Oberhausen. Freundin Laura macht Michael Wendler beim Konzert in Oberhausen auf der Bühne ein Kompliment. Der Schlagersänger erklärt 3000 Fans eine Pause.
Wer schwer verliebt ist, für den kann der Gegenüber die Sterne vom Himmel holen. Also mindestens. Vielleicht kündigt Co-Moderatorin Laura Müller am Samstag in der Turbinenhalle Oberhausen Schlagersänger Michael Wendler auch deshalb gleich als „Macher des Discofox“ an. Die 19-Jährige und der 47-Jährige sind ein Paar, über das Fans und Naserümpfer so intensiv diskutieren, dass man glaubt, man wäre bei den Royals. Das sonst übliche Kosenamen-Kompliment „König des Popschlagers“ scheint nicht mehr auszureichen.
Laura Müller kündigt Michael Wendler als „Macher“ an
3000 Fans sind Wortbeiträge an diesem bierseligen Feierabend sowieso relativ gleich. „Wir wollen den Wendler sehen“ skandieren sie im Innenraum der ehemaligen Industriehalle. Und das muss man wirklich wörtlich nehmen. Denn sie wollen nur den Wendler sehen, was RTL-Dschungelcamp-Teilnehmer und Sänger Chris Töpperwien („Der Currywurstmann“) im Vorprogramm hautnah erfährt. Böse Buhrufe!
Obwohl, nur nach dem Wendler verlangen sie dann doch nicht. „Wir wollen die Laura sehen“ beherrschen viele Anhänger sogar im Kanon. Das dürfte auch im Vorfeld des Konzerts dafür gesorgt haben, dass die Wendler-Freundin diesmal zwei Mal kurz ans Mikrofon schreiten darf. Zum Start und zum Abschied. Auf Stöckelschuhen, im schwarzen Kostüm – und sichtlich nervös. Gequatscht wird recht wenig. Mit Moderator Frank Neuenfels erläutert sie ihre drei persönlichen Lieblings-Wendler. Also Hits. „Jackpot“, „Wovon träumst du“ und „Wenn alle Stricke reißen“! Soso.
Fans von Michael Wendler rollen mit Stretchlimousine an
Ob die Beziehung mit dem großen Altersunterschied zwischen Michael Wendler und Laura Müller nun echt ist oder nicht, darüber gibt es in den Sozialen Medien des weltweiten Netzes schier wissenschaftliche Abhandlungen. Den Fans in der Turbinenhalle ist das sowieso egal. „180 Grad“, „Sie liebt den DJ“, „Zelt von Westerland“ und „Nina“ sorgen für wildeste Kreiselbewegungen der Arme und nicht zu unterschätzende Jubelstürme. Fast 30 Songs packt der Wendler bei seinem XXL-Konzert aus und spricht zwischendurch von der besten Stimmung überhaupt.
Die Wendler-Konzerte scheinen für die meisten Fans weiter als munteres Ausflugsziel zu taugen. Auf dem Parkplatz vor der Turbinenhalle gibt es fast so ein großes Spektakel wie drinnen. Eine gut gelaunte Gruppe rollt mit einem Partybus an. Eine feierwütige Mädelsbande hat gleich eine meterlange Stretchlimousine gemietet.
Junggesellinnenabschiede mit blinkenden Reifen im Haar prosten sich auf den Treppenstufen zu. „Wir wollen Party machen – aber richtig!“ Die Zitatgeber aus dem Münsterland mussten drei Mal in einen anderen Zug umsteigen. Sie sehen es wenig problematisch. „Wir hatten ein kleines Fässchen mit!“
Michael Wendler zeigt den Fans seine Mutter Christine
Ihre Anfahrt dauert fast so lange wie das Konzert selbst. Zweieinhalb Stunden wechseln sich die Popschlager-Rhythmen ab. Eine Band gibt es nicht. Mit Solo-Gitarrist Tom Marquard musiziert der gelernte Speditionskaufmann gemeinsame Stücke. Zwischendurch grüßt Michael Wendler noch seine Mutter Christine, die vom VIP-Bereich aus winkt.
Der Wendler und sein Wohnzimmer
Oberhausen bezeichnete Michael Wendler schon häufiger als „sein Wohnzimmer“. Früher lockte der Dinslakener Schlagersänger bis zu 12.000 Fans in die König-Pilsener-Arena. Derzeit tritt er zwei Mal im Jahr in der Turbinenhalle auf. Das nächste Konzert steigt im Mai 2020.
Gebürtig heißt der 47-Jährige Michael Skowronek. Er absolvierte eine Ausbildung zum Speditionskaufmann. Seit drei Jahren lebt er hauptsächlich im US-Bundesstaat Florida.
Ansonsten gehört der sechsköpfigen Tanzgruppe Chicas die Flanken der Wendler-Bühne. Apropos. Hier sollte man hier auch die Videoleinwand erwähnen. Dort gibt es vornehmlich Hochglanzbilder aus der Wendler-Wahlheimat Florida zu sehen. Boote im Stile von Miami Vice, aufgeknöpfte Hemden und bullige Feuerwehrautos. Von wegen: Born in Dinslaken!
In die USA möchte sich der Sänger nun auch erst einmal zurückziehen. „Vergesst mich nicht, auch wenn ich sechs Monate weg bin“, bittet der Wendler in den letzten Zügen des Konzerts. Neue Songs möchte er schreiben und ein neues Album produzieren. Größere Konzerte soll es deshalb erst einmal nicht geben.