Oberhausen. Vor zwölf Jahren hat der Verein bereits ein Waisenhaus in Saporishja aufwendig saniert. Für neue Projekte müssen nun 150.000 Euro Spenden her.

Zwölf Jahre ist es mittlerweile her, dass es dem Verein „Oberhausen hilft“ gelungen ist, so viele Spenden zu sammeln, um in der Partnerstadt Saporishja ein ganzes Waisenhaus zu sanieren. 130.000 Euro sind damals für das Waisenhaus „Oberhausen Saporishja“ zusammenkommen. Nun will der Verein erneut Einrichtungen für hilfsbedürftige Kinder und Jugendliche mit einer ähnlich hohen Summe unterstützen. Dazu sind einige Mitglieder in die Ukraine aufgebrochen, um sich ein Bild von der Situation vor Ort zu machen.

Auch die Politik schaut dankbar auf die Arbeit des Vereins: Saporishjas Bürgermeister Anatoli Pustowarow (li.) mit Jörg Bischoff (re.), Vereinsvorsitzender von „Oberhausen hilft“.
Auch die Politik schaut dankbar auf die Arbeit des Vereins: Saporishjas Bürgermeister Anatoli Pustowarow (li.) mit Jörg Bischoff (re.), Vereinsvorsitzender von „Oberhausen hilft“. © Oberhausen hilft

Zwei Reha-Einrichtungen für behinderte Kinder, ein Waisenhaus für geistig behinderte Jungen, eine Einrichtung für Kinder mit Tuberkuloserkrankungen, ein Internat für Kinder mit Lähmungen und das Waisenhaus „Kosaken“ standen auf dem Programm des mehrtägigen Besuchs.

Zwei Duschen für 400 Kinder

„Im Waisenhaus ‘Kosaken’ teilen sich 400 Kinder etwa ein bis zwei Duschen“, schildert Vereins-Geschäftsführer Wolfgang Heitzer die prekären Zustände vor Ort, „die sind in einem derart schlechten Zustand, dass dringend neue sanitäre Anlagen her müssen.“ Im Winter müssten die Kinder bei Temperaturen von bis zu Minus 40 Grad über den Hof des Waisenhauses laufen, nur um auf die Toilette zu gehen, erzählt Heitzer. Deshalb will der Verein hier mit seinen Hilfsmaßnahmen ansetzen – am besten noch vor Einbruch des Winters.

So will niemand duschen: 400 Kinder teilen sich in einem Waisenhaus in Saporishja Sanitäranlagen in einem erschreckenden Zustand.
So will niemand duschen: 400 Kinder teilen sich in einem Waisenhaus in Saporishja Sanitäranlagen in einem erschreckenden Zustand. © Oberhausen hilft

„Wir wollen als Verein da aushelfen, wo die Jugendhilfe nicht mehr ausreicht“, erklärt der Vorsitzende Jörg Bischoff, „und in Saporishja gibt es keine Jugendhilfe, wie wir sie hierzulande kennen.“ Die Partnerstadt zähle insgesamt über 30 Waisenhäuser, viele seien in desolatem Zustand.

Neben neuen Sanitäranlagen für das Waisenhaus „Kosaken“ haben sich die Oberhausener Helfer noch zwei weitere Projekte überlegt: Ein Waisenhaus für geistig behinderte Jungen soll ein neues Gewächshaus bekommen, welches als Therapieangebot genutzt werden kann. Dem Internat für Kinder mit Tuberkulose kann mit neuem Sonnenschutz an den Fenstern geholfen werden. „In dieser Einrichtung ist uns aufgefallen, dass das Gebäude der Sonne schutzlos ausgeliefert ist“, berichtet Jörg Bischoff. Eine unerträgliche Wärme sei in den Räumen gewesen. „Man hat sich damit beholfen, dass man Zeitungen an die Fenster geklebt hat.“

Ein Waisenhaus für geistig behinderte Jungen soll ein neues Gewächshaus bekommen. Das Jetzige besteht nur noch aus einem Gerüst und muss abgerissen werden.
Ein Waisenhaus für geistig behinderte Jungen soll ein neues Gewächshaus bekommen. Das Jetzige besteht nur noch aus einem Gerüst und muss abgerissen werden. © Oberhausen hilft

Waisenhaus „Oberhausen Saporishja“ geht mit gutem Beispiel voran

Die drei Projekte sollen zusammen etwa 150.000 Euro kosten. Ende August will der gemeinnützige Verein bei seiner Jahreshauptversammlung über die Maßnahmen abstimmen. „Dem steht aber nichts im Wege“, sagt Jörg Bischoff. „Dann kann es im September direkt mit der Spendensammlung losgehen.“ Etwa ein Jahr könnte es allerdings dauern, bis der Verein die benötigten Gelder zusammen hat. So lange hatte es beim ersten Großprojekt für Saporishja vor 12 Jahren gedauert.

Verein wurde 2012 gegründet

Der gemeinnützige Verein „ Oberhausen hilft“ wurde 2012 gegründet, nachdem Oberhausener Handwerker 2008 in Saporishja ein Waisenhaus von Grund auf saniert hatten. Er zählt derzeit etwa 50 Mitglieder.

Laut Satzung unterstützt der Verein hilfsbedürftige Kinder und Jugendliche und fördert soziale Einrichtungen in der Jugendhilfe im In- und Ausland.

Weitere Infos auf: www.oberhausen-hilft.de

Das beherzte Engagement der Oberhausener hat sich ausgezahlt: Das damals sanierte Waisenhauses geht heute noch mit gutem Beispiel voran, wie die Mitglieder von „Oberhausen hilft“ bei ihrer Reise zufrieden feststellen konnten. Mittlerweile ist in dem Waisenhaus „Oberhausen Saporishja“ eine Zahnarztpraxis eingerichtet worden, in dem regelmäßig die Kinder des Hauses behandelt werden. „Die Leiterin Frau Scharikova ist mittlerweile auch so gut vernetzt, dass weitere Projekte in anderen Einrichtungen umgesetzt werden konnten“, berichtet Jörg Bischoff. Auch bei den geplanten Projekten setzt der Verein auf verlässliche Partner aus Saporishja. Die Baumaßnahmen wird deshalb auch die Firma durchführen, die sich bei der Sanierung des Waisenhauses im Jahr 2008 bewährt hat.