Oberhausen. Russland, Israel, China – 140 Jugendliche aus Oberhausen haben ihre Sommerferien im Ausland verbracht. Diese Eindrücke bringen sie mit.
Alpakas kraulen in Peru, hoch hinaus auf Kosakentürme steigen in der Ukraine, oder malerische Tropfsteinhöhlen besichtigen auf Sardinien: So vielfältig und erlebnisreich war die Multi 2019. Beim internationalen Jugendaustausch der Stadt Oberhausen reisten diesen Sommer über 140 Jugendliche im Alter zwischen 13 und 18 Jahren in zwölf verschiedene Länder.
Unsere Redaktion hat in den Sommerferien immer mal wieder bei den Teilnehmern nachgehört, Erfahrungsberichte gesammelt und Telefoninterviews geführt. Eine Auswahl von Eindrücken, die Lust auf mehr machen, präsentieren wir hier.
Flugmeilen für die Völkerverständigung
Bei der diesjährigen Multi verschlug es die Reisegruppen in Oberhausens Partnerstädte wie etwa Middlesbrough in England oder Carbonia in Italien, führte einige aber auch an entlegenere Orte außerhalb Europas: darunter Länder wie Israel, China und Russland.
Ob angesichts der unzähligen Flugmeilen quer über den Globus ein CO2-Ausgleich geleistet wurde, ist nicht überliefert. Aber die hier verreiste Fridays for Futures-Zielgruppe hatte auch nicht primär den Umweltschutz im Sinn, sondern ein nicht minder wichtiges Anliegen: fremde Kulturen und Mentalitäten kennenzulernen und eine andere Lebenswelt als die eigene hautnah zu erleben. Das ist ein kaum zu unterschätzendes Rezept gegen Fremdenhass und ein wichtiger Beitrag zur Völkerverständigung – da kann man die „Flugscham“ auch mal links liegenlassen.
Im russischen Baschkortostan dreht sich alles ums Pferd
Jeweils zwei Wochen verbrachten die Teilnehmer in Gastfamilien. Daneben gab es ein pralles wie aufregendes Freizeit- und Kulturprogramm organisiert von Betreuern der Multi.
Die 18-jährige Kristin Abelmann ist in diesem Jahr ins russische Baschkortostan gereist, genauer gesagt in die Stadt Ufa: „Über Russland, oder speziell Baschkortostan weiß man ja relativ wenig. Genau das hat mich inspiriert, diesen Austausch anzutreten und mehr über das Land und die Kultur zu erfahren. Aber auch wollte ich die Freunde besuchen, die ich letztes Jahr bei der Multi in Oberhausen kennengelernt habe“, schreibt sie in einem Bericht über ihr 2000 Flugmeilen entferntes Reiseziel.
In der muslimisch geprägten russischen Republik besuchte sie die Moschee La-la Tulpan, die drittgrößte ihrer Art in Russland. Sie reiste in kleine Dörfer und lernte, dass Pferde eine ganz wesentliche Rolle in der baschkortischen Kultur spielen. Denn neben Reiterspielen, Pferdekampf und Galopprennen standen auch einmal Pferdewurst und die landestypische gegorene Stutenmilch auf ihrem Speiseplan.
Volkstänze in Rumänien und Bergbautradition in Carbonia
Je weiter östlich die Jugendlichen reisten, desto mehr wurde offenbar getanzt. Den Eindruck gewinnt man aus den zahlreichen Fotos, die die Teilnehmer in den sozialen Netzwerken wie „Instagram“ veröffentlichten. Reichlich bebilderte Storys zeigen, dass vor allem in China und Rumänien das Tanzbein geschwungen wurde.
Alina Krohm und Jette Sander (beide 14 Jahre) – erstmals bei der Multi dabei – lernten während ihrer Zeit in Rumänien so auch die traditionellen Volkstänze kennen, die dann auch bei der Abschiedsparty getanzt wurden. „Das hat uns sehr viel Spaß gemacht“, berichten die beiden, die anfangs noch schüchtern waren, in der deutsch-rumänischen Jugendgruppe dann aber richtig aufgetaut sind.
Das Kulturprogramm bescherte den Jugendlichen auch so manch neue Erfahrung: Mara Schmidke (15) hatte sich bislang nicht so richtig mit der Bergbautradition des Ruhrgebiets beschäftigt, erkannte im Bergbaumuseum im sardischen Carbonia dann aber deutliche Parallelen zur Geschichte ihrer Heimatstadt Oberhausen. Spannender war dann aber doch der Besuch in der dortigen Tropfsteinhöhle – ein malerisches Naturspektakel.
Flauschige Alpakas und große Wüstenkamele
Man könnte vermuten, dass es sich bei den Auslandsaufenthalten der Multi ausschließlich um ein straff durchgetaktetes Bildungsprogramm handelt. Altersgerecht hatten die Jugendlichen allerdings genug Freizeit, sprich: Zeit zum Shoppen, Bummeln, Spiele spielen und an den Strand fahren (in manchen Fällen).
Richtig tierisch ging es vielerorts zu: Patricia Stefek (17) schwang sich in Israel aufs Kamel und durchritt eine Wüstenregion (siehe Video). In der 10.500 Kilometer entfernten 10 Millionen-Metropole Lima (Peru) waren die flauschigen Alpakas ein absolutes Highlight bei den Teilnehmern.
Rückbegegnung im Sommer 2020 in Oberhausen
Termin für Rückbegegnung steht fest
Das Büro für Interkultur der Stadt organisiert die Multi. Unterstützt wird der Jugendaustausch durch zahlreiche ehrenamtliche Helfer, Sponsoren und soziale Institutionen.
Der Termin für die Rückbegegnung steht auch schon fest: Die Multi 2020 findet vom 25. Juli bis 9. August in Oberhausen statt. Anmeldungen und weitere Infos in Kürze auf www.multi-online.org
Weitere Eindrücke der Multi 2019 gibt es auf Instagram beim offiziellen Multi-Account @Multi.Oberhausen oder auf Facebook unter facebook.com/multi.oberhausen.
Mit Ende der Sommerferien sind nun alle Multis wieder auf deutschen Boden zurückgekehrt und um einige wertvolle Erfahrungen reicher. Entstanden sind dabei Freundschaften, die vorerst über Facebook, Instagram, WhatsApp und Co. aufrechterhalten werden, wie die Teilnehmer berichten. Zum Glück gibt es im kommenden Jahr auch ein richtiges Wiedersehen mit den Auslandsbekanntschaften.
Im Sommer 2020 reisen bei der Multi-Rückbegegnung knapp 15 internationale Jugendgruppen nach Oberhausen und sind zwei Wochen hier zu Gast.