Oberhausen. Die Helios St. Elisabeth Klinik setzt Yoga gegen chronische Schmerzen ein. Für Patienten die Chance, ihren Körper wieder schmerzfrei zu erleben.

Yoga gegen Schmerzen: Die Helios St. Elisabeth Klinik Oberhausen geht in der Behandlung chronischer Schmerzpatienten neue Wege. Ihr Rezept: ein biopsychosoziales Behandlungsmodell. Hört sich kompliziert an, ist es aber nicht. Die Therapie setzt bei den körperlichen Erkrankungen an, lässt die Seele zur Ruhe kommen und beschert häufig unverstandenen Patienten neue soziale Kontakte.

Der Leidensdruck ist hoch, weiß Dr. Ute Mückshoff. Die Leiterin der Schmerztherapie an der Helios St. Elisabeth Klinik Oberhausen erläutert: „Mit chronischen Schmerzen beginnt oft ein Teufelskreis.“ Am Anfang stünde die Erkrankung selbst, zum Beispiel ein Bandscheibenvorfall. Wegen der Schmerzen würden sich viele Patienten in den ersten Tagen nur hinlegen und kaum bewegen. Dabei komme es zu Schonhaltungen und dadurch bedingten Veränderungen an der Muskulatur.

Der Bandscheibenvorfall ist weg, die Schmerzen bleiben

Dr. Ute Mückshoff setzt in der Schmerztherapie auf einen multimodalen Behandlungsansatz.
Dr. Ute Mückshoff setzt in der Schmerztherapie auf einen multimodalen Behandlungsansatz. © FUNKE Foto Services | Gerd Wallhorn

Folge: „Der Bandscheibenvorfall ist weg, die Schmerzen aber bleiben.“ Meist schließt sich eine Ärzteodyssee an. Irgendwann dreht sich alles nur noch um den Schmerz. „Wer einmal Zahnschmerzen hatte, weiß, wie gereizt man dann sein kann.“ Schlafstörungen kämen dazu und der soziale Rückzug. Selbst viele langjährige Beziehungen seien an einer chronischen Schmerzerkrankung schon zerbrochen. Nicht nur das: „Auch in der Arbeit lässt die Leistung häufig nach, so mancher Patient verlor durch lange Ausfallzeiten schon seinen Job“, weiß die Schmerzmedizinerin.

Vielleicht jetzt leichter nachvollziehbar: „Eine Behandlung, die nur bei den körperlichen Beschwerden ansetzt, kann hier zu keinem dauerhaften Erfolg führen.“ Deshalb setze Helios auf eine multimodale Behandlungsmethode. „Wir schauen uns interdisziplinär zuerst die körperliche Erkrankung an.“ Einzel- und Gruppengespräche mit Psychologen kämen dazu, außerdem Entspannungs- und Bewegungsangebote.

Im Rhythmus der Atmung auf schmerzfreie Regionen konzentrieren

Jeder so wie er kann: das ist das oberste Motto bei der Yogatherapie in der Helios St. Elisabeth Klinik Oberhausen
Jeder so wie er kann: das ist das oberste Motto bei der Yogatherapie in der Helios St. Elisabeth Klinik Oberhausen © Oberhausen | Helios

Zu den Entspannungsmethoden, die sich bewährt hätten, gehöre die Yoga-Therapie. „Die ist aber überhaupt nicht mit einem normalen Yogakurs vergleichbar“, betont Yogatherapeut Stephan Schmid. Denn natürlich sei die Beweglichkeit bei starken Schmerzen deutlich eingeschränkt. „Bei unserem Angebot geht es vor allem darum, zur Ruhe zu kommen und seinen Körper bewusst endlich einmal wieder positiv wahrzunehmen.“

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Durch das angeleitete Wandern von Gedanken und Atmung durch die verschiedenen Körperregionen gelinge es vielen Betroffenen oft erstmals nach langer Zeit, sich auch wieder auf schmerzfreie Stellen zu konzentrieren. „Am Anfang fällt das schwer, doch je öfter wir üben, desto schneller kommt es gleichzeitig zu einem positiv empfundenen Entspannungseffekt“, sagt Schmid. Mehr noch: „Hier sitzen Menschen mit ähnlichen Beschwerdebildern zusammen, innerhalb kürzester Zeit entwickelt sich meist ein toller Zusammenhalt.“ Kein Wunder, dass sich ehemalige Patienten mittlerweile auch in einer Selbsthilfegruppe zusammengeschlossen haben.

Auch Depressionen können gelindert werden

14 Tage dauert der stationäre Aufenthalt in der Klinik für Anästhesie, Intensivmedizin und Schmerztherapie. Zweimal nehmen die Patienten an dem Yoga-Programm teil. Trotz der knappen Zeit mit überraschenden Erfolgen. „Allein zu erleben, dass man selbst seine Schmerzen zumindest für eine kleine Weil in den Tiefschlaf versetzen kann, ist für die meisten Patienten schon sehr beeindruckend“, sagt Schmid. Viele holten sich denn auch Anregungen von ihm zum Weiterüben zu Hause.

Schmerzmedizinerin Mückshoff ergänzt: „Yoga wirkt sich außerdem positiv auf die Gesundheit von Herz und Kreislauf aus, kann die Menge an Antioxidantien im Blut erhöhen und sogar Depressionen lindern. All das führt zu einem gesteigerten Wohlbefinden, das sich wiederum positiv auf die Schmerzwahrnehmung auswirkt.“ So könne die Klinik ihre Patienten dabei unterstützen, ihre Schmerzen zu lindern und für einen Augenblick zu vergessen. Völlig verschwinden würden die Schmerzen aber auch dank Yoga nicht. „Dafür bieten wir aber verschiedene Möglichkeiten an, um damit besser umgehen zu können.“ Dazu gehörten neben der medikamentösen auch die physiotherapeutischen Behandlungen.