Oberhausen. Mit einem Pfeifkonzert empfingen Beschäftigte und Musical-Fans in Oberhausen die Stage-Geschäftsleitung. Die will das Haus am Centro schließen.

Die Hiobsbotschaft, dass das Hamburger Freizeitunternehmen Stage Entertainment das Metronom Theater Oberhausen am Centro aufgeben will, hat die Mitarbeiter schockiert, verständnislos und wütend gemacht.

Ohne aufzumucken, wollen sie „die überflüssige Entscheidung“ nicht hinnehmen, wie Verdi-Gewerkschaftssekretär Till Düwel sagt. „Jetzt geht’s um Sozialpläne, höhere Abfindungen, mögliche Weiterbeschäftigungsmöglichkeiten.“ Und darum zu zeigen, dass man zusammensteht.

Das erste Gespräch zwischen Geschäftsleitung, Betriebsrat und der Gewerkschaft Verdi begleiteten Betroffene, Freunde und Fans des Theaters am Mittwoch mit einer Protestveranstaltung. Trotz Kälte und Regenwetter versammelte sich eine beachtliche Menge vor dem Bühneneingang des Theaters. Spruchbänder, Plakate, Pfeifen und Trommeln hatten sie mitgebracht, um den Verantwortlichen aus Hamburg einen gebührenden Empfang zu bereiten: „Wir werden nicht verstummen“, „Hier stirbt die Musik, im Pott wird es leiser“, „Wo man singt, da lass dich ruhig nieder, böse Menschen kennen keine Lieder“.

Notenschlüssel in einer Tonne vor dem Oberhausener Musical-Theater verbrannt

Symbolisch wurden Notenschlüssel in einer Tonne verbrannt. Till Düwel verlas Solidaritäts-Bekundungen der Metronom-Fangemeinschaft: „Wir können nicht kommen, aber mit dem Herzen sind wir dabei“, lautet die Grußbotschaft vom Musical-Stammtisch. „Uns fragt ja keiner, wir hoffen, diese E-Mail hilft.“ „Geben Sie NRW eine Chance, der Pott kann mehr als Industrie“, versucht Anja in ihrer Mail, Stage Entertainment umzustimmen. Weitere Fans loben den Standort, die gute Anbindung an Autobahn und öffentlichen Nahverkehr sowie die kostenlosen Parkplätze am Metronom. „Mein Lieblingstheater“, schreibt Sonja aus Bonn. „Mit meiner Tochter war ich schon hundertmal da.“

Stage-Geschäftsführerin Uschi Neuss verkündete Ende Oktober 2019 das Aus für das Oberhausener Metronom-Musical-Theater.
Stage-Geschäftsführerin Uschi Neuss verkündete Ende Oktober 2019 das Aus für das Oberhausener Metronom-Musical-Theater. © FUNKE Foto Services | Gerd Wallhorn

Seit 1992 haben Kerstin, Michael, Lukas und Vanessa alle Musicals besucht, die im Metronom gezeigt worden sind. Eine Lehrerin war dort mit vielen Schulklassen. „Bitte schließen Sie dieses Theater nicht“, schreiben viele. Und immer wieder wird die Frage gestellt: „Warum wurde das Wunder von Bern nicht im Ruhrgebiet gespielt?“

Letzte Vorstellung bereits in drei Monaten

Die letzte Vorstellung des Musicals „Tanz der Vampire“ in Oberhausen findet am Sonntagabend, 22. März 2020, statt. Bis es so weit ist, da sind sich die Beschäftigten des Metronom-Theaters und die Gewerkschaft Verdi sicher, wird es noch weitere Protest-Kundgebungen geben.

Karten gibt es für das Musical noch bei vielen Vorverkaufsstellen ab 50 Euro an zahlreichen Werktagen und an Sonntagen. Stage Entertainment mit Sitz in Hamburg bewirbt das Musical bereits damit, dass es „nur für kurze Zeit in Oberhausen“ ist. Die Überschrift lautet: „Unsterblich verliebt in Oberhausen!“.

Ein Wagen mit Hamburger Kennzeichen fährt ein. „Da kommt die Theaterleitung!“ Die Protestler empfangen sie mit einem Pfeifkonzert. „Man nimmt uns nicht nur die Arbeitsplätze, sondern auch die Hoffnung“, sagt Tontechniker Christian Hoff. 14 Jahre hat er im Metronomtheater gearbeitet. „Ich befürchte, dass hier kein Theater mehr reinkommt.“

Sein Kollege, Bühnentechniker Julian, sagt: „Ich werde mir einen neuen Job suchen müssen und es wird schwer, etwas Vernünftiges zu finden, wo man nicht ausgebeutet wird.“ Dass die Entscheidung, das Theater zu schließen, mit Sicherheit schon vor langer Zeit gefallen ist, vermuten hier alle.

In Oberhausen steckt eine Menge Leidenschaft fürs Musical

Mit dem Ende Oktober verkündeten Oberhausener Metronom-Aus werden sie nicht nur die Jobs verlieren, sondern auch das gute Team. „Es ist einfach schade, die Verbundenheit ist groß“, sagt Hornistin Isabel. Als Musikerin sei sie zwar nur befristet am Metronom beschäftigt, „doch das sind meine Leute hier, meine Gemeinschaft“, sagt sie. „Hier steht eine Mannschaft zusammen und das ist, was dieses Haus ausmacht.“ Ihre Kollegin Cellistin stimmt dem zu. „Hier steckt eine Menge Leidenschaft drin. Hier sind viele Freundschaften entstanden.“