Oberhausen. Nach dem trockenen Sommer und zahlreicher Stürme steht nun die Durchforstung des Stadtwaldes an. Förster versichert: kein Kahlschlag geplant.

In der kommenden Fällperiode muss die Stadt mehr einzelne Bäume fällen als in den Jahren zuvor. Das sieht der Forstwirtschaftsplan im Winter 2019/2020 vor. „Wir mussten die Einzelbaumfällungen in diesem Jahr mehr als verdoppeln“, sagt Stadtförster Jürgen Halm. Auf rechnerisch etwa 200 Festmeter kommt Halm, was 200 Kubikmeter reiner Holzmasse entspricht.

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„Der große Kahlschlag bleibt aber aus. Wir müssen keine Flächen aufforsten“, versichert der Stadtförster. Gemäß städtischem Forstbetriebsplan, der alle zehn Jahre aufgestellt wird und Vorgaben über die ökologische Bewirtschaftung des Stadtwaldes macht, wachse in Oberhausen planmäßig sogar mehr zu, als geerntet wird – und dies schon seit Jahren. Insgesamt werden zehn Bestände auf einer Fläche von rund 27 Hektar (rund sechs Prozent des gesamten Stadtwaldes) in den Waldgebieten Hühnerheide und dem Sterkrader Wald durchforstet. Dabei werden in Summe voraussichtlich 1405 Festmeter Holz geerntet.

Hauptgrund für die erhöhte Schlagzahl ist der trockene Sommer, der besonders Buchen und Bergahorne stark getroffen hat. Sie zählen zusammen mit der Eiche zu den Hauptbaumarten in Oberhausen, die aber allesamt unter den Folgen des Klimawandels leiden. Die Fällungen geschehen letztlich aber auch aus Gründen der Sicherheit für Spaziergänger. Denn ein umfangreiches Wegenetz durchzieht die städtischen Waldgebiete, abfallendes Totholz kann da schnell zur Gefahr für Leib und Leben werden.

Grundwasserstand im Stadtwald sinkt

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„Unser größtes Problem ist derzeit, dass im Stadtwald der Grundwasserstand absinkt. Das führt zu Wasserstress gerade bei alten Bäumen. Viele überleben die trockenen Sommer nicht mehr“, erklärt Jürgen Halm die Situation auf den Oberhausener Waldflächen.

Dabei stehen die betroffenen Bäume nach Angaben der Stadt eigentlich an Standorten, deren Wasserversorgung in den letzten Jahren als gut galt. Doch durch die Grundwasserabsenkung versiegt für viele Bäume der Zugang zum überlebenswichtigen Nass.

Die Folge: abgestorbene Äste, verlichtete Kronen, Pilz- und Insektenbefall. „Wir beobachten intakte Bäume, die jetzt schon sämtliche Blätter abgeworfen haben“, schildert der Stadtförster und fügt hinzu: „Man sieht es dem Wald an, dass es ihm schlecht geht.“

Keine befallenen Fichten in Oberhausen

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Für Jürgen Halm und seine Mitarbeiter, die im Auftrag der Oberhausener Gebäudemanagement GmbH (OGM) den städtischen Wald bewirtschaften, machen die hiesigen Forstflächen in ihrem jetzigen Zustand deshalb „deutlich mehr Arbeit“. Was hingegen etwas entlastet: Mit den massiv von Borkenkäfern befallenen Nadelhölzern haben die Forstarbeiter nicht zu kämpfen. „Das Problem des Fichtenbefalls haben wir hier zum Glück nicht. In Oberhausen steht nicht eine Fichte.“ Der Anteil der Nadelhölzer am Stadtwald betrage gerade einmal zwei Prozent.

Die geplanten Durchforstungsmaßnahmen betreffen vor allem nun „mittelalte“ Baumbestände. Allerdings sollen nach Angaben der Stadt beispielsweise in der Hühnerheide auch ältere Bestände, hier eine etwa 63 Jahre alte Schwarzpappel-Hybride, aufgrund ihres schlechten Zustandes, gefällt werden.

Ausmaß der Waldschäden erst in kommenden Jahren spürbar

Ortsbegehung mit dem Stadtförster

Interessierte Bürgerinnen und Bürger können sich bei einer Ortsbegehung mit Stadtförster Jürgen Halm über die geplanten Durchforstungsmaßnahmen informieren.

Sie soll stattfinden am Montag, 11. November, um 15 Uhr im Waldgebiet Hühnerheide in Sterkrade. Treffpunkt ist der Waldeingang an der Straße zum Ravenhorst im Bereich der Waldschule.

Eine vorherige Anmeldung ist nicht notwendig.

Die Arbeiten beginnen in der vegetationslosen Zeit von Oktober bis März, weil die Bäume dann ihr Wachstum abgeschlossen haben und beispielsweise noch keine Vögel brüten. In dieser Zeit muss außerdem noch nachgearbeitet werden, was in der letzten Durchforstungsperiode aufgrund der zahlreichen Stürme im Frühjahr 2019 liegengeblieben ist.

Aus dem Verkauf der anfallenden Holzernte rechnet die Stadt von Einnahmen in Höhe von etwa 26.500 Euro, die wieder direkt in die Waldpflege investiert werden. Kasse machen will die Stadt damit nicht. Jürgen Halm: „Unsere Durchforstung dient in erster Linie dazu, den Wald als Naherholungsgebiet für die Stadtbevölkerung zu erhalten.“

Grundsätzlich gilt: Für jeden entfernten Baum, kommt ein neuer hinzu. Ob das in Zukunft aber reicht, ist fraglich. „Das wirkliche Ausmaß der Schäden durch die Klimaveränderungen wird sich erst in den kommenden zwei Jahren zeigen“, meint Stadtförster Halm. „Es ist offen, was da auf uns zukommt.“