Oberhausen. Die Schweizer Ameos-Gruppe übernimmt die insolventen Katholischen Kliniken Oberhausen. Die rund 2300 KKO-Mitarbeiter wurden Freitag informiert.

Beim Bieterwettbewerb um die Übernahme der insolventen Katholischen Kliniken Oberhausen (KKO) ist die Ameos Holding AG aus der Schweiz als Sieger hervorgegangen. Das private Gesundheitsunternehmen mit 85 Einrichtungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz wird die KKO als Gruppe mit ihren Krankenhäusern, Altenheimen, Hospizen und Pflegediensten übernehmen. Ameos hat mit Zustimmung des Gläubigerausschusses in dieser Woche eine Investorenvereinbarung unterschrieben.

Über 2000 Arbeitsplätze sollen erhalten bleiben

Der neue Eigentümer will nicht mehr als die bisher schon geplanten 230 Arbeitsplätze abbauen, alte Arbeitsverträge und Tarifvereinbarungen beibehalten und die kirchliche Prägung der Einrichtungen erhalten. Das erklärten KKO-Geschäftsführer Christian Eckert, Insolvenzverwalter Christoph Niering und Insolvenz-Sachwalter Sebastian Henneke gegenüber der Redaktion. Die Mitarbeiter der Katholischen Kliniken wurden am Freitag bei zwei Betriebsversammlungen in der St.-Josef-Kirche in Osterfeld-Heide über die Entwicklung informiert.

KKO als Gruppe erhalten

Ein Investor aus dem kirchlichen Bereich hat sich nach Auskunft von Insolvenzverwalter Niering nicht gemeldet, drei Interessenten hätten am Ende Angebote für die Krankenhäuser abgegeben, vier weitere private Unternehmen wollten die vier Pflegeheime übernehmen. Die Ameos-Gruppe sei der einzige Investor gewesen, der die KKO als Gruppe kaufen wollte. „Das war uns sehr wichtig, die KKO als Gruppe zu erhalten“, erklärt Restrukturierungs-Geschäftsführer Christian Eckert. „Wenn wir die Gruppen bei der Übernahme hätten teilen müssen, hätte sich der Gesamtprozess extrem in die Länge gezogen und wir hätten so lange die Verluste weiter selber tragen müssen.“ Bisher gehörten die KKO drei Kirchengemeinden und dem Bistum Essen.

Mehr als 9 Millionen Euro Miese 2019

2019 machen die KKO mehr als 9 Millionen Euro Miese, 2017 und 2018 waren es jeweils fünf Millionen Euro. Die Verluste trägt nun der Investor Ameos. „Mit Ameos konnten wir nicht nur ein erfahrenes Unternehmen in Gesundheitswesen gewinnen, sondern auch einen finanzstarken Partner, der in die Zukunft der KKO investieren will“, sagt Eckert. „Ameos zahlt einen guten Preis“, so Sachwalter Sebastian Henneke, der sich ansonsten über die Kaufsumme ausschwieg. Nur so viel: Die sei so zufriedenstellend, „dass alle Gläubiger bezahlt werden können“, sagte Henneke.

Für das Insolvenzverfahren und die Restrukturierung zuständig: (v.li.) Sebastian Henneke (Fachanwalt Insolvenzrecht), Christian Eckert (WMC Healthcare GmbH) und Christoph Niering (Fachanwalt für Insolvenzrecht) vor der St.-Josef-Kirche in Oberhausen.
Für das Insolvenzverfahren und die Restrukturierung zuständig: (v.li.) Sebastian Henneke (Fachanwalt Insolvenzrecht), Christian Eckert (WMC Healthcare GmbH) und Christoph Niering (Fachanwalt für Insolvenzrecht) vor der St.-Josef-Kirche in Oberhausen. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Für die Ameos-Gruppe, die bisher nicht nennenswert in Nordrhein-Westfalen vertreten ist, sei Oberhausen der erste Schritt, „um in einer bevölkerungsreichen Region Fuß im Gesundheitssektor zu fassen“, sagt Insolvenzverwalter Christoph Niering. Mit den Arbeitnehmern an den Standorten möchte Ameos weitermachen, die Krankenhäuser sollen ihre Namen behalten (St. Clemens in Sterkrade, St. Marien in Osterfeld und St. Josef in Alt-Oberhausen). Kapellen, Seelsorge und Ordensschwestern soll es weiter geben und auch zur Weiterführung der betrieblichen, kirchlichen Altersvorsorge hat sich der neue Eigentümer vertraglich verpflichtet.

„Den von uns vorgelegten Sanierungsplan findet man vernünftig“, sagt Eckert – mit kleinen Änderungen. Die Psychiatrie soll doch bis auf Weiteres am Standort St.-Josef-Hospital in Alt-Oberhausen erhalten bleiben. Darüber hinaus will Ameos die Abteilung für Innere Medizin am Marienhospital als eigene Fachabteilung halten. „Das ist ein klares und sehr deutliches Bekenntnis zum KKO und freut uns im Namen der Beschäftigten außerordentlich“, so Eckert. Das St. Marien soll ansonsten als geriatrischer Standort geführt werden, die Neurologie soll aber weiterhin vom Josefhospital ans St. Clemens umziehen.

Die Mitarbeiter-Reduzierung um 230 Stellen bleibt weiter das Ziel, der Abbau soll wie bisher geplant über natürliche Fluktuation – Nicht-Wiederbesetzung von Stellen, Auslaufen von Verträgen – passieren, betriebsbedingte Kündigungen soll es nicht geben.

Im Juli Insolvenz angemeldet

Im Juli dieses Jahres hatten die KKO Insolvenz angemeldet. Nun steht also ein neuer Eigentümer in der Tür. Jetzt muss noch eine kartellrechtliche Untersuchung stattfinden, am 10. Dezember findet dann eine Versammlung statt, bei der die Gläubigergemeinschaft dem Insolvenzplan zustimmen muss. Nach Einhaltung von Widerspruchs-Fristen und dem Ausbleiben von Einsprüchen könnte im ersten Quartal 2020 der Eigentümerwechsel vollzogen sein.

Emotional nicht einfach

Das Katholische Klinikum ist mit 720 Betten in den Krankenhäusern, 353 Plätzen in den Alten- und Pflegeeinrichtungen, zehn Plätzen im stationären Hospiz und über 2300 Mitarbeitern der größte Anbieter von Gesundheits- und Pflegedienstleistungen im Stadtgebiet. Der Sitz der Verwaltung ist im Sterkrader St.-Clemens-Hospital an der Wilhelmstraße 34.

Die für das Insolvenzverfahren und die Restrukturierung zuständigen Christian Eckert, Christoph Niering und Sebastian Henneke bedanken sich bei den Beschäftigten des KKO: „Die vergangenen Monate waren nicht leicht, das Arbeiten unter Insolvenzbedingungen ist faktisch und vor allem emotional nicht einfach. Trotzdem waren die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter außerordentlich motiviert – und das war und ist ein wesentlicher Schlüssel zum Erfolg der vor uns liegenden Transaktion.“

In einer ersten Stellungnahme äußerte sich die Gewerkschaft Verdi zum Verkauf an Ameos: „Die Kirche und die öffentliche Hand überlassen damit ein großes Stück der Oberhausener Krankenhausversorgung einem privaten Investor“, so Henrike Eickholt von Verdi Ruhr-West, die sich gewünscht hätte, dass die Häuser wieder in öffentliche Verantwortung kommen.