Oberhausen. Die Jugendkinotage „Aufgedreht“ zeigen vom 4. bis 18. Dezember acht starke Filme in der Lichtburg: von der Schüler-WG bis zur Festung Europa.

Am mangelnden Taschengeld sollte es nicht liegen – doch die Kinobranche scheint das jugendliche Publikum abgeschrieben zu haben. Zielgruppengenaues Marketing? Fehlanzeige. „Wir haben die Jugendlichen“, hält Petra Rockenfeller dagegen. 1500 bis 1700 Besucher während der letzten „Aufgedreht“-Jugendkinotage sind für die Lichtburg-Chefin ein starkes Argument.

Übers ganze Jahr gesehen, zeigt der Filmpalast an der Elsässer Straße 26 fünf Filmreihen für Kinder und Jugendliche, pflegt die guten Kontakte zu drei Partnerschulen – darunter auch das Hans-Sachs-Berufskolleg – und erreicht so Besucherquoten von bis zu 40 Prozent beim jungen Publikum. Und natürlich hat sich „Aufgedreht“ im nun 15. Jahr als gefragte Marke etabliert. Acht erstklassige Filme sind wieder dabei – und jeder bietet fürs abendliche Publikum zwei Termine, jeweils um 18.30 Uhr.

„Auerhaus“ versammelt die Creme der deutschen Jungschauspieler

Den Anfang am Mittwoch, 4. Dezember, macht die Preview von „Auerhaus“ nach dem Roman- und Bühnen-Bestseller von Bov Bjerg: Vier Schüler gründen eine WG auf dem Land und nennen sie nach dem Madness-Song „Auerhaus“ (okay, die Londoner haben’s etwas anders geschrieben). Zu dritt wollen sie den Vierten, Frieder, von seinen Selbstmord-Gedanken abbringen. Der Film, der gleich anschließend bundesweit startet, versammelt die Creme der deutschen Jungschauspieler – und wird von seinem Star Luna Wedler nach Kräften beworben.

Vier Außenseiter wollen die perfekte Abi-Party zelebrieren: „Abikalypse“ wirkt wie Genrekino – mit einem besonderen Twist.
Vier Außenseiter wollen die perfekte Abi-Party zelebrieren: „Abikalypse“ wirkt wie Genrekino – mit einem besonderen Twist. © Conny Klein | Conny Klein

„Abikalypse“ (am 5. und 12. Dezember) scheint im Mainstream zu siedeln, bietet aber einen besonderen Twist: Vier Schul-Außenseiter, bis zum Abitur als „Loser“ geschmäht, wollen die größte Abi-Party aller Zeiten auf die Beine stellen: ein Bündnis gegen alle Wahrscheinlichkeit. Das gilt auch für „Bonnie und Bonnie“ (am 6. und 13. Dezember): Die beiden Desperados sind hier die Albanerin Yara und die Deutsche Kiki, die sich ineinander verlieben – und wie ihre Vorbilder aus dem Texas der 1920er durchstarten zu einer wilden Flucht in geklauten Autos.

Zwei rennen gegen die Festung Europa an

„Glück ist was für Weicheier“ erzählt am 7. und 14. Dezember von Jessica und ihrer schwerkranken Schwester Sabrina. Auch diese Außenseiterin an ihrer Schule schmiedet einen verwegenen Plan: Sie will ihre Schwester retten, für die der alleinerziehende Papa schon einen Sterbebegleiter sucht. Das deutsch-deutsche Wendedrama „Im Niemandsland“ startete bundesweit bereits am 7. November – ging aber völlig unter im Großaufgebot des Einheitsjubiläums. Hier die zweite Chance am 8. und 15. Dezember: Durch ein Loch in der Mauer bei Kleinmachnow lernen sich Katja und Thorben kennen.

„Roads“ von Tanger bis Calais: Die Schauspieler Fionn Whitehead (li.) und Stéphane Bak besuchten zur NRW-Premiere die Lichtburg in Essen.
„Roads“ von Tanger bis Calais: Die Schauspieler Fionn Whitehead (li.) und Stéphane Bak besuchten zur NRW-Premiere die Lichtburg in Essen. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

„Roads“ ist ein großer Film, der meist nur in kleinen Kinos zu sehen war. Sebastian Schipper fand für diese Reise von Tanger in Marokko zu den „Dschungel“ genannten Camps der gescheiterten Grenzgänger in Calais soghafte Bilder – und zwei grandiose Hauptdarsteller in Fionn Whitehead und Stephane Bak, die zu zweit gegen die Festung Europa anrennen, zu sehen am 9. und 16. Dezember. Von Flucht, Trennung und dem verzweifelten Versuch, einander wiederzufinden, erzählt – auf ganz andere Art – auch „Zoros Solo“ am 11. und 18. Dezember: Der 13-jährige Zoro sieht in der Tournee eines kirchlichen Knabenchors seine einzige Chance, den Vater in Budapest zu finden.

Schulklassen können sich noch anmelden

Auch jetzt noch können Lehrer ihre Klassen für Schul-Vorführungen an den Vormittagen anmelden und zwar in der Lichtburg, 0208 - 824 290, oder per E-Mail an sabrina.cannarozzo@lichtburg-ob.de. Termine werden individuell abgestimmt. Schüler zahlen vormittags 4 Euro.

Der Eintritt kostet abends um 18.30 Uhr 5 Euro für Erwachsene, 4,50 Euro für Jugendliche. Sieben der acht Filme sind freigegeben ab zwölf Jahren, nur „Bonnie und Bonnie“ ist für junge Zuschauer ab 16.

Last, not least „Schwimmen“: Am 10. und 17. Dezember erzählt der Film von Luzie Loose von zwei besten Freundinnen, die sich mit verfänglichen Bildern in den „Sozialen Medien“ für früheres Mobbing rächen – und so selbst zu Täterinnen werden.