Oberhausen. Tierschützer haben Tobias Czarnecki nach seinem Rekordfang im Rhein angezeigt. Der Angler sagt nun: Der Riesen-Wels ist in meiner Tiefkühltruhe.

In den Morgenstunden des 20. Juli machte der Oberhausener Angler Tobias Czarnecki im Rhein den Fang seines Lebens: ein Wels, 80 Kilogramm schwer; 2,21 Meter lang. Jetzt erstattet die Tierschutzorganisation Peta Anzeige gegen den 36-Jährigen.

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Der rund 30 Jahre alte Wels zappelte rund zwei Stunden am Angelhaken, erst dann konnte Tobias Czarnecki den Rekordfang in Höhe der Emschermündung an Land ziehen.

Am Mittwoch rückte der Oberhausener im Gespräch mit unserer Zeitung allerdings von seiner ersten Darstellung ab, dass er den Fisch wieder in den Rhein zurückgesetzt habe. In Wirklichkeit habe er den Riesen-Wels mit nach Hause genommen und für den Verzehr als Fisch-Filet eingefroren.

Kurz zuvor hatte auch Tobias Czarnecki erfahren, dass die Tierschutzorganisation Peta bei der Staatsanwaltschaft Duisburg Strafanzeige gegen den angelbegeisterten Maurer aus Oberhausen-Königshardt gestellt hat. Die Tierschützer konzentrieren sich dabei auf das Zurücksetzen des Fisches in den Rhein und erklären: „Wir sehen in dem Verhalten des Anglers einen Verstoß gegen Paragraf 17 Absatz 2b des Tierschutzgesetzes, nach dem keinem Wirbeltier länger anhaltende Schmerzen und Leiden zugefügt werden dürfen.“

„Dem Tier starkes Leid zugefügt“

Beim Angeln und anschließendem Freilassen von Fischen, dem sogenannten Catch and Release, werde den schmerzempfindlichen Tieren starkes Leid zugefügt, wie in diesem Fall dem Wels. Das Tier, so unterstreichen die Tierschützer, sei über einen längeren Zeitraum „erheblichen Qualen und Todesangst“ ausgesetzt gewesen. In einer aktuellen Pressemitteilung zitiert Peta die Fachfrau Dr. Tanja Breining, die als Meeresbiologin und Fachreferentin für Fische und Meerestiere für die Tierschutzorganisation tätig ist: „Könnten Fische ihre Schmerzen durch laute Schreie ausdrücken, würde niemand mehr behaupten, Angeln sei ein sportliches oder gar friedliches Hobby.“

Catch and Release bedeute für Fische enormen Stress und oftmals Verletzungen, argumentieren die Tierschützer. Viele der traumatisierten Tiere würden infolge dieser Tortur sterben.

„Verstoß gegen das Tierschutzgesetz“

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Peta verweist auf Verfügungen des Amtsgerichts Lemgo vom 31. März 2011 (Az.: 25 Cs-22-Js 86/10-194/10), in denen ausdrücklich festgestellt worden sei, dass es sich beim Catch and Release um eine strafbare Handlung handele. Auch das Oberverwaltungsgericht Münster habe am 3. Juli 2015 (Az.: 20 B 209/15) ausgeführt, dass beim Ausüben der Catch-and-Release-Praxis kein vernünftiger Grund bestehe, den Tieren Schmerz und Leid zuzufügen, und dass diese Praxis somit gegen das Tierschutzgesetz verstoße.

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Vergangenen Dezember sei ein Catch-and-Release-Angler zu einer Geldbuße von 200 Euro verurteilt worden, ergänzt die Tierschutzorganisation Peta in ihrer aktuellen Mitteilung. Bereits 2016 habe Ex-Fußballprofi Klaus Augenthaler in einem vergleichbaren Fall mehr als 3000 Euro Geldbuße gezahlt.

Oberhausener will keine Geldbuße zahlen: „Warum sollte ich?“

Eine Geldbuße will der Oberhausener Rekord-Angler auf keinen Fall zahlen. Das machte er am Mittwoch im Gespräch mit unserer Zeitung deutlich. Er habe alles richtig gemacht, der Fisch liege daheim in der Tiefkühltruhe und er sehe deshalb der Anzeige von Peta ganz gelassen entgegen: „Falls es nötig werden sollte, kann ich das mit Fotos beweisen“, ergänzt der Mann aus Königshardt. Nicht ausgeschlossen ist derzeit also, dass der Rekordfang vom 20. Juli Fall tatsächlich noch ein Gericht beschäftigen wird.

Thema mobilisiert Leser

In zahlreichen Leserbeiträgen wurde der Rekordfang des Oberhausener Anglers seit dem ersten Bericht unserer Zeitung kommentiert.

Dabei gab es auch Anerkennung für den Angler, vor allem von Hobbykollegen.

Das Kürzel der Tierschutzorganisation Peta steht für People for the Ethical Treatment of Animals = Menschen für den ethischen Umgang mit Tieren. Peta gilt mit mehr als fünf Millionen Unterstützern (eigene Angaben) als weltweit größte Tierrechtsorganisation (Wikipedia).

Die als sehr entschlossen geltenden Tierschützer von Peta zeigen unterdessen am Ende ihrer jüngsten Mitteilung, dass es ihnen hier auch um Grundsätzliches geht: „Wir sprechen uns generell gegen das Angeln und den Fischfang aus und unterstützen die 2017 ins Leben gerufene Weltkampagne zur Abschaffung der Fischerei.“

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