Oberhausen. 400 Musik-Anhänger haben in Oberhausen beim Festival „Best of Popschlager“ gefeiert. Warum die Discofox-Partys im Ruhrgebiet so erfolgreich sind.
Sie singen von ewiger Liebe. Von kalten Gefühlen. Von bebenden Nächten. Und einem Mund wie aus Purpur-Blüten. Die regionale Schlager-Szene hat sich am Samstagabend bei der Jubiläumsausgabe der Party-Reihe „Best of Popschlager“ gegenseitig das Mikrofon in die Hand gegeben. Und von einer Parade mit Plattitüden konnten selbst Naserümpfer eigentlich kaum sprechen.
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Dass am Ende des Festivals in der Gaststätte Klumpen Moritz ein Baby das Licht der Welt erblickt, hätte sich wahrscheinlich kein noch so blumig dichtender Barde ausdenken können. Doch für die junge Mutter aus dem Publikum endete die Nacht ebenso positiv wie es in den Liedkonstruktionen der deutschsprachigen Musiker manchmal klingt. Geschichten, die das Leben schreibt.
Der letzte Fox erklingt in der Schlagerhochburg
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Oberhausen gilt nicht umsonst als heimliche Schlagerhauptstadt, doch das gesamte Ruhrgebiet ist speziell mit dem Subgenre Popschlager, das häufig dem treibenden Rhythmus des Discofoxes vertraut, infiziert. Die Platten- und Downloadverkäufe sind hoch, die Anzahl an Festivals und Partys dicht gestaffelt. Doch warum ist das eigentlich so?
Einer, der sich damit auskennen sollte, ist der Schlagersänger Nico Gemba. Während 400 Besucher am Samstag in den Gängen und im tosenden Saal der Musik lauschen, wartet der Duisburger im Thekenbereich auf seinen Auftritt.
Songs wie „Der letzte Fox“ und „Die Nacht der Nächte“ haben ihn zu einem Ohrwurm-Lieferanten in Party-Kneipen und bei Schützenfesten gemacht. „Schlager funktionieren im Ruhrgebiet so gut, weil die gut gelaunten Menschen hier leben. Hier gibt es einfach mehr Frohnaturen.“
In der Sterkrader Kneipe huschen Kostümierte am wartenden Gemba vorbei. Der streicht über seine Lederjacke, prüft vor dem Auftritt die Kurzhaarfrisur. Kollege Michael Fischer, gebürtig stammt er aus Bayern, gibt weiter vorne am Mikrofon zeitgleich so ziemlich alles. Die Ausgabe des Popschlager-Festivals steht im Zeichen des Karnevals. Auch der Stadtprinz geht gleich noch auf die Bühne. Aus dem hinteren Bereich der Kneipe schallt: „Ja, ja, wir lieben das Leben!“
Vom Energieanlagenelektroniker zum Schlagersänger
Die Anzahl seiner Termine kann Gemba nicht mehr zählen. Manchmal sind es mehrere Gigs an einem Abend. Dazwischen: Autofahren. Eine Kleinigkeit essen. Sich ausruhen. Obwohl, er die Ruhe zwischen den Auftritten nicht unbedingt mag: „Der Nachteil ist dann, dass man müde wird.“
Doch es zahlt sich aus, hellwach zu bleiben. Seinen erlernten Beruf, Energieanlagenelektroniker, hat er längst aufgegeben. „Seit mehr als 15 Jahren singe ich hauptberuflich.“ Wochenende für Wochenende. Und manchmal dazwischen. In Oberhausen. Im Ruhrgebiet. In ganz Deutschland.
Schlager-Fete wechselte Lokalität
Die Party-Reihe „Best of Popschlager“ gibt es seit zehn Jahren. Das „Warm up“ gastierte schon in der Gaststätte Alt-Buschhausen, nun ist die Fete im Saal vom „Klumpen Moritz“ in Sterkrade heimisch. Die Hauptveranstaltung steigt am Samstag, 4. April 2020, in der Turbinenhalle.
Die zuschauerstärkste Schlager-Sause in Oberhausen ist das Festival „Oberhausen Olé“. Die Großveranstaltung neben dem Centro Oberhausen lockt im Sommer mehr als 30.000 Genre-Fans zur Freiluft-Sause in die Stadt.
Mit wenig bescheidenen Titeln haben sich einige Schlagersänger selbst bedacht. Michael Wendler gab einmal den König des Popschlagers. Nico Gemba veröffentlichte das Album „King of Fox“ – die Frotzeleien der Sänger untereinander sind ein Thema für sich. Der Duisburger meint nur knapp: „Ich geb’ nicht viel darum. Am Ende entscheiden die Menschen!“
Seine Songs schreibt er überwiegend selber. So wie die aktuelle Single „Die Party meines Lebens“. Wenn er sich zurückzieht, um wieder mal zu texten, erwartet ihn kein Hexenwerk. „Das Leben schreibt die besten Sachen. Man muss einfach nur aufpassen, was um einen herum passiert. Und ich versuche das immer wieder neu in schöne Worte zu fassen.“