Oberhausen. Das Land spendiert Billigkredite mit Tilgungsrabatt, wenn man alte Häuser energetisch renoviert. Zwei Oberhausener werben für das Programm.
Damit Deutschland seine vereinbarten Klimaziele erreicht und genug gute Wohnungen anbieten kann, sollten Hauseigentümer viel stärker darauf setzen, ihre Altbauten zu sanieren – mit Fördermitteln des Staates. Dieser Auffassung sind Olaf Rabsilber, Vorstandsvorsitzender der Sterkrader Wohnungsgenossenschaft, und der Oberhausener SPD-Landtagsabgeordnete Stefan Zimkeit.
Die beiden besichtigten in diesen Tagen die Baufortschritte an den dreigeschossigen Buschhausener Mehrfamilienhäusern in der Lindnerstraße 221 aus den 50er Jahren. Die Genossenschaft investiert hier seit Frühjahr 2019 für 24 Wohnungen mit je 2,5 bis drei Zimmer rund 1,2 Millionen Euro – neue gedämmte Fassade mit echtem Klinker, neue energetisch ausgetüftelte Dächer, neue Fenster, neu geregelte Gas-Heizung sowie erstmals Balkone und Haustür-Sprechanlagen.
Viele Wohnungen der Nachkriegszeit in einem schlechten Zustand
„Wir verzeichnen bundesweit steigende Mieten und knappen Wohnraum für Familien – in Oberhausen haben wir zwar noch genug Wohnungen, doch diese sind oft in einem sehr schlechten Zustand, stammen aus der Nachkriegszeit“, beschreibt Zimkeit die Lage. „Die Modernisierung der bestehenden Wohnungen ist deshalb für Oberhausen das richtige Rezept.“
Das Land NRW spendiert einen Niedrigzins-Kredit für die Buschhausener Wohnanlage in Höhe von einer Million Euro, den die Wohnungsgenossenschaft am Ende nicht vollständig zurückzahlen muss. Doch diese Förderung zu beantragen, so zumindest die Erfahrung von Rabsilber, ist nicht ganz so unbürokratisch, wie diverse Landesregierungen stets versprechen: „Wir können das als große Genossenschaft noch gut leisten, doch private Hauseigentümer haben damit durchaus Schwierigkeiten.“ Oftmals kennen Privatleute die Förderprogramme der NRW-Bank allerdings nicht.
Miete steigt im Schnitt auf 5,15 Euro Kaltmiete je Quadratmeter
Die Mieter in Buschhausen müssen für ihre geringeren Heizkosten und den Balkon-Komfort künftig allerdings höhere Kaltmieten zahlen – im Schnitt 5,25 Euro pro Quadratmeter wären nach der Modernisierungsaktion mit geförderten Darlehen zulässig, künftig nehmen die Sterkrader Großvermieter nur 5,15 Euro. Zuvor lagen die Mieten allerdings im Schnitt bei 3,90 Euro Kaltmiete je Quadratmeter. Nach Angaben von Rabsilber nehmen es die Mieter nach ausführlichen Erklärungen gelassen: „Ihr Komfort steigt ja auch.“
Insgesamt 3200 Wohnungen
Die Sterkrader Wohnungsgenossenschaft verfügt über 2800 Wohnungen, verteilt über die Oberhausener Stadtteile Alsfeld, Alt-Oberhausen, Buschhausen, Klosterhardt, Königshardt, Osterfeld, Schmachtendorf, Sterkrade und Tackenberg sowie den Duisburger Stadtteil Walsum-Vierlinden. Hinzu kommen noch Garagen und einige gewerbliche Einheiten.
Die Wohnungsgenossenschaft verwaltet auch noch 400 Seniorenwohnungen der Oberhausener Arbeiterwohlfahrt. Die Sterkrader müssen zwar wirtschaftlich arbeiten, zielen aber nicht auf Höchstrenditen, da sie gemeinnützig sind. Mieter sind über Genossenschaftsanteile an dem Unternehmen beteiligt. Sie müssen mindestens zwei Geschäftsanteile á 260 Euro kaufen.
Umfangreiche Modernisierungen sind selbst für die Wohnungsgenossenschaft nicht so einfach zu refinanzieren, weil die Baukosten in den vergangenen Jahren um 20 bis 30 Prozent gestiegen sind. „Wir sind ja hier nicht in Köln oder Düsseldorf. In Oberhausen gibt es gewisse Grenzen, bis zu denen man Kaltmieten nehmen kann“, sagt Rabsilber. „Bei dem derzeit niedrigen Zinsniveau lässt sich das aber immer noch rechnen.“
Für die Förderung über Kredite mit Tilgungsrabatt verlangt das Land allerdings auch etwas: Die Wohnungen müssen auch mit Mietern belegt werden, die einen Wohnberechtigungsschein haben. Probleme mit dieser Klientel hat die Wohnungsgenossenschaft mit ihren insgesamt 2800 eigenen Wohnungen in Oberhausen bisher nicht feststellen können. „Wir haben unter den Mietern, die ja bei uns Genossen sind, eine sehr niedrige Fluktuation, weil sie unsere Verlässlichkeit schätzen. Und wir wiederum stellen keine Besonderheiten fest, den Wohnberechtigungsschein können ja sehr viele Bürger erhalten, nicht nur die ganz armen.“