Oberhausen. Viele Berater stehen Zuwanderern in Oberhausen zur Seite. Ein neuer Vertrag soll dafür sorgen, dass Träger zusammenarbeiten statt nebeneinander.

Zuwanderer erhalten in Oberhausen Beratung zu vielen unterschiedlichen Problemen: Wo finde ich eine Wohnung? Wie melde ich meine Kinder in der Schule an? Brauche ich eine Anerkennung meines Berufsabschlusses? Haben früher die vielen spezialisierten Beratungsstellen nebeneinander gearbeitet, soll es künftig ein größeres Miteinander geben. Durch einen neuen Kooperationsvertrag zwischen der Stadt und den jeweiligen Trägern der Beratungsangebote sollen etwa kurze Dienstwege erleichtert und unnötige Doppelberatungen vermieden werden.

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Die Beratungsarbeit in Oberhausen habe sich in den vergangenen Jahren gut entwickelt, meint Jürgen Schmidt, Beigeordneter für Integration im Rathaus. Doch jetzt müsse sich die Arbeit manifestieren, müssten sich die einzelnen Mosaiksteinchen zu einem Gesamtbild formen. Das stärke nicht nur die Beratungen, sondern diene auch der Politik: Arbeiten die einzelnen Stellen miteinander statt nebeneinander, würden auch strukturelle Probleme und Bedürfnisse schneller deutlich. Konkreter als sonst ließe sich dem Rat der Stadt verdeutlichen, was den Helfern vor Ort fehlt oder wo die Stadt nachjustieren muss.

Informationen besser untereinander austauschen

Doch wie wirkt sich der Kooperationsvertrag konkret auf die Arbeit der Beratungsstellen aus? Neu seien etwa regelmäßige Teamsitzungen mit Vertretern der einzelnen Träger wie Caritas, Rotes Kreuz, Arbeiterwohlfahrt oder Diakonie, erklärt Oberhausens Integrationsbeauftragte Annette Gleibs. Das solle dabei helfen, Informationen besser untereinander auszutauschen. Hilft eine Beraterin beispielsweise einer Familie bei der Wohnungssuche und erfährt, dass die Kinder der Familie ein Problem haben, den geeigneten Sportverein zu finden, kann sie dieses Problem in den Fallsitzungen gezielt ansprechen. Bislang war dies auch aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht ganz einfach.

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Schneller als bislang sollen die einzelnen Träger auch auf Entwicklungen reagieren können, weil sie diese untereinander zügiger besprechen können. Die Beratung von Zuwanderern sei niemals starr, sondern müsse immer flexibel bleiben, erklärt Annette Gleibs. Die Bedürfnisse der Menschen ändern sich, die Träger müssen darauf reagieren.

Traumata brechen auf

Träger haben Schwerpunktthemen

Mehrere Träger haben den Kooperationsvertrag mit der Stadt Oberhausen unterzeichnet. Sie alle beraten zugewanderte Menschen, haben sich jedoch meist auf ein Schwerpunktthema spezialisiert.

So berät das Rote Kreuz zum Beispiel in allen asyl-, aufenthalts- und sozialrechtlichen Fragen, auch bei einer anstehenden Ausreise. Awo beziehungsweise ZAQ beraten unter anderem bei Fragen von Ausbildung, Beruf und Familienzusammenführung. Bei der Caritas geht es auch um die psychosoziale Begleitung der Ratsuchenden.

Evangelischer Kirchenkreis und Diakonie kümmern sich unter anderem auch um die jüngereren Zuwanderer bis zu 27 Jahre, sie vermitteln Sprachkurse und Kontakte zu Sportvereinen.

Stand vor einigen Jahren noch im Fokus, geflüchtete Menschen zunächst einmal mit dem Nötigsten zu versorgen, kommen diese Menschen heute mit ganz anderen Fragen in die Sprechstunden. „Sie sind angekommen, haben sich vielleicht verliebt, wollen eine Familie gründen und suchen eine größere Wohnung“, erzählt etwa Gabriele Urban vom Diakonischen Werk. Von Traumata, die lange unterdrückt wurden, aber nun aufbrechen, berichtet Michael Kreuzfelder von der Caritas. Und neben asyl- und sozialrechtlichen Fragen hilft das Deutsche Rote Kreuz zunehmend auch Menschen bei der Ausreise beziehungsweise bei der Rückkehr in ihre Herkunftsländer, wie Jörg Fischer erklärt.

Der neue Kooperationsvertrag betrifft nicht nur die Flüchtlingsberatungen in der Stadt, sondern explizit alle Angebote für Zuwanderer, unabhängig von der Herkunft oder dem Zeitpunkt der Zuwanderung.