Oberhausen. Die Matinee-Konzertreihe auf der Burg Vondern ist umjubelt gestartet: Das „Joker Quartett“ bot einen Kulturtransfer zwischen den Generationen.

Erinnern Sie sich noch an den Geiger Rudi Ratlos, von dem es hieß: „Er wurde aus dem Altersheim abgeholt, von diesen cleveren Businessleuten“. Nun, beim ersten Matinee-Konzert auf Burg Vondern mit dem jugendlich-frischen „Joker Quartett“ konnte man durchaus den Eindruck haben, als träfe dies auf große Teil des Publikums zu.

Angesichts des bescheidenen Eintrittspreises von gerade mal zwölf Euro verbat sich freilich jeder Gedanke an clevere Businessleute. Schließlich ist der Förderkreis Burg Vondern e.V. samt seinem launig moderierenden Vorsitzenden Walter Paßgang mit Herz und Seele der Promotion kultureller Ereignisse für jedermann verpflichtet. Weil die akustisch hochakzeptable Remise erfreulicherweise ausverkauft war, was in Oberhausen keinesfalls selbstverständlich ist, klingelte dennoch die Kasse.

Beatles-Klassiker „Let it be“

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So wie übrigens taktgenau ein Handy im Saal, direkt nachdem die letzte Note des Beatles-Klassikers „Let it be“ (sic!) verklungen war. Tja, so sind die alten Rittersleut, denen vier junge Damen in klassischer Streicher-Formation eine fabelhafte Mischung mehr oder minder aktueller Rock- und Pop-Songs mit Verve kredenzten. Wobei ihr Opener „Jokers Pachelbel“ namenstechnisch gewitzt eine falsche Fährte legte. Weil nämlich statt in barocker Pracht, von welchem der drei Pachelbels auch immer, lustvoll mit dem wohl berühmtesten Riff der Rockgeschichte, nämlich den Quart-Zweiklängen von „Smoke on the Water“, jongliert wurde.

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Dass es danach mit Metallica hieß, „Nothing else matters“, zeigte schön den feinen Humor der vier Twens. Die in ihren satt und süffig inszenierten Arrangements (aus eigener Feder!) an „Yesterday“ erinnerten, zur Freude aller Hildegard Knef-Verehrer es rote Rosen regnen ließen – das folgende „Imagine“ paßte prompt prächtig –, bis schließlich (nicht ganz) zielgruppengerecht „Die Ärzte“ kamen.

Filmhits und Hochzeitswünsche

Nach der Pause schwelgte das „Joker Quartett“ erst lässig durch einige Filmhits wie „Game of Thrones“ und „Die Schöne und das Biest“, um dann Hochzeitswünsche abzufeiern. Etwa „Shut up and dance“ – tat natürlich keiner – oder „Sweet Dreams“ von den Euryhthmics, was wie ihr „Petshop Boys“-Medley ein amüsantes Vergnügen auch ohne Kenntnis der Originals war.

Noch so ein sprechender Titel, „Oft gefragt“ von „annenmaykantereit“, kündigte fabelhaft das finale „Best of 2017“ der beiden Geigerinnen Melissa Tendick und Sofie Krebs mit Sophie Dannöhl (Bratsche) und ihrer Cellistin Chea Mertins an. Geballte, freilich faszinierte Ahnungslosigkeit des in Ehren ergrauten Publikums; nur ein Teenager zappelte in der ersten Reihe voller Begeisterung ob der so noch nie gehörten Hits seiner Jugend.

Höchst unterhaltsam

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Den Joker zog das höchst unterhaltsame Quartett dann mit seiner Zugabe, einem grandios arrangierten Medley alter Kinderfilm-Melodien. Was dermaßen bejubelt wurde, dass eine Wiederholung zum Mitsingen die unvermeidliche Folge war. Ein überzeugender Kulturtransfer für alle Generationen – zwecks weiteren Erfolgs wünscht man dem „Joker Quartett“ nun clevere Businessleute.