Oberhausen. In Berlin genießt Coline Serreaus schräges Familiendrama kultigen Ruf. In Oberhausen betont Intendant Florian Fiedler die komödiantische Seite.

Nein, versichert Florian Fiedler, „die Hasenzähne wollen wir Katharina Thalbach nicht wegnehmen“. Dank der inzwischen 64-Jährigen in der Titelrolle des Jüngsten der Familie Hase, genießt – zumindest in Berlin – „Hase Hase“ von Coline Serreau einen kultigen Ruf. Ohne Plastikzähne – dafür vielleicht mit amüsanteren Ideen – steigt am Freitag, 6. Dezember, um 19.30 Uhr im Großen Haus des Theaters Oberhausen die Premiere der Fiedler-Inszenierung.

Bei verschiedenen Generationen genießt die nun 72-jährige Autorin Coline Serreau ganz verschiedene Images – nicht zuletzt dank sehr unterschiedlicher Filmhits. Den ersten internationalen Erfolg landete die Pariserin 1978 mit „Pourqoui pas?“ („Warum nicht“), der eine Dreiecksbeziehung feiert und als Plädoyer für eine befreite Liebe gesehen wurde. „Drei Männer und ein Baby“ wirkte dann zehn Jahre später – trotz der Umkehrung des traditionellen Rollenbildes – deutlich konservativer: nämlich als Hohelied auf familiäre Werte.

Nach und nach kehren alle zurück in die kleine Wohnung

Viel schräger, aber fast gleichzeitig gestaltete die Dramatikerin vor 33 Jahren „Hase Hase“. Auch hier hält der Clan der Hases im Streit miteinander – aber vor allem gegen eine feindselige Umgebung – fest zusammen. „Hase Hase“, meint Florian Fiedler, „ist keine lupenreine Komödie, es kann sich nicht recht entscheiden“. Allzu bemüht thesenhafte Momente, wie eine zopfige Kopftuchdebatte, hat der Intendant aus seiner Inszenierung gestrichen. „Es waren Szenen, die das Stück gar nicht nötig hat.“

Mit Latzhose und Plastikzähnen: Katharina Thalbach in ihrer geliebten Rolle als Hase Hase 1992 am Schillertheater Berlin.
Mit Latzhose und Plastikzähnen: Katharina Thalbach in ihrer geliebten Rolle als Hase Hase 1992 am Schillertheater Berlin. © bildbuehne.de | David Baltzer

Die Ausgangssituation der Komödie dürfte fast jedem Familienmenschen bekannt sein: Die Eltern Hase glauben, durchatmen zu können: Die Kinder sind aus dem Haus, studieren, haben gute Jobs, sind verheiratet. Doch nach und nach kehren alle zurück in die viel zu kleine Wohnung: gescheitert an der Außenwelt. „Die Bühne wird immer voller“, erzählt Dramaturgin Elena von Liebenstein, „mit Menschen und Gegenständen“.

Klaus Zwick in der Rolle der Matriarchin

Wer ist die Hauptfigur im immer chaotischeren Geschehen mit vier Schauspielerinnen und fünf Schauspielern? Ist’s der womöglich außerirdische Jüngste, also Hase Hase (Nina Karimy) mit seinen Zauberkräften, der sogar einzelne Szenen anhalten kann, um sie neu beginnen zu lassen? Oder ist’s Mama Hase, die den ganzen Clan in Blau zusammenhält? Klaus Zwick in der Rolle der Matriarchin verspricht einen Besetzungscoup – und Florian Fiedler verrät: „Er hat sich um die Rolle beworben – und ich war sofort überzeugt!“

In Berlin wird „Hase Hase“ zum Familien-Coup

In Berlin inszeniert die 72-jährige Coline Serreau Dauerbrenner „Hase Hase“ selbst: Die Komödie am Kurfürstendamm im Schiller Theater kündigt die Wiederaufnahme des Evergreens für den 8. Januar an.

Dort ist die Inszenierung eine deutsch-französische Familienproduktion: Denn Katharina Thalbach – die seit 1992 nicht von ihren Hasenzähnen lassen kann – ist die älteste Tochter von Benno Besson, dem Lebensgefährten Coline Serreaus. Anna und Nellie Thalbach (Katharinas Tochter und Enkelin) zählen ebenfalls zur Berliner Bühnenfamilie Hase.

Im Theater Oberhausen kosten die Premierenkarten für Freitag, 6. Dezember, von 12 bis 32 Euro, Tel. 0208 - 8578 184, online theater-oberhausen.de

Im Hintergrund des Familiendramas erzählen die Fernsehnachrichten von einem Rechtsputsch und dem Wandel des Landes zu einer Militärdiktatur. Die Video-Szenen schuf Bert Zander, jüngst preisgekrönt für seine „theatrale Filminstallation“ von „Schuld und Sühne“. Florian Fiedler betont aber, mögliche politische Analogien in seiner Inszenierung nicht herausstellen zu wollen: „Die Liebe der Mama Hase und Hase Hase als Motor der Liebe – das macht dieses Stück eher stark.“

Und gestresste Bühnenfamilien, ergänzt Elena von Liebenstein, passen ja durchaus in die Vorweihnachtszeit: „Da gibt es viel Wiedererkennbares.“