Oberhausen. Die Zeichen stehen auf Veränderung. In den evangelischen Gemeinden soll die Jugend verstärkt den Ton angeben. Dies beschloss jetzt die Synode.

128.000 Evangelische Christen gab es 1968 in Oberhausen. Aktuell sind es nur noch rund 51.000. Geringere Kirchensteuern und der Nachwuchs – auch dies waren folglich Themen, um die sich die Kreissynode des Evangelischen Kirchenkreises Oberhausen jetzt drehte.

„Die Krise als Chance“, so schätzt nicht nur Superintendent und Kreissynodalvorsitzender Joachim Deterding die Lage ein. „Alle Teilnehmer waren sich in einem Punkt einig: Wir müssen uns verändern.“ Neue Ideen müssten her, am besten direkt aus der Mitte der Jugend. „Natürlich haben wir weniger junge Leute in den Gemeinden, aber die, die wir haben, sind unser größter Schatz“, sagt Deterding. Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen engagierten sich, wollten mitgestalten. „Und das sollen sie auch.“ Künftig in Form einer dauerhaften Jugendsynode. „Die wir selbstverständlich gemeinsam mit den Jugendlichen entwickeln wollen“, erläutert Deterding.

Die Jugendsynode wird ein Antragsrecht haben

Schon jetzt aber stehe fest: „Diese Synode wird ein Antragsrecht haben.“ Soll heißen: „Alles, was dort beschlossen wird, muss von der Kreissynode beraten werden.“ Eine Generation wachse in Oberhausen nach, die bereit sei, sich einzubringen.

Immer weniger Gebäude benötigt

Auch dies wurde auf der Kreissynode auf den Tisch gebracht: Die evangelischen Gemeinden schrumpfen. In Oberhausen werden künftig immer weniger Gebäude benötigt als dies zurzeit noch der Fall ist.

In Osterfeld wird es statt der ehemals drei Gemeindezentren künftig nur noch eines direkt an der Auferstehungskirche geben.

Die Gemeindezentren an der Mozartstraße und in Biefang sollen spätestens Ende 2022 aufgegeben werden. An der Mozartstraße soll ein großes Familienzentrum errichtet werden.

„Schauen Sie sich doch bloß Fridays for Future an, was für eine beeindruckende Bewegung das geworden ist.“ Die Jugend sei die Zukunft, der Gesellschaft, der Stadt, der Kirche. „Ich habe auf dieser Synode eindrücklich gemerkt – die Bereitschaft zur Veränderung ist da.“ Frische, neue Wege seien jetzt gefragt. „Mein Gott“, sagt Deterding, „man wird nach so vielen Jahren eben doch auch betriebsblind.“

Seit elf Jahren ist er Superintendent in Oberhausen, seit 19 Jahren im Synodalvorstand. „Viele Pfarrer hier in Oberhausen sind seit 20 Jahren im Dienst.“ Was er selbst, was sie einst voller Schwung eingeführt hätten, sei „einfach nicht mehr innovativ“. Eine neue Art des Jugendgottesdienstes? „Gerne.“ Neue Räume zum Ausprobieren? „In unseren Jugendeinrichtungen klappt das doch bereits gut.“ Nur in der Kirche selbst, da gebe es mehr Handlungsbedarf.

Das Diakonische Werk könnte eine gemeinnützige GmbH werden

„Öffnen wir uns!“, fordert Deterding und betont: „Das ist doch keine Kritik an den Mitarbeitern, die bis heute eine tolle Arbeit machen, es ist nicht mehr oder weniger als die Einladung, gemeinsam Neues zu entdecken.“ Die neue Jugendsynode sei auf offene Ohren gestoßen. „Sie wurde einstimmig beschlossen – für mich ist das ein ganz starkes Signal.“

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Das zweite große Thema: „Die Umstrukturierung des Diakonischen Werkes.“ Die kirchlichen Gremien als Entscheidungsträger tagten zu langsam. „Aber gerade in den Aufgabenbereichen des Diakonischen Werkes, zu denen die soziale Arbeit und Ausbildung zählen, sind schnellere Entscheidungen gefragt“, meint Deterding. Deshalb sei eine Umwandlung in eine andere Gesellschaftsform angedacht.

„Vielleicht als gemeinnützige GmbH, vielleicht als eingetragener Verein.“ Finanziert wird die Arbeit des Diakonischen Werkes bislang aus Kirchensteuern, kommunalen Mitteln und Mitteln des Landschaftsverbandes. „Unser Anteil dabei ist sehr hoch, den werden wir angesichts der sinkenden Kirchensteuern etwas herunterschrauben müssen.“ Zumal: „Wir übernehmen hier ureigene Aufgaben der Stadt.“ Dazu komme: „Laut Kirchenordnung ist es den Einrichtungen vor Ort nun einmal untersagt, für die laufende Arbeit Schulden aufzunehmen.“