Oberhausen. Am Tackenberg läuft einiges schief, das wurde beim siebten Kneipengespräch der Brost-Stiftung klar. Aber die Oberhausener erarbeiteten Lösungen.

Die Stimmung ist gut. 20 Gäste schieben sich durch die Tür des Gemeindezentrums der Evangelischen Apostelgemeinde. Thema des siebten Kneipengespräches der Brost-Stiftung ist der Tackenberg – und dort, da sind sich die Teilnehmer schnell einig, läuft so einiges schief.

Das neue Projekt der Brost-Stiftung sammelt Ideen direkt bei den Bürgern. Mal bei einem Kneipengespräch, mal in einem Gemeindezentrum. Ziel: „Wir wollen das Ruhrgebiet gemeinsam besser machen“, bringt es Stiftungs-Referentin Jasmin Sandhaus auf den Punkt. Bürgerbeteiligungen gibt und gab es viele in Oberhausen. Doch was macht diese so besonders? „Unser Angebot ist überparteilich und arbeitet nachhaltig auf eine konkrete Umsetzung hin“, erklären sich die ehrenamtlichen Moderatoren Peter Jötten und Alexandra Niehls das anhaltende Interesse.

Eine Ampel für die Autobahnabfahrt Königshardt

Tatsächlich kommen auch diesmal mehr Besucher, als sich ursprünglich angemeldet hatten. Schnell haben sich alle an ihren Thementischen versammelt und beginnen munter zu diskutieren. Ein fast unbändiges Engagement macht sich Luft. Hans-Peter Gosewinkel ärgert der öffentliche Nahverkehr auf dem Tackenberg und im gesamten Ruhrgebiet. „Ich habe bis zur Rente in Essen gearbeitet, mit Bus und Bahn hätte ich zwei Stunden dorthin gebraucht, das kann doch wohl nicht wahr sein!“ Mehr Direktverbindungen, eine bessere Taktung an den Abenden – das wünschen sich auch Christel und Karl Heinz Flühr für ihren Tackenberg.

Hier finden die Kneipengespräche statt

Wer an den noch ausstehenden vier von insgesamt elf Gesprächen der Brost-Stiftung in Oberhausener Kneipen, Restaurants und Gemeindezentren teilnehmen will, kann sich jetzt anmelden auf der Projekt-Internetseite (ruhrgebietbessermachen.de) oder telefonisch unter 0201/74 99 36 16 bei Projektreferentin Jasmin Sandhaus.

1 Gaststätte Küper an der Schmachtendorfer Straße 28 für Barmingholten am Mittwoch, 5. Februar, ab 19 Uhr;

2 Klumpen Moritz an der Bahnhofstraße 30 für Sterkrade am Montag, 10. Februar, ab 18 Uhr;

3 Restaurant Aphrodite, An der Koppenburgstraße 50, für Osterfeld am Donnerstag, 13. Februar, ab 19 Uhr;

4 Elektra an der Harpener Straße 25 in Dümpten am Montag, 17. Februar, ab 19 Uhr.

Doch als die Moderatoren die Teilnehmer bitten, sich auf ein einziges Thema zu konzentrieren ist rasch klar, dieses hier ist für die Oberhausener sogar noch dringlicher: „An die Autobahnabfahrt Königshardt an der Fernewaldstraße gehört eine Ampel“, sagt Karl Heinz Flühr. Dort stehe man oft minutenlang, um links abbiegen zu können. Zwar habe die Stadt die Geschwindigkeit an der Fernewaldstraße auf 50 km/h gedrosselt. „Aber das Unfallrisiko an dieser Stelle ist trotzdem geblieben“, betont Gosewinkel. Land und Kommune sollen nun eingeschaltet werden, um diese Idee voranzubringen.

Wilde Müllkippen an der Dorstener Straße

Arno Lange zog vor fünf Jahren aus dem Knappenviertel an den Tackenberg. Seitdem begleite ihn ein großes Thema: „Die vielen wilden Müllkippen an der Dorstener Straße.“ Unzählige Male habe er bereits das Ordnungsamt angerufen und auch schon mit dem Mieterschutzbund gesprochen. Nicht nur der so sorgfältig gepflegte Vorgarten seines Nachbarn werde regelmäßig von Unbekannten in eine Müllabladefläche verwandelt.

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„Nein, tütenweise Hausmüll landet auch auf den Gehwegen und wird vor allem abends zur Gefahr für unsere älteren, sehbehinderten Anwohner, die dort mit ihren Rollatoren außerdem auch kaum noch durchkommen“, stellt Hasan Meziroglu auch in seiner Funktion als Seniorensicherheitsberater der Stadt entrüstet fest. „Ich schicke auch eine Info nach der anderen an die WBO und die kommen auch immer sofort, aber kaum sind die weg, liegen hier schon wieder Müllberge rum“, ärgert sich Özdemir Gündogdu. Jetzt soll damit endlich Schluss sein. Und so schlägt Zehide Derin für ihren Tisch vor: „Die Stadt soll ihre Mülldetektive vorbeischicken und auf Info-Zetteln in mehreren Sprachen ganz deutlich machen, dass so etwas verboten ist.“ Wünschenswert sei es außerdem, „dass die Stadt die Geldstrafen für wilde Müllkippen deutlich erhöht“.

Stolperstellen auf den Gehwegen an der Tackenbergstraße

Gut 20 Gäste diskutierten am 3. Februar im Rahmen des Brost-Projektes „Gemeinsam das Ruhrgebiet besser machen
Gut 20 Gäste diskutierten am 3. Februar im Rahmen des Brost-Projektes „Gemeinsam das Ruhrgebiet besser machen" über ihre Vorstellungen von einem besseren Wohnen und Leben am Tackenberg. © FUNKE FotoServices | Kerstin Bögeholz

Reinhard Ziemer macht für seine Gesprächsrunde deutlich: „Die vielen Stolperstellen auf den Gehwegen an der Tackenbergstraße müssen endlich beseitigt werden.“ Die Wurzeln der herrlichen alten Bäume hätten dort viel Schaden angerichtet. Die Kronen seien so dicht, dass kaum Licht von der Straßenbeleuchtung durchkäme. „Ein Pflegeschnitt wäre hier angebracht.“ Dafür sehe es an vielen anderen Straßen rund um den Tackenberg zu kahl aus. „Wir regen hier eine an die klimatischen Veränderungen angepasste Bepflanzung an.“ Überhaupt wäre es sinnvoll, wenn die Stadt für alle Ortsteile jeweils einen zentralen Ansprechpartner benennen würde. „Damit man weiß, an wen man sich wenden kann.“

Das große Anliegen des runden Tisches zum Thema „Kultur und Freizeit“: ein Nachbarschaftstreff. „Der müsste für Alt und Jung offen stehen, Hilfsangebote zum Beispiel zum Renovieren bündeln, ein Repair-Café anbieten, die Vereine und Nachbarschaft vernetzen“, macht Fabio Veglianti deutlich. Leere Räume sollen nun gesucht werden, ergänzt Georg Leitzgen. Ein Konzept will die Gruppe erstellen, feste Ehrenamtliche finden, Zuständigkeiten klären, die Stadt einbeziehen.

„An der Tackenbergstraße gibt es bereits von der Sterkrader Wohnungsgenossenschaft und Pro Wohnen International ein Café für die Nachbarschaft.“ Darauf macht Karl Heinz Flühr aufmerksam. Dort fänden unter anderem PC- und Handarbeitskurse sowie ein Frühstückstreff statt. „Prima“, freut sich Veglianti, „dann können wir unsere Interessen vielleicht dort bündeln und kommen schneller zum Ziel als gedacht“.

Die ersten Schritte sind gemacht. Ab März, nach insgesamt elf Kneipengesprächen in Oberhausen, sind Ideenwerkstätten geplant, in denen die Überlegungen in konkrete Umsetzungspläne verwandelt werden.