Oberhausen. Modenschau, Selfies und Prozession: Ein Stück Theater konnten die Gäste beim Fest am Will-Quadflieg-Platz sogar mit ins eigene Wohnzimmer nehmen.

Es soll ja unkenderweise Wohnzimmer geben, in denen es ständig Theater gibt. Nach einem facettenreichen Theaterfest am Samstag in Oberhausen dürfte diese Zahl sogar noch größer geworden sein. Denn die Requisite durchstöberte hier vorher ihren Fundus und einige interessante Kostüme wurden vom Kleiderhaken gelassen. Das Ergebnis lautete: Theater-to-go.

Modenschau zeigt Kultur-Könner im Kostüm

Amüsantes aus der Requisite: Auch Tino (4) und Marlene (2) stöberten am Samstag am Will-Quadflieg-Platz durch die schmückenden Gegenstände aus dem Theater.
Amüsantes aus der Requisite: Auch Tino (4) und Marlene (2) stöberten am Samstag am Will-Quadflieg-Platz durch die schmückenden Gegenstände aus dem Theater. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Eine Modeschau mit teils verspielten und extravaganten Kostümen sorgte am Will-Quadflieg-Platz jedenfalls für äußerst neugierige Blicke. Schließlich konnten die Anhänger des Theaters nicht nur staunend zuschauen, sondern durch einen beherzten Griff zur Geldbörse auch das ein oder andere Schmuckstück für den heimischen Gebrauch ersteigern - den flauschigen Bademantel mit Udo-Jürgens-Gedächtnis-Karma inklusive.

Den Roten Teppich konnte man im Eingangsbereich des Theaters also doppelt bedeutend betrachten – als Laufsteg des modischen Schaulaufens und als Entree für neugierige Besucher.

„Das Theaterfest wird nicht zu einer Talentshow – bei uns kann man sich ungezwungen zur Musik bewegen“, sagt Dramaturgin Hannah Saar und meint das launige Tanzkaraoke zur späteren Stunden. Erleichternder Titel: Tanzen ohne Können!

Kinder schminken diesmal die Erwachsenen

Ich glaub’ da läuft ein Elch: Manche extravaganten Kostüme sorgten beim Theaterfest für staunende Gesichter.
Ich glaub’ da läuft ein Elch: Manche extravaganten Kostüme sorgten beim Theaterfest für staunende Gesichter. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Das Theater in und vor dem Haus bleibt Familienangelegenheit. Die Kleinen staunen an der Pforte, dort schwingen stabile Bolzen auf ausgestanzte Rechtecke. Schlüsselanhänger mit dem eigenen Namen wandern hier in Kinderhände. Diese sind eine Ecke weiter noch einmal gefragt. Verkehrte Farbwelt: Diesmal schminken Kinder nämlich Erwachsene – und die Maskenabteilung assistiert.

Schön anzusehen: Das Ensemble an der Außenbühne. Duonova bringen als Revier-Musikanten eine Neuinterpretation von bekannten Pop-Melodien. Tirzah aus London und JHA Love aus Oberhausen lassen Fern und Nah verschmelzen. Eine Melange, die für Gehör sorgt.

Prozession trägt die Liebe auf die Straßen

Freier Eintritt bei vielen Aktionen

Das Theaterfest lockte die Besucher erneut ohne Eintrittspreis auf den Will-Quadflieg-Platz. Zwischen Buden und Bühnen kamen Besucher in ungezwungener Atmosphäre mit den Schauspielern ins Gespräch.

Das Kinderprogramm mit Aufführungen und Mitmach-Workshops dauerte am Samstagnachmittag vier Stunden. Nach der großen Spielzeit-Gala ging es mit dem musikalischen Abendprogramm munter weiter.

Dazu trägt auch die Prozession bei, die mit einem Großkaliber-Lautsprecher und großformatigen Plakaten vom Hauptbahnhof zum Theater zieht. Als Vorstellungsrunde zum Start der Intendanz von Florian Fiedler aus der Taufe gehoben, ist der Umzug von Schauspielern, Mitarbeitern und Förderern schon eine kleine Tradition – von der man in Oberhausen nach dem dritten Mal, nun ja, traditionell gerne spricht.

Die Liebe dazu ist ein seltsames Spiel. Darum landete die Liebe in all ihren unterschiedlichen Ausprägungen auch als Motto auf den Plakaten der Prozessions-Teilnehmer.

Ihre Liebe Not konnte man Komplettisten schon ansehen, alle Programmpunkte unter einen Hut zu bekommen: Speed-Dating mit Erklärungen der Theaterberufe, deutsch-türkische Kinderlesung, Selfie-Station und Vorstellung neuer Projekte in der Theater-Faktorei. Zum Glück konnte man zwischendurch wohlig in den Liegestühlen einer Ausruh-Oase versinken.