Oberhausen. Der Förderantrag fürs Großprojekt an der Gesamtschule Osterfeld sei nur zurückgestellt, nicht abgelehnt. Das erklärte Dezernent Ralf Güldenzopf.
Ralf Güldenzopf, der neue Planungsdezernent der Stadt, hat in der Bezirksvertretung Osterfeld eingeräumt, dass es Versäumnisse der Stadtverwaltung waren, die dazu geführt haben, dass das geplante große Stadtteilzentrum an der Gesamtschule Osterfeld vorläufig gescheitert ist. Es soll jetzt scheibchenweise umgesetzt werden, zunächst mit dem Abriss der alten Schulaula.
Der Neubau auf dem Schulgelände an der Westfälischen Straße sollte Platz für eine neue Aula, für die Stadtbibliothek und für ein Jugendzentrum schaffen. Im Sommer 2018 war die Idee entstanden, dort den ganz großen Wurf zu wagen. Dafür hatte Oberbürgermeister Daniel Schranz das eigentlich vorgesehene Projekt, einen bereits vorhandenen Anbau an die Gesamtschule zum Jugendzentrum umzubauen, gestoppt. Es hätte nur 1,4 Millionen Euro gekostet, wäre über das Stadterneuerungsprojekt Soziale Stadt Osterfeld finanziert worden.
Gesamtkosten von 13 Millionen Euro
Der geplante große Wurf war aber nahezu mit einer Verzehnfachung der Kosten verbunden. Von 13 Millionen Euro war damals die Rede. Mindestens 9,5 Millionen Euro davon sollte das Land Nordrhein-Westfalen als Zuschuss beisteuern. Wortreich räumte Güldenzopf jetzt ein, dass man die detaillierte Kostenschätzung für das Projekt bei der Antragstellung im Februar nicht beigefügt hätte. „Die hatten wir im Februar noch gar nicht“, sagte er.
Projekt-Geschichte
Über das Projekt Jugendzentrum bzw. Stadtteilzentrum wurde vor Ort stets unter Zeitdruck beraten. So musste die CDU 2017 Bedenken zurückstellen, um den bevorstehenden Umbau mit Fördermitteln nicht zu gefährden. Sie hatte Zweifel aufgegriffen, ob es wirklich im Interesse der Jugendlichen liege, die überwiegend selbst die Gesamtschule als Ganztagsschule besuchen, auch noch die knappe Freizeit gleich neben der Schule zu verbringen.
Bei der Eröffnung des Stadtteilbüros Osterfeld im April 2017 betonten OB Daniel Schranz und der damalige NRW-Bauminister Michael Groschek dann, in der Sache müsse jetzt Tempo gemacht werden. Wenige Wochen später jedoch stoppte der Verwaltungsvorstand im Rathaus unter Vorsitz des OB die alten Pläne.
Stattdessen wurde fortan das Großprojekt des Stadtteilzentrums verfolgt und im Herbst 2018 ein Architektenwettbewerb durchgeführt. Auch diesmal bestand in der Bezirksvertretung nach Einschätzung des Beobachters keine Zeit, ausführlich über die Ausgestaltung der drei Einrichtungen zu beraten, die darin untergebracht werden sollen.
Güldenzopf beschwor den gemeinsamen Willen aller Verantwortlichen, das Projekt doch noch zustande zu bringen. Es sei nicht ungewöhnlich, dass die finanziellen Mittel von Förderprogrammen ausgeschöpft seien. „Es ist nahezu normal, dass Projekte zurückgestellt werden“, erklärte er. Man habe aber die ganze Zeit im konstruktiven Austausch mit der Aufsichtsbehörde gestanden. „Es handelt sich auch um keine Ablehnung an sich, sondern um eine Zurückstellung des Förderantrags“, erklärte er, um dann freilich hinzuzufügen, dass die Geldgeber bei der Bezirksregierung in Düsseldorf auch gerne sehen würden, wenn die Förderung nicht auf einmal, sondern in mindestens zwei Schritten erfolgen könnte.
Abriss selbst verzögert sich nicht
Und so soll noch in diesem Monat beantragt werden, den Abriss der alten Aula finanziell zu fördern. Mit dem entsprechenden Zuschlag dafür rechnet der Dezernent im Februar 2020. Und das würde bedeuten, dass der Zeitplan in Bezug auf den Abriss gar nicht durcheinander käme. Weil erst in einem Jahr dann der Förderantrag für den Neubau gestellt werden könnte, würde der sich aber um ein Jahr hinauszögern. „Er muss dann bis Ende 2025 komplett abgewickelt sein“, erklärte Güldenzopf.
Die Lokalpolitiker entsprachen nur zum Teil dem Wunsch des Dezernenten, nicht weiter nach Schuldigen dafür zu suchen. Im Vorfeld der Sitzung hatte es öffentlichen Streit darüber gegeben. Der Landtagsabgeordnete Stefan Zimkeit (SPD) und Bezirksbürgermeister Thomas Krey (SPD) hatten bekanntgemacht, dass die Kommunalaufsicht in Düsseldorf den Förderantrag der Stadt nicht bewilligt hat. Zimkeit machte mangelnden Willen der CDU-geführten Landesregierung, das Ruhrgebiet zu fördern, dafür verantwortlich. Darauf hatten ihm die Osterfelder BOB-Bezirksvertreter Karl-Heinz Mellis und Georg Görges vorgeworfen, nur davon ablenken zu wollen, dass die Stadt sich das selbst zuzuschreiben habe. Sie machten die Beigeordnete Sabine Lauxen dafür verantwortlich, die bis Juli für das Ressort zuständig war.
Kein Streit
In der Bezirksvertretung blieb weiterer Streit aber aus. Hermann Wischermann (CDU) wunderte sich nur, dass es wenige Tage vor dem Bericht dieser Zeitung über das vorläufige Scheitern des Projekts im Beirat für die Soziale Stadt Osterfeld nur vage Hinweise auf Verzögerungen gegeben habe. „Es ist nicht gescheitert, sondern nur verzögert“, betonte er aber. Thomas Krey sah es etwas anders: „Einen Antrag, der nicht bewilligt wurde, kann man als gescheitert ansehen“, sagte er und bestätigte, bei der Sitzung des Beirates habe sich das Projekt noch im Zeitrahmen befunden. Ralf Güldenzopf wies den Vorwurf zurück, damals etwas anderes als diesmal erklärt zu haben.