Oberhausen. In keiner anderen Stadt sind die Menschen so oft in Rechtsstreitigkeiten verwickelt wie in Oberhausen. Wie lassen sich Ärger und Geld sparen?
Sind Oberhausener besonders streitsüchtig, nachtragend und auf Krawall gebürstet? Wirft man einen Blick in den aktuellen Streitatlas 2019, könnte man genau dies vermuten. Denn aus der deutschlandweiten Datenanalyse geht hervor: Nirgendwo sonst sind die Menschen in mehr Rechtsstreitigkeiten verwickelt als in Oberhausen.
Die Statistiker haben einen Wert von mehr als 34 Streitfällen pro 100 Einwohner berechnet. Statistisch jeder dritte Oberhausener ist also in einen Rechtsstreit verwickelt.
Am häufigsten kriegen sich die Streithähne über Privatangelegenheiten in die Wolle (fast 40 Prozent aller Fälle): dicke Luft am Gartenzaun wegen angeblich zu hoher Hecken, Erben streiten sich ums Testament oder ähnliches. Auf den Plätzen zwei und drei: Verkehrsstreitigkeiten (28 Prozent) und Probleme im Bereich Wohnen/Mieten (13 Prozent). Hier sind es vor allem hohe Betriebskostenabrechnungen, die die Gemüter erhitzen.
Streiten ist männlich
Streiten ist offenbar männlich: Fast 70 Prozent der Streithähne in Oberhausen sind Männer. Während sich 18- bis 25-Jährige vergleichsweise selten streiten (nur 1,4 Prozent aller Fälle), steigt die Häufigkeit mit den Lebensjahren. 36- bis 45-Jährige streiten sich besonders häufig (27,6 Prozent), dicht gefolgt von den 46- bis 55-Jährigen (26,1 Prozent). Im Seniorenalter kehrt Ruhe ein: Der Anteil der Altersgruppe 66 Plus liegt bei 10,5 Prozent.
Den Streitatlas 2019 erstellte das Versicherungsunternehmen Generali. Basis sind knapp 400.000 analysierte Streitfälle aus dem Jahr 2018. Nach eigenen Angaben will das Unternehmen die „Gesellschaft für das steigende Risiko sensibilisieren, selbst im Alltag in Rechtsstreitigkeiten verwickelt zu werden“, wie der Vorstandsvorsitzende Giovanni Liverani in einer Pressemitteilung erklärt.
Streitigkeiten dauern immer länger
Auffällig – in Oberhausen wie in ganz Deutschland: Die Streitereien dauern immer länger. Fast die Hälfte aller Fälle ziehen sich über zwölf Monate und mehr hin. Die Experten führen das auf auf die Länge von Prozessen bei Gericht zurück. Kontrahenten gehen laut Studie immer öfter durch alle ihnen möglichen gerichtlichen Instanzen.
Das belastet nicht nur deutsche Gerichte immer mehr, sondern auch die Geldbeutel der Beteiligten. „Unserer Erfahrung nach können die Verfahrenskosten ein Vielfaches des Streitwerts ausmachen“, erklärt Peter Stahl, Vorstandsvorsitzender des Rechtsschutzversicherers Advocard. Sein Rat: So früh wie möglich eine Einigung mit der gegnerischen Partei anstreben.
Außergerichtliche Einigung spart Geld
Für eine außergerichtliche Lösung plädiert Angelika Wösthoff, Leiterin der Oberhausener Beratungsstelle der Verbraucherzentrale. Das spare weiteren Ärger und Geld. „Und entlastet die Gerichte.“ Sie und ihr Team beraten Oberhausener, die Ärger in Verbraucherangelegenheiten haben, also etwa mit Kaufverträgen für Autos und Möbel oder Handys. In vielen Fällen, so die Erfahrung der Verbraucherschützerin, gelinge eine außergerichtliche Einigung. Kommt es trotz aller Mühen dennoch zu einem Gerichtsprozess, darf die Verbraucherzentrale aus rechtlichen Gründen nicht weiter tätig werden.
Rechtsschutzversicherungen können helfen, „man muss sie sich aber auch leisten können“, sagt Angelika Wösthoff. Den generellen Rat, eine solche Versicherung abzuschließen, könne sie daher nicht geben. „Jeder Fall ist individuell.“ Was Verbraucher unbedingt beachten müssten, sei die Karenzzeit bei Rechtsschutzversicherungen. Beträgt diese beispielsweise sechs Monate, kommt die Versicherung nur dann für die Kosten auf, wenn der Streitfall sechs Monate nach Abschluss der Versicherung eintritt.