Oberhausen. Viele Jahre haben Kunden der Genossenschaftsbank Sparda West ihre Konten kostenlos führen können. Doch seit anderthalb Jahren ist das vorbei.

Einst hat sie mit ihrem gebührenfreien Girokonto Kunden angelockt, dann nahm sie im Herbst 2018 erstmals Kontoführungsgebühren – und diese werden jetzt drastisch erhöht. Die Sparda-Bank West hebt ihre Preise nach eigener Mitteilung zum 1. April 2020 an. In Oberhausen betreibt sie Niederlassungen in der Innenstadt und in Osterfeld. Ihren Hauptsitz hat die Sparda-Bank West in Düsseldorf, sie betreibt in der Region unter anderem weitere Filialen in Mülheim, Duisburg, Essen, Bochum, Gelsenkirchen, Wesel und Moers.

Nur das Kontomodell „Sparda-Giro Online“ mit Gehalts- oder Renteneingang und das Kontomodell für Jugendliche („SpardaYoung+“) können weiterhin gebührenfrei geführt werden. Ohne Gehaltseingang kostet die Kontoführung künftig 3 Euro pro Monat (bisher 2,50 Euro). Das ist ein Preisanstieg für die Genossenschaftsbank-Kunden um 20 Prozent. Bei Zahlungsaufträgen, die Kunden trotz dieses Online-Kontos papiergebunden in der Filiale oder über den Service-Automaten vornehmen, wie Überweisungen, Umbuchungen oder Daueraufträge, fällt eine Gebühr von 5 Euro pro Auftrag (bisher 1,50 Euro) an – ein Preisplus von 233 Prozent.

Normales Girokonto kostet künftig 72 Euro im Jahr

Beim Modell „SpardaGiro Flex“ zahlen die Kunden unabhängig vom Gehaltseingang künftig 6 Euro pro Monat an Kontoführungsgebühr (bisher 2,50 Euro) – plus 140 Prozent. Im Jahrespreis von 72 Euro sind allerdings Zahlungsaufträge in der Filiale inbegriffen – zum Beispiel beleghafte Überweisungen oder die Einrichtung von Daueraufträgen.

Bei beiden Modellen gibt es die optionale Bank-Card (Ausgabe einer Debitkarte) künftig für 20 Euro pro Jahr (bisher 12 Euro) – damit zieht diese Gebühr um 67 Prozent an. Beim Jugendgirokonto für Schüler, Auszubildende und Studenten zwischen 7 und 28 Jahren bleibt die Bank-Card weiter kostenlos.

Sparda: Niedrigzinsphase zwingt zu Preiserhöhungen

Die Sparda-Bank begründet die starken Preiserhöhungen mit der zuletzt verschärften Niedrig- und Negativzinspolitik der Europäischen Zentralbank. Die EZB hatte den Negativzins auf Bankeinlagen im vergangenen September von 0,4 auf 0,5 Prozent angehoben. „Diese Politik trifft uns als einlagenstarke Bank ganz besonders“, erklärt Manfred Stevermann, Vorstandsvorsitzender der Sparda-Bank West. „Das Zinsgeschäft ist seit Jahren rückläufig. Früher war es unsere zentrale Einnahmequelle und zugleich Basis für die Finanzierung unserer Serviceangebote sowie des Filialnetzes. Die Preisanpassung ist uns nicht leichtgefallen, aber wir müssen im Sinne unserer Genossenschaft wirtschaftlich nachhaltig handeln.“

Die Erhöhung zum 1. April 2020 ist die zweite innerhalb von anderthalb Jahren. Bis September 2018 zahlten Sparda-Bank-Kunden nur für die Bank-Card zwölf Euro im Jahr – und für die Kontoführung keinen Cent.

Anfang November 2019 hatte die Sparda-Bank West Kunden und Angestellte außerdem mit der Nachricht aufgeschreckt, 43 Filialen schließen zu wollen. Für den radikalen Schnitt macht die Sparda-Bank West mit ihren 717.000 Kunden und einer Bilanzsumme von 12,2 Milliarden Euro vor allem die Digitalisierung verantwortlich. Der Umbau soll bis Ende 2022 abgeschlossen sein. Was mit den Niederlassungen in Oberhausen passiert, ist bisher öffentlich noch unklar.

Eine Übersicht der aktuellen sowie zukünftigen Konditionen der Kontomodelle findet man unter www.sparda-west.de/konten-girokonten-konditionen.