Die Stadt plant einen erneuten Einsatz von „Neem Protect“ gegen den Eichenprozessionsspinner. Der hiesige BUND übt daran deutliche Kritik.
Oberhausen. Die Oberhausener Kreisgruppe Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) übt deutliche Kritik am erneuten Biozid-Einsatz gegen den Eichenprozessionsspinner. Wie wir berichteten, plant die Stadt, auch im nächsten Jahr Sprühkanonen einzusetzen, um Bäume vorbeugend mit dem Umweltgift „Neem Protect“ vor dem Raupenbefall zu schützen.
Nach Ansicht des BUND ist es nicht gerechtfertigt, das Mittel präventiv einzusetzen, ohne das ein Nachweis über einen Befall vorliegt. „Das mag zwar unterm Strich preiswerter und bequemer sein, ist aber aus der Perspektive des Naturschutzes nicht sinnvoll“, heißt es in der Stellungnahme. Der Einsatz von Bioziden sollte auf begründete Ausnahmefälle beschränkt bleiben. Die Stadt plant im Frühjahr 2020 knapp 2000 Eichen im Stadtgebiet zu besprühen. Dabei handelt es sich in erster Linie um Straßenbäume und Bäume an öffentlichen Plätzen.
„Neem Protect“ wirke auch auf alle anderen Insektenarten
oberhausen will erneut biozid gegen eichenspinner einsetzenAufgrund des gesundheitsschädlichen Nesselgiftes, das die Raupen des Eichenprozessionsspinners ausbilden, sei der Schutz der Bürgerinnen und Bürger zwar richtig – gerade im Umfeld von Schulen, Kindergärten und Spielplätzen –, bei einem geringen Befall sollten aber zunächst mechanische Bekämpfungsmaßnahmen eingesetzt werden – „zum Beispiel das Absaugen, oder Absammeln von Raupen und Gespinsten oder temporäre Sperrungen von betroffenen Gebieten“, schlägt der BUND vor. Der Einsatz von Bioziden sei immer mit weiteren Umweltschäden verbunden.
Das Umweltgift „Neem Protect“ verwende den Wirkstoff Margosa-Extrakt des indischen Neem-Baums und habe nach Angaben des Umweltbundesamtes eine hohe aquatische Toxizität und wirke auch auf alle anderen Insektenarten. Das Gift könnte daneben auch insektenfressenden Vogel- und Fledermausarten schaden, heißt es in der Stellungnahme.
Einsatz von Sprüh-Kanonen ist unpräzise
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Der Einsatz von Sprühkanonen berge den hiesigen Naturschützern zufolge außerdem ein weiteres Problem: Die für die Ausbringung eingesetzten Verfahren, wie das Sprühen mit Bodenkanonen, seien vergleichsweise unpräzise und von weiteren Faktoren, wie etwa Winddrift, abhängig. Die eingesetzten Insektizide gelangten somit nicht nur auf die befallenen Eichen, sondern auch auf angrenzende Flächen, die eigentlich nicht behandelt werden sollten.
„Warum nicht die natürlichen Feinde des Eichenprozessionsspinners zur Hilfe nehmen?“, fragt der BUND. Blau- und Kohlmeisen sowie Rotkehlchen würden die giftigen Raupen fressen. Die Kreisgruppe fordert stattdessen, den Bestand dieser Vogelarten durch mehr Nistkästen zu vergrößern, um damit die Eichenspinner-Population zu verkleinern. Durch Nisthilfen für Wildbienen könnten zudem mehr Schlupfwespen angesiedelt werden, die ebenfalls natürliche Feinde der Eichenprozessionsspinner seien. Dies sei kostengünstiger, ökologischer und ungefährlicher als der präventive Einsatz des Umweltgiftes.