Oberhausen. Den Fußgängerführerschein gibt es tatsächlich nur in Oberhausen. Die Grundschüler sind begeistert dabei und lernen, sicher zur Schule zu gehen.

„Löwen los!“ Dieser Ruf hallt am Mittwoch durch die Landwehrschule am Rechenacker. Den die Löwenklasse 1a zählt zu jenen Klassen, die in diesem Herbst ganz besonderen Besuch erhalten. Zwei Hauptkommissare der Polizei Oberhausen zeigen den Erstklässlern, wie man sich als Fußgänger richtig und verkehrssicher verhält. Die Löwenklasse bekommt zunächst eine theoretische Einweisung im Klassenzimmer, dann geht es hinaus zum Üben auf die Straßen der Schulumgebung.

An insgesamt 34 Grundschulstandorten sind Polizeihauptkommissar Willi Taubner und sein Kollege Dirk Marten in diesem Herbst mit dem Projekt Fußgängerführerschein präsent. Auch Förderschulen sind dabei. Dieses spezielle Angebot zur Verkehrssicherheit auf dem Schulweg gibt es nur in Oberhausen und das seit mittlerweile beachtlichen 20 Jahren. Denn anno 1999 war der Auftakt – schon damals mit Willi Taubner als Erfinder und Wegbereiter: „Wir wollen auf diese Weise die Kinder für konkrete Verkehrs- und Gefahrensituationen sensibilisieren“, sagt er. Und stets gehe es beim Fußgängerführerschein darum, die Eltern möglichst eng mit einzubeziehen. So sind auch an diesem Morgen einige Mütter und Väter dabei, um die Kinder zu begleiten und ebenso, um vielleicht selbst noch etwas zu lernen.

Abklatschen mit der Polizei

Nach der Theorie schließt sich also vor dem Schulgebäude die Praxis an: Am Zebrastreifen stehenbleiben, nach links und rechts gucken. Stoppen die Autos auch tatsächlich – wie vorgeschrieben? Dann geht es hinüber zur anderen Straßenseite, wo Willi Taubner und die Kinder abklatschen. Gut gemacht!

Hohe Teilnehmerzahlen

Seit 20 Jahren erreicht das Projekt Fußgängerführerschein stets eine beachtliche Zahl von Familien in Oberhausen.

So nahmen 2018 zum Beispiel 1791 Kinder an der Prüfung teil und wurden von 424 Eltern sowie 71 Lehrerinnen und Lehrern unterstützt.

Am nächsten Punkt steht das Überqueren der Straße ohne Zebrastreifen im Blickpunkt, auch hier schärfen die Polizisten den Kindern ein, stets aufmerksam den fließenden Verkehr zu beobachten und immer erst genau nach links und rechts zu schauen. Und: „Wenn man die Straße überquert, rennt man nicht. Dann kann man nämlich leicht hinfallen“, ermahnt Willi Taubner die Kinder, die aufmerksam zuhören.

Fragebogen mit zehn Fragen

Später folgt noch ein zweiter Ausbildungsteil als weiterer, von Bezirksdienstbeamten begleiteter Spaziergang im Schulumfeld. Danach müssen die Kinder in der 2. Klasse als Teil der Prüfung eine eigens für jede Grundschule ausgewählte Prüfungsstrecke allein bewältigen und zudem zehn Fragen und Aufgaben in einem Fragebogen zum Fußgängerführerschein beantworten bzw. lösen. Zum Beispiel: „Von der anderen Straßenseite ruft dich ein Freund. Du bleibst vor der Bordsteinkante stehen und schaust, ob die Straße frei ist. Zeichne den sicheren Weg zum Überqueren ein.“ Hierbei ist zum Beispiel als Lern-Effekt zu beachten: Nie quer über die Straße laufen, sondern stets einen möglichst direkten Weg über die Fahrbahn wählen.

Ein Führerschein mit Foto und Unterschrift

Haben die Kinder eine bestimmte Gesamtpunktzahl erreicht, erhalten Sie hochoffiziell den individuellen Fußgängerführerschein als kindgerechtes Dokument zum Aufklappen. Sogar ein Foto von sich können die Mädchen und Jungen hier einkleben, inklusive persönlicher Unterschrift. Ist ja schließlich ein richtiges Papier von den Verkehrsexperten der Polizei Oberhausen.