Oberhausen. In Oberhausen gibt es ab sofort fünf neue Denkmäler. Die Eigentümer der Gebäude müssen diese nun bewahren, haben dafür aber auch Vorteile.
Man mag es auf den ersten Blick vielleicht nicht erahnen, aber auch eine Stadt wie Oberhausen ist gespickt mit architektonischen Leckerbissen. Mit Zeugnissen der Stadtgeschichte, die es zu schützen und zu erhalten gilt. Fünf weitere Gebäude gehören ab sofort dazu – deren Besitzer dürfen nun die kleine Denkmal-Plakette mit NRW-Landeswappen an der Fassade anbringen.
Selbstverständlich ist das nicht, die Stadt müsse mitunter dicke Bretter bei den Eigentümern bohren, erklärt Rainer Mollerus, Leiter des städtischen Bereiches Stadtplanung. Denn ist ein Gebäude offizielles Denkmal, ist dies mit gewissen Pflichten verbunden: Umbauten und Renovierungen müssen den teils strengen Regeln der Denkmalbehörde entsprechen und vorab offiziell genehmigt werden.
Spezielle Fördertöpfe anzapfen
Es gibt jedoch auch Vorteile: So gibt es spezielle Fördertöpfe für denkmalgeschützte Häuser. Und nötige Sanierungsarbeiten seien zudem teils steuerlich absehbar, erklärt Mollerus. Experten der Denkmalpflege begleiten zudem die Baumaßnahmen. Kostenlos. „Für einen Architekten zahlen sie sonst viel Geld“, ergänzt Ingo Wiedenbrück von der Unteren Denkmalbehörde.
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Das markanteste der fünf neuen Denkmäler ist sicherlich das Hochhaus an der Friedrich-Karl-Straße. Bekannt geworden ist es auch überregional im Dezember 2018: Der Oberhausener Künstler Christoph Stark vom Verein Kitev hat zwei Schriftzüge auf dem Haus angebracht: „Glück auf“ und „Vielfalt ist unsere Heimat“ prangen (nachts hell erleuchtet) auf dem Dach. Das gefiel nicht jedem, eine hitzige Diskussion um den Heimatbegriff entbrannte.
Prägung, Diskurs, Zukunft
Doch genau diese Debatte zeige: „Bei Denkmälern geht es auch um Prägung, um Diskurs, um die Zukunft“, sagt Oberhausens Planungs- und Strategiedezernent Ralf Güldenzopf. Aus städtebaulicher Sicht stelle das 1959 fertiggestellte Gebäude mit damals 82 Wohneinheiten eine wichtige Komponente dar, erklärt Rainer Mollerus. Es bildet eine Einheit mit Rathaus und Hans-Böckler-Kolleg.
Ebenfalls markant ist seit dem Umbau zu einem Wohnhaus das Kontorhaus an der Gutenbergstraße. Er erstrahlt in quietschendem Gelb. Aber: „So sah das Gebäude auch in den 30er Jahren aus“, erklärt Denkmal-Experte Ingo Wiedenbrück. Das habe ein restauratorisches Gutachten ergeben. In dem 1862 erbauten Gebäude war einst die erste Oberhausener Zeitung untergebracht – es sei daher ein „bedeutendes Zeugnis für die Stadt.“
Entwicklungsprozess der Innenstadt
Die expressionistische Formsprache eines weiteren Gebäudes hat die Fachleute überzeugt, auch diesem die Denkmal-Plakette zu verleihen. In dem 1925 erbauten Haus, direkt gegenüber dem Bert-Brecht-Haus, ist heute eine Zahnarztpraxis untergebracht. Laut Denkmalbehörde dokumentiert das Haus „auf anschauliche Weise den historischen Entwicklungsprozess der Oberhausener Innenstadt“.
Rund 170 Denkmäler in der Stadt
Rund 170 Denkmäler gibt es mittlerweile in Oberhausen: Wohn- und Verwaltungsgebäude, Grabmäler, Kirchen, Siedlungen und vieles mehr.
Das Schloss Oberhausen zählt ebenso dazu wie die Burg Vondern, die Kapelle des Marienhospitals in Osterfeld, Standbilder und Büsten an der St.-Antony-Hütte, Toranlagen der ehemaligen Zechen der Stadt, aber auch Findlinge im Kaisergarten, der jüdische Friedhof oder die ehemalige Gaststätte Bürgerkrug an der Hermann-Albertz-Straße.
Zwei Wohnhäuser an der Elsa-Brändström-Straße machen das Quintett der neuen Denkmäler komplett. Buntglasfenster, glasierte Keramikfliesen an den Fenstern, Bodenmosaike, Marmorablagen, historisches Sparrendach, ein grün glasierter Keramikbrunnen im Garten: nur einige der vielen Details, die die Experten überzeugt haben.
Wie passend: Der Eigentümer einer dieser Wohnhäuser ist Andreas von Scheven – Mitarbeiter der Unteren Denkmalbehörde. Ein „glücklicher Umstand“, sagt Bereichsleiter Rainer Mollerus. So ließe sich die Werbetrommel noch besser rühren, um weitere Gebäude in die Denkmalliste aufzunehmen. Um Historisches für die Öffentlichkeit zu bewahren.