Oberhausen. Immer wieder gefährden Besucher mit eigenem Futter Tiere im Kaisergarten Oberhausen. Politiker und Tierexperten überlegen drastische Maßnahmen.

Der Tod der beiden Damhirsche Simba und Nana Mitte Februar im Kaisergarten Oberhausen haben für Trauer und vor allem Wut gesorgt. Denn die Jungtiere sind qualvoll eingegangen, weil rücksichtslose Besucher ihnen das falsche Futter gegeben haben. Trotz eindringlicher Warnhinweise fütterten sie die Hirsche mit selbst mitgebrachtem Kraftfutter. Das kann nun Folgen für alle Besucher haben: Die Politik diskutiert zwei drastische Maßnahmen, um die Tiere im Gehege zu schützen.

Die einen dürfen überhaupt nicht gefüttert werden, die anderen nur mit ausgegebenem Spezialfutter – diese einfache Formel gilt für Tiere im Kaisergarten Oberhausen seit Jahren. Und doch muss Leiterin Anette Perrey immer wieder beobachten, dass sich Besucher nicht an die Regeln halten, verbotenerweise Möhren oder Brot verfüttern. Die Tiere leiden schon lange darunter, werden krank, bringen missgebildete Jungtiere auf die Welt oder sterben gar.

Besucherzahlen des Kaisergarten Oberhausen haben sich deutlich erhöht

Kompliziert? Eigentlich nicht.
Kompliziert? Eigentlich nicht. © Oberhausener Gebäudemanagement GmbH

Nach dem Tod von Simba und Nana befasste sich nun der Umweltausschuss mit dem Problem. Weil die bisherigen Maßnahmen – Hinweisschilder und gezielte Ansprache der Besucher – nicht fruchten, denkt die Politik nun über schärfere Regeln nach. Anette Perrey bringt einen größeren Abstand zwischen Mensch und Tier ins Spiel, zum Beispiel durch eine großzügigere Umzäunung. Ulrich Lütte vom Bündnis Oberhausener Bürger (BOB) schlägt feste Fütterungszeiten unter Aufsicht vor, Manfred Flore (SPD) könnte sich abschreckende Bilder nach Zigaretten-Vorbild vorstellen.

Auch ein komplettes Fütterungsverbot steht nun im Raum. Auch wenn dies eine „bittere Pille“ sei, wie Anette Perrey sagt. Denn im Kaisergarten konnten die Besucher immer schon Tiere füttern; es gehört seit jeher zum Konzept des beliebten Ausflugsziels. Doch für Andreas Blanke ist klar: „Wir müssen den Menschen das Futter aus der Hand nehmen – oder hinnehmen, dass Tiere sterben.“

Tiergehege wird immer beliebter

Kaisergarten stellt spezielles Futter bereit

Neben der Aufklärung zum richtigen Fütterverhalten hat der Kaisergarten Oberhausen in den vergangenen Jahren auch die im Tiergehege zum Kauf angebotene Futtermischung angepasst. Diese ist auf die Tiere abgestimmt und energieärmer als das Kraftfutter, das zum Tod der beiden Damhirsche führte.

Auch die Menge reguliert der Kaisergarten. Zum Verkauf steht täglich eine gewisse Anzahl von 100-Gramm-Packungen. Sind diese verkauft, dann ist eine Fütterung für den Tag nicht mehr möglich.

Zu den vermehrten Problemen sei es in den vergangenen Jahren auch deshalb gekommen, weil das Tiergehege immer beliebter werde, erklärte Anette Perrey den Mitgliedern des Umweltausschusses. Nach offiziellen Zählungen in den Jahren 2000 (250.000 Besucher) und 2013 (450.000 Besucher) sei der Andrang heute nach ihrer subjektiven Einschätzung noch einmal größer geworden. Für die Tierpfleger und heißt das: viel mehr Arbeit bei nicht viel mehr Personal.

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Dabei hat das Tiergehege im Kaisergarten nach Auskunft Anette Perreys schon viel in die Aufklärung investiert: Servicekräfte weisen regelmäßig auf das richtige Fütterverhalten hin, so wie es schwarz auf weiß auch auf Schildern steht. Weder Personal noch die Anzahl an Hinweisschildern könne beziehungsweise wolle man leisten. Weil für zusätzliches Personal das Geld fehlt. Und die Besucher nicht nur noch vor Schilder laufen sollen.

Perrey: Kaninchenfutter aus dem Baumarkt

Außerdem bringen die Schilder offenbar bei einigen Besuchern nichts: „Bei den ganzen Informationen sollte schon angekommen sein, dass falsches Füttern schädlich ist“, sagt Anette Perrey. Stattdessen berichtet die Leiterin des Tiergeheges von Besuchern, die „Kaninchenfutter aus dem Baumarkt im Ein-Kilo-Sack mitbringen.“ Oder von Menschen, die von außerhalb des Geländes Tiere füttern.

Anette Perrey gönnt den uneinsichtigen Besuchern nun noch eine Gnadenfrist. Sie möchte bis zum Sommer abwarten und steht dem Umweltausschuss dann wieder Rede und Antwort. Bis dahin bleibt das Hoffen auf Besserung.