Oberhausen. Abschied und Neubeginn in Borbeck – die katholischen Christen sagen ihrer Kirche am 1. März Ade und sind künftig an besonderer Stelle präsent.
Nun wird der vielzitierte Pfarreientwicklungsprozess (PEP) konkret: Die katholische Kirche St. Judas Thaddäus in Oberhausen-Borbeck wird am Sonntag, 1. März, außer Dienst gestellt. „Das ist ein schmerzhafter Tag für uns, zugleich aber auch ein Tag der Freude“, sagt Guido Gospodaries, Mitglied im Kirchenvorstand St. Pankratius, wozu St. Judas Thaddäus an der Einbleckstraße gehört.
Dass der 1. März verblüffenderweise zugleich ein Tag der Freude ist, hat einen besonderen Grund: In Borbeck ist es innerhalb kürzester Zeit gelungen, einen zukunftsweisenden Weg der ökumenischen Zusammenarbeit zu finden. Die katholischen Christen teilen sich künftig das Gemeindezentrum an der Quellstraße mit der evangelischen Nachbargemeinde Dellwig-Frintrop-Gerschede. Erst im Herbst 2019 gab es die ersten Gespräche dazu, nach wenigen Monaten des direkten Kontaktes also wird dieses Projekt bereits konkret umgesetzt.
Der Abschied von der Kirche St. Judas Thaddäus wurde im Zuge des PEP allerdings schon jahrelang vorbereitet. Viele Treffen, viele Debatten haben dazu stattgefunden. „Leicht haben wir uns die Entscheidung nicht gemacht“, unterstreichen Jörg Ebelt, Vorsitzender des Gemeinderats St. Pankratius, und Kaplan Oliver Schmitz. Doch nach langem Überlegen stehe nun die Entscheidung fest. Eine weiterhin hohe Zahl an Kirchenaustritten, zurückgehende Kirchensteuereinnahmen, weniger Gottesdienstbesucher – diese Entwicklungen machen, wie überall im Bistum, auch in Borbeck einen schmerzhaften Einschnitt nötig.
Festhochamt beginnt um 10.30 Uhr
Das Festhochamt zum Abschied von St. Judas Thaddäus beginnt am Sonntag, 1. März, um 10.30 Uhr. Auch Propst Christoph Wichmann ist dann in der Kirche an der Einbleckstraße präsent.
Offen ist derzeit noch, was aus dem markanten katholischen Kirchengebäude von 1959/1960 wird, das mit seinem Flachdach und den hohen Fenstern zu den so genannten Saalkirchen der Nachkriegszeit gehört, damals als Ensemble mit Pfarrhaus und Kindergarten vom Essener Architekten Ernst A. Burghartz entworfen.
Für eine gewisse Kontinuität ist allerdings auf jeden Fall gesorgt: Der Kreuzweg und die Marienstatue mit Christuskind ziehen mit um und werden künftig an der Quellstraße an die einstige katholische Kirche erinnern.
Die dortigen Katholiken erwarten am 1. März hohen Besuch: Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck kommt nach Borbeck, um das Festhochamt mit den Gläubigen zu feiern. Gegen Mittag wird sich dann nach dem Festhochamt ein besonderes Bild im Stadtteil entfalten. Die katholischen Gläubigen ziehen über die Quellstraße zum dortigen Gemeindezentrum, wo es einen Empfang und die Gelegenheit zum gemeinsamen Gespräch und Gedankenaustausch geben wird.
Gute Gemeinschaft im Stadtteil
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Die evangelische Nachbargemeinde nehme die Katholiken gerne als Mieter im Gemeindezentrum Quellstraße auf, heißt es – was für die gute Atmosphäre und das immense Zusammengehörigkeitsgefühl im Stadtteil spricht. „Hier kennt wirklich jeder jeden“, sagt Guido Gospodaries. „Das hat die schnelle Umsetzung dieser ökumenischen Zusammenarbeit sehr erleichtert.“
Künftig wird an der Quellstraße an jedem ersten Sonntag im Monat und an jedem Dienstag ein katholischer Gottesdienst gefeiert. Die evangelischen Gottesdienste stehen jeweils am zweiten und vierten Sonntag im Monat auf dem Programm. Die Gemeinschaft St. Judas Thaddäus freue sich auf ein herzliches Willkommen im Gemeindezentrum Quellstraße und hoffe, dass sich die verschiedenen Traditionen der beiden Konfessionen hier gegenseitig bereichern und ein gutes, christliches Miteinander gelebt werde, heißt es im Vorfeld des 1. März. Und so hat man für diesen besonderen Sonntag auch ein betont optimistisches Motto gewählt: „Leben ist Aufbruch – Aufbruch im Quartier St. Judas Thaddäus“.