Oberhausen. Wer weder bei der Arbeitsagentur noch dem Jobcenter gemeldet ist, erhält in Oberhausen dennoch Hilfe bei der Jobsuche. Einmaliges Angebot in NRW.

In Oberhausen gibt es potenzielle Fachkräfte, die in keiner Statistik auftauchen, die kaum jemand auf dem Schirm hat – und die oft vermutlich selbst nicht wissen, welche Möglichkeiten sie auf dem Jobmarkt haben. Als einzige Arbeitsagentur in NRW kümmert sich in Oberhausen eine eigens dafür eingestellte Beraterin um diese Menschen – meist Frauen, die nach der Erziehung der Kinder oder der Pflege von Angehörigen wieder arbeiten könnten, aber weder bei der Arbeitsagentur noch beim Jobcenter gemeldet sind. Mehr als 60 Stellen können durch diese Beratung Jahr für Jahr besetzt werden.

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Einreihen kann sich im nächsten Jahr aller Voraussicht nach auch Marina Avdoyan. Die 35-Jährige ist gelernte Schneiderin, möchte nach der Erziehung der elf- und 14-jährigen Kinder wieder arbeiten – findet aber als Näherin in der Modeindustrie keinen Job. Sie wollte eine neue Ausbildung beginnen, war ganz allein auf dem Arbeitsmarkt aber chancenlos. Mit Hilfe von Beraterin Verena Lautenschlager macht sie nun bei der Barmer in Oberhausen eine Umschulung zur Kauffrau im Gesundheitswesen. Im Februar legt sie ihre Abschlussprüfung ab. „Es wird wohl keine vier Wochen dauern und Frau Avdoyan hat eine feste Stelle“, prophezeit Fachfrau Lautenschlager aus Erfahrung.

Teilnehmer werden lange begleitet

Seit Anfang des Jahres gehört die Beratung zum beruflichen Wiedereinstieg der sogenannten „stillen Reserve“ zum Regelangebot der Oberhausener Arbeitsagentur, zu der auch die Nachbarstadt Mülheim gehört. Vorausgegangen war ein Förderprojekt, das nach vier Jahren Ende 2018 auslief. Mehr als 600 Personen hat Verena Lautenschlager seitdem beraten. Das Besondere: „Ich kann die Frauen den ganzen Weg lang begleiten, vom ersten Kontakt bis zur Stelle.“

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So war es auch bei Marina Avdoyan 2016. Verena Lautenschlager hatte gerade in der Kurbel einen Info-Tag abgehalten, als Marina Avdoyan sie ansprach. Sie wolle wieder arbeiten. Der Mann sei selbstständig, es laufe aber nicht immer so optimal. Für die Betreuung der Kinder könne sie sorgen. Aber sie brauche Hilfe, eine geeignete Stelle zu finden.

Große Motivation

Workshop: „Arbeitswelt 4.0“

Es melden sich vor allem Frauen bei Beraterin Verena Lautenschlager. „Männer sind aber genau so willkommen.“ Voraussetzung: Die Teilnehmer dürfen weder bei der Arbeitsagentur noch beim Jobcenter gemeldet sein. Auf Wunsch macht die Beraterin sogar Hausbesuche.

Ein Mal im Quartal bietet die Arbeitsagentur zusätzlich zur Beratung auch einen Workshop an. Der nächste Termin ist am Dienstag, 10. September, 10 bis 13 Uhr, im Bildungszentrum B3 im Erdgeschoss der Arbeitsagentur an der Mülheimer Straße 36. Thema: „Arbeitswelt 4.0“. Angesprochen sind Menschen, die im kaufmännischen Bereich wieder Fuß fassen möchten. Infos und Anmeldung bis zum 30. August: 0208-85 06 661, Oberhausen.Wiedereinstieg@arbeitsagentur.de

Verena Lautenschlager hat geholfen. „Ich weiß, was der Oberhausener Arbeitsmarkt braucht und kann dementsprechend gezielte Angebote für Umschulungen oder vergleichbare Qualifizierungen machen.“ Durch die passgenaue Ausbildung sei die Chance, im Anschluss eine feste Stelle zu finden, besonders hoch. Bei Problemen, etwa einen Betreuungsplatz zu finden, kann sie meist auf kurzem Dienstweg helfen. „Ich vermittele keine Plätze, aber ich helfe mit Kontakten aus und weiß genau, wen man ansprechen muss.“

Der Weg, über eine Umschulung einen neuen Job zu erlernen, sei schwer, sagt Marina Avdoyan. „Aber er ist machbar. Und es lohnt sich auf jeden Fall.“ Durch die Beratung habe sie eine neue Perspektive erhalten. Von einer Fachfrau zu hören, dass es in diesem oder jenem Job gute Aussichten auf eine feste Stelle gibt, „hat mich unglaublich motiviert“, sagt die 35-Jährige.