Oberhausen. Über ein Jahr lang wird das Wahrzeichen Oberhausens, der 118 Meter hohe Gasometer, renoviert. Bei der Bestandsaufnahme gab es Überraschungen.

16 Präsentationen, über acht Millionen Besucher: Unvergleichlich ist die Erfolgsgeschichte des Gasometers als Ausstellungshalle, die 1993 begann. Dass sie in den kommenden 30 Jahren fortgesetzt werden kann, ist das erklärte Ziel der extrem umfangreichen Sanierungsarbeiten, deren Finanzierung nun in trockenen Tüchern zu sein scheint.

Was steht an, wie lange wird es dauern, welche Belastungen kommen auf die Anwohner im Grafenbusch zu? Vor allem aber: Was kostet das und wer bezahlt? Fragen, die der Informationsabend für Bürger zur Verjüngungskur der „Tonne“ beantwortete.

Gasometer-Geschäftsführerin Jeanette Schmitz informiert Besucher über die bevorstehenden Sanierungsarbeiten am Gasometer.
Gasometer-Geschäftsführerin Jeanette Schmitz informiert Besucher über die bevorstehenden Sanierungsarbeiten am Gasometer. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Die Ausstellung „Der Berg ruft“ läuft noch bis einschließlich Sonntag, 27. Oktober. Bereits am nächsten Tag fällt der Startschuss für die Verjüngungskur, die, wenn alles so läuft wie geplant, im Januar 2021 beendet sein wird. „Wir machen das nicht freiwillig, doch die Schäden würden langfristig die Standfestigkeit beeinflussen“, betonte Jeanette Schmitz, Geschäftsführerin der Gasometer Oberhausen GmbH.

Langer Kampf um Fördermittel

Der lange Kampf um Fördermittel für das mit 14,5 Millionen veranschlagte Projekt habe sich gelohnt: 7,25 Millionen kommen vom Bund, 2,5 Millionen vom Land NRW, 4,4 Millionen vom Regionalverband Ruhr. Bleibt ein Eigenanteil von 350.000 Euro für die Gasometer GmbH. „Das Geld stammt aus den Rücklagen, die wir mit der Ausstellung ,Wunder der Natur’ erzielt haben“, erläutert Schmitz.

Mit einem Projekt dieser Größenordnung hat das beauftragte Architekturbüro Lindner Lohse aus Dortmund in finanzieller Hinsicht zwar durchaus Erfahrung, jedoch nicht mit solch einer Einzigartigkeit. Der Vorteil: Ein „kleiner Bruder“ ähnlicher Bauart steht in Augsburg. Seine Außenhaut wird zurzeit restauriert. „Wir haben uns dort informiert“, sagt Architekt David Auerbach.

Schwierige Vorarbeiten für die Gasometer-Renovierung

Sein Kollege Harald Lindner erklärte den Zuhörern der Infoveranstaltung die schwierigen Vorarbeiten für das Projekt: „Wir haben eine Bestandsaufnahme durchgeführt, viele Bauteile digitalisiert und es gab Probesanierungen in Abstimmung mit der Denkmalbehörde.“ 12.000 Fotos seien das Ergebnis wochenlanger Arbeit.

Roststellen an der Außenfassade des Gasometers in Oberhausen. Der Gasometer soll ab 28. Oktober 2019 saniert werden. Fertigstellungf: erst im Januar 2021.
Roststellen an der Außenfassade des Gasometers in Oberhausen. Der Gasometer soll ab 28. Oktober 2019 saniert werden. Fertigstellungf: erst im Januar 2021. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Festgestellt wurde die „extreme Schichtdicke der Mantelfarbe“, was zu Abplatzungen und Rissen führen würde. Große Placken könnten abfallen, so dass der Stahl blank liegen und extreme Korrosionsschäden entstehen würden. Neben der Außenhülle stehen auch noch Fundament, Dach und Rotunde sowie Stromleitungen, Hausalarm und Außenanlagen auf dem Sanierungsplan.

Los geht’s mit dem Sockel, der neu betoniert wird. Es folgt der Gerüstbau voraussichtlich im Dezember. 30.000 Quadratmeter Gerüst sind erforderlich, vier Gerüsttreppentürme werden aufgebaut, vier Transportaufzüge installiert. 70.000 Quadratmeter Fläche gilt es zu bearbeiten, im Feststoffstrahlverfahren wird sie abgetragen. Dazu wird der Gasmeter mit einer Folie staubdicht abgedeckt. Das geschieht abschnittsweise, um Kosten zu sparen.

Welche Farbe erhält der Gasometer?

Der Gasometer werde quasi „nackt ausgezogen und neu eingekleidet“, sagt Architekt David Auerbach. Wird er auch schicker? Die Frage, sagt die Gasometer-Geschäftsführerin, wurde häufig gestellt. Es gebe Vorschläge für neue Farben – von Rot-Weiß wie der Fußballverein RWO bis hin zum bunten Regenbogen. Doch sie alle hätten keine Chance. Die Denkmalbehörde lege Wert darauf, dass die Hülle nach der Sanierung etwa so aussehen müsste wie ihr erster Anstrich. Und der ähnele dem gewohnten Escheinungsbild.

Dreck wird unter der Folie abgesaugt

Einen Plan B für die angestrebten Sanierungsmaßnahmen gibt es nicht. Doch Jeanette Schmitz, die Geschäftsführerin der Gasometer Oberhausen GmbH, räumt ein, dass Unvorhergesehenes durchaus passieren könnte. Möglicherweise müsse während der Bauarbeiten spontan entschieden werden, was realisiert werden könne und was nicht. „Vielleicht müssen wir neue Prioritäten setzen.“

Alle Maßnahmen würden in Abstimmung mit der Bezirksregierung und der Berufsgenossenschaft verwirklicht werden. Der Staub werde unterhalb der Folie abgesaugt und abtransportiert. „Ziel ist es, dass kein Staubkorn nach außen dringt.“ Wer den benötigten Stahl für die Erneuerung liefern werde, wisse sie noch nicht. Es müssten noch mehrere kleinere Ausschreibungen durchgeführt werden. Der Klettergarten bleibt während der Sanierung geöffnet.

Doch die erste Zuschauerfrage war die nach dem Thema der ersten Ausstellung nach Abschluss der Maßnahmen. Das bleibt aber noch geheim. Nur so viel wurde verrraten: Peter Pachnicke, der verstorbene Kurator verschiedener Ausstellungen, habe ein Konzept hinterlassen. „Die Grundstruktur steht. Wir werden die Ausstellung im Team umsetzen und die Eröffnung findet im März 2021 statt“, versprach die Gasometer-Geschäftsführerin und lud die Zuhörer zum Auftakt ein.

Jeanette Schmitz: Ganz ohne Geräusch geht es nicht.
Jeanette Schmitz: Ganz ohne Geräusch geht es nicht. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Das wird dann wohl auch eine kleine Entschädigung für die zu erwartenden Lärmbelästigungen für Anwohner sein, die allerdings, so verspricht Jeanette Schmitz, so gering wie möglich gehalten werden sollen. „Ganz ohne Geräusch wird es nicht gehen, wir hoffen, dass es annehmbar wird. Wir arbeiten montags bis samstags von 7 bis 20 Uhr. Wir wollen das auch zügig erledigen, denn wir haben ein Jahr lang keine Einnahmen. Wir sitzen also quasi im gleichen Boot.“ Auf Straßensperrungen müssten sich die Anwohne nicht einstellen. Alle An- und Abfahrten werden über die Arenastraße und die Alte Walz erfolgen.