Oberhausen. In Oberhausen hält ein Sport-Trend Einzug: das „Wobbelturnen“. Besonders bei Kindern ist der Spielsport beliebt. Das Konzept stammt aus Belgien.
Es ist ein Spielgerät aus Holz und soll Kinder zu Bewegung und fantasievollem Spiel anregen: Das „Wobbel“-Board. Dahinter steckt ein neuer Trend im Eltern-Kind-Turnen, der gerade aus Belgien herüberschwappt und immer beliebter wird.
Auch in Oberhausen entdecken immer mehr Familien die „Kurve aus Holz“ und besuchen Kurse, die aktuell von zwei Wobbel-Trainerinnen im Stadtgebiet angeboten werden. Wir haben den Allerkleinsten beim Umgang mit dem Wackelbrett zugeguckt – bei „Glücksmomente“ in Holten.
Kreatives Turngerät für Klein und Groß
Der Übungsraum an der Bahnstraße 240 hat sich an einem grauen Mittwochnachmittag in einen farbenfrohen Herbstwald verwandelt. Grüne Yogamatten liegen auf dem Boden, die Fototapete an der Wand macht klar: Wir sind in der Natur. Im Kreis stehen die etwa 90 mal 30 Zentimenter großen, geschwungenen Turngeräte aus Holz.
Kursleiterin und Glücksmomente-Inhaberin Janina Dreyer, die erst vor kurzem mit ihrem Team an die neue Adresse gezogen ist, schaltet die Musik an und stimmt drei Kinder und ihre Eltern auf das Wochenthema ein: „Was kann man im Herbst steigen lassen? Genau, einen Drachen.“ Jetzt werden die Kleinen zu sportlichen wie kreativen „Wobblern“, recken ihre Arme in die Höhe und zeigen, was man mit dem Gerät so alles anstellen kann.
Wobbel-Board kommt aus der Waldorf-Pädagogik
Linus (2) und die Zwillinge Noah und Jonas (3) balancieren nur mit dem linken, dann nur mit dem rechten Bein über die verschiedenen Boards, werden danach zu krabbelnden Fröschen, bis es nach zehn Minuten heißt: umdrehen. Dann liegen die Bretter auf ihrer wackeligen Seite und es wird geschaukelt, was das Zeug hält. Wenig später trauen sich die Mutigeren immer mehr zu: „Krix, Krax, Plumps“, so das Kommando und die jungen Turner springen von einem Ende des Brettes auf die Matte. Nach einer halben Stunde gibt es dann eine Verschnauf- und Trinkpause.
Das Wobbel-Board, das seine konzeptionellen Wurzeln in der Waldorf-Pädagogik hat, regt dabei nicht nur gehörig die Kreativität der Kids an, sondern auch die von Kursleiterin Janina Dreyer, die allerhand spielerische Elemente in ihre Turnstunde integriert und jede Woche mit einem anderen Thema aufwartet – Reise um die Welt, Indianer, alles dabei.
Trainer müssen Wobbelturn-Lizenz machen
Im zweiten Teil der Stunde werden die Boards so Grundlage eines aufregenden Hindernisparcours durch den imaginierten Herbstwald, bei dem die Kinder mal Kastanien mit einem Löffel konzentriert über die Bretter bewegen oder mal kleine Stoffkügelchen über die gebogene Oberfläche pusten müssen.
Dass das Sportgerät ausgerechnet aus dem Land der Fritten, Broiler und Frikandeln kommt, muss Zufall sein. Ist aber ein genauso genialer unternehmerischer Einfall zweier Niederländer, den aus dem Reha-Sport bekannten „Balance-Boards“ ein ansprechendes Design zu verpassen und es unter einem pfiffigen Markennamen zu vertreiben. Daraus hat eine nicht weniger kreative Belgierin das „Wobbelturnen“ entwickelt. Das Konzept wird mittlerweile international vermarktet und greift ausschließlich auf die Original-Wobbel-Boards zurück. So musste Janina Dreyer beispielsweise eine Wobbelturn-Lizenz machen und nun jährlich Gebühren zahlen, um die Turnkurse anbieten zu dürfen.
Gleichgewicht, Koordination, Haltung trainieren
Der (finanzielle) Aufwand lohnt sich nach Ansicht der dreifachen Mutter: „Viele Kinder haben heute Probleme mit ihrer Koordinationsfähigkeit, können schwer das Gleichgewicht halten oder haben eine schlechte Körperhaltung.“ Mit dem Wobbel-Board könne man das alles spielerisch und mit einer gehörigen Portion kindlicher Kreativität trainieren. „Das ist schon etwas Anderes im Vergleich zum klassischen Kinderturnen.“
Und ja, man kann wirklich eine Menge damit machen: Am Schluss der gut neunzigminütigen Kurseinheit erweist sich das aus Buchenholzplatten gepresste Teil schließlich als Massagestuhl und Entspannungsliege. Sanfte Musik an, Kissen dazu und die Kids (genauso wie die Eltern) versuchen, noch eine Weile abzuschalten.