Oberhausen. Talking Horns und das Jazzkarusell Quintett beglückten Oberhausener Fans beim dritten „Hömma“-Festival mit starken Bläsern in swingender Pracht.
„Hömma“, da geht doch was. Erst verzehnfachten „Marlene & Stefan“ im Café der Ruhrwerkstatt ihr Publikum nach der formidablen Pleite im Vorjahr, als gerade mal vier Leute ihr Vokal-Bass-Duo hören wollten. Dann ließen sich erfreulich viele Zuhörer nicht vom Schild „Schlechte Wegstrecke“ vor der eingerüsteten Christuskirche abschrecken. Weshalb eine Dame nach skeptischem Blick über die Kirchenbänke beglückt konstatierte: „Es ist doch viel voller als beim letzten Mal!“
Es scheint, dass die Oberhausener langsam, aber sicher ihr Vergnügen am musikalisch abwechslungsreichen „Hömma“-Festival finden. Entsprechend inspiriert ließen die vier Herren der „Talking Horns“ ihre handgezählt ein Dutzend Instrumente im Altarraum der Christuskirche erklingen. Wobei Stefan Schultze und Achim Fink, die sich brüderlich das Tiefton-Monster namens Sousaphon teilten, wenn sie nicht mit Trompeten und Posaunen jubilierten, natürlich kein Blech redeten. Sondern mit viel Spielwitz schöne Geschichten von „Neun Kölsch, fünf Korn“, „Sliwowitz“ oder „Döner komplett“ rhythmisch packend grundierten.
„Der Geist der Herrn erfüllt das All“
Für deren duftige Melodiepracht sorgten mit makelloser Intonation die Holzbläser Andreas Gilgenberg und Bernd Winterschladen, die genüsslich die fast komplette Saxophon-Familie antanzen ließen. Der geistlichen, ähem, „Location“ erwiesen sie mit Matthias Vulpius’ „Der Geist der Herrn erfüllt das All“ ihre Reverenz. Weshalb man zurecht sagen darf: Es war ein göttlicher Auftritt der „Talking Horns“, die souverän demonstrierten, dass Jazz anspruchsvoll und doch unterhaltsam sein kann.
Kaum war ihr begeistert gefeierter Auftritt zu Ende, dachte man an ein anderes Kirchenlied – „Wohl denen, die da wandeln“: Nämlich ins Gdanska, wo der „Hömma“-Programmgestalter Peter Baumgärtner am Schlagzeug das „Jazzkarusell Quintett feat. Pascal Bartoszak“ nächtens auf Touren brachte. Traditionsgemäß servierte Dirk Balthaus am Flügel wieder Perlen des Great American Songbook, die Eva Kurowski mit dem ihr eigenen Charme in entzückender Vokal-Pracht intonierte. Sonor unterlegt von dem Bassisten Sven Schuster und attraktiv begleitet von ihrem Gast Pascal Bartoszak, der mit großen Ton ein heißes Altsaxophon spielte. Und nicht nur mit seinem „Common Ground“ für ein druckvoll swingendes Modern-Mainstream-Vergnügen sorgte. Ein ebenso lässiger wie überzeugender Ausklang des zweiten „Hömma“-Tages, dessen gestiegene Besucherzahlen die Veranstalter nächtens glücklich lächeln ließen.