeschickt – für ein imaginäres Geisterspiel. Statt eines realen Kicks im Stadion gibt es als Dankeschön einen 10 Euro-Fanshop-Gutschein für später und die Teilnahme an einer Verlosung. Die für den Traditionsverein wichtigen Tickets können treue Fans ausschließlich im Internet bestellen. Auch so kann Fußball Spaß machen!
Gasometer-Tagebuch
Der Gasometer wird derzeit aufwendig saniert. Freunde der 117,5 Meter hohen Kultur-Tonne verpassen momentan nichts. Oder eben doch – denn wie sich die Tonne bislang verändert hat, interessiert mitunter nicht nur Baustellen-Puristen. Wer sich darüber informieren möchte, welche Bauarbeiten am Gasometer bislang schon unternommen wurden, der kann sich auf gasometer.de durch ein virtuelles Tagebuch der Kulturstätte klicken.
Dort können Kiebitze am heimischen Rechner nachlesen und in Fotos nachvollziehen, wie Industriekletterer bislang die bulligen Aufbläser des Gasometers demontiert haben und wie das immerhin 30.000 Quadratmeter große Fassadengerüst entstanden ist.
Stadtgeschichte
Wer sich für die Stadtgeschichte in Oberhausen interessiert, für den wartet auf der Videoplattform YouTube ein regelrechtes Füllhorn mit ungewohnten oder vertrauten Stadtansichten. Mit dem Stichwort „Oberhausen historisch“ in der Suchmaske lässt sich zum Beispiel ansprechend stöbern. Eine Perle ist dabei ein Stadtporträt-Video aus den 1950ern, in dem das wuselige Panorama der Oberhausener Montanindustrie und Einblicke in damals typische Malocherfamilien zu sehen sind. Eine Empfehlung ist auch der Streifzug des Ruhrpott-Comedians Hotte Schibulski, der sich in einer neunminütigen Folge ausführlich Oberhausen widmet und mit bester Reviersprache die Arbeitersiedlung Eisenheim und Fachbegriffe wie „Bullenkloster“ und „Vierspänner“ erklärt.