Oberhausen. Nach der Forderung der Jusos, das Ruhrpark-Denkmal für getötete Soldaten der Weltkriege abzureißen, antwortet nun der zuständige Bürgerring.
Der Bürgerring Alstaden hat vehement die Forderung der Oberhausener Jusos zurückgewiesen, das Ehrenmal für gefallene Soldaten der beiden Weltkriege im Ruhrpark an der Kewerstraße abzureißen.
Der Bürgerring hatte 1954 das Denkmal errichten lassen, am Wochenende allerdings legten dort Rechtsextreme einen Kranz nieder. Die SPD-Jugendorganisation erklärte deshalb, Oberhausen solle keinen Platz bieten für „Nazi-Helden-Kult“ – und bittet den Stadtrat, das Denkmal komplett beseitigen zu lassen. Der Bürgerring hält das für falsch – und begründet dies in einer ausführlichen Stellungnahme, die wir hier dokumentieren. Verfasser ist der frühere Oberhausener Baudezernent Peter Klunk, heute Vorsitzender des Bürgerrings Alstaden.
„Die Juroren, die sich seinerzeit für diesen Entwurf eines Ehrenmals entschieden haben, haben dies durchaus mit Weitblick getan. Die 50er Jahre in Deutschland waren geprägt von den Ereignissen und Nachwehen des Zweiten Weltkriegs. Es war die Zeit, in der das politische Credo vorherrschte: ,Nie wieder soll von deutschem Boden Krieg ausgehen’. Die Schrecken des Zweiten Weltkriegs waren immer noch so präsent, dass die Sehnsucht der Menschen nach Frieden übergroß war.
Der Wunsch nach einem Ort der Erinnerung
Gleichwohl war der Wunsch da, einen Ort der Erinnerung zu haben. Einen Ort, an dem man der Gefallenen aus der eigenen Familie, der Nachbarschaft gedenken wollte. Zugleich sollte es aber auch ein Ort der Erkenntnis sein, wie grausam und zerstörerisch Fanatismus und Krieg sein kann. Das Ehrenmal in Alstaden ist so ein Ort. Hier wurde der gefallenen Soldaten gedacht, wenn am Volkstrauertag Kränze niedergelegt wurden. Hier wurde jahrelang das Erntedankfest im Rahmen eines ökumenischen Gottesdienstes gefeiert, ohne dass vergessen wurde, an die Sinnlosigkeit und Grausamkeit des Krieges zu erinnern und zu mahnen.
In den zurückliegenden Jahren gab es immer wieder kontroverse Auseinandersetzungen zur Existenz des Ehrenmals. Zuletzt wurde es im Jahre 1991 geteert und gefedert, ebenfalls mit dem Hinweis auf den sogenannten Heldengedenktag, wie der Volkstrauertag in der rechten Szene tituliert wird.
Das Ehrenmal in Alstaden hat auch noch heute eine besondere Bedeutung für viele Bürgerinnen und Bürger. Dass dies vornehmlich Menschen der älteren Generation sind, liegt zum einen an persönlichen Erlebnissen und Eindrücken, aber auch an einer Erinnerungs- und Gedenkkultur, die heute in unserer Gesellschaft kaum mehr Platz hat und nicht mehr so gelebt wird.
Mahnung: Nie wieder Krieg
Doch niemand von denen, die der Vorstand des Bürgerrings gesprochen hat, sah in dem Ehrenmal eine Verherrlichung der Nazi-Diktatur oder eines Heldenkults. Für einige ist es nach wie vor eine Gedenkstätte für ihre Väter, Brüder oder Söhne, für andere eine Mahnung an den Ruf: ,Nie wieder Krieg’.
Die Forderung nach Beseitigung dieser Gedenkstätte rührt nun aus der Tatsache, dass einige aus der rechten Szene dieses Ehrenmal für ihre Zwecke missbrauchen. Das ist schändlich und mit dem Geist des Ortes nicht vereinbar. Es ist aber genauso schändlich, es zu beschmieren und mit linker Propaganda zu entstellen. Und es ist ebenso unangemessen, es aus diesem Grund abreißen zu wollen.
Mit Farbe beschmutzt
Das Ehrenmal im Ruhrpark an der Kewerstraße wurde vom Bürgerring Oberhausen-Alstaden Im Jahr 1954 mit Hilfe der Zeche Alstaden aufgestellt. Die Inschrift besteht nur aus den Daten „1914 - 1918“ und „1939 - 1945“ – dazwischen ein Eisernes Kreuz, eine Kriegsauszeichnung aus der Preußen-Zeit.
Am vergangenen Samstag legten 20 Mitglieder der rechtsextremen Kleinpartei „Die Rechte“ einen Kranz nieder. Gegen Nazis und den Missbrauch der Gedenkstätte protestieren nach Polizei-Angaben über 50 Demonstranten. Das Denkmal wurde wohl in der Nacht zuvor mit Farbbeutel und weißer Farbe beschmutzt.
Dass Orte, Gebäude, Denkmäler für ideologische Zwecke missbraucht werden, dies gab es in der Vergangenheit und wird es auch in der Zukunft geben. Aber wegen dieser Fehlinterpretation auf eine Gedenkkultur, eine Kultur der Erinnerung und Mahnung, zu verzichten, ist die völlig falsche Reaktion. Der Bürgerring Alstaden hat sich in der Vergangenheit für den Erhalt des Ehrenmals eingesetzt und wird dies auch weiterhin tun.“