Oberhausen. Vielleicht lag es auch am strengen Rauchergesetz: Viele Eckkneipen und Gaststätten sind in den vergangenen Jahren vom Markt verschwunden.
Innerhalb von zehn Jahren haben nach Zahlen der Landesstatistiker 63 Gastro-Betriebe in Oberhausen geschlossen. Zwischen 2007 und 2017 hat damit jede fünfte Gaststätte, Kneipe oder Eisdiele zugemacht. Zuletzt zählte die Stadt noch 282 gastronomische Betriebe.
Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) Ruhrgebiet warnt nun vor einem weiteren Kneipensterben. „Vom Fußballabend in der Bar bis zum Grünkohlessen mit dem Sportverein – die Gastronomie steht für ein Stück Lebensqualität“, sagt NGG-Gewerkschaftssekretär Adnan Kandemir nach Angaben einer Pressemitteilung seiner Gewerkschaft. Mit den Betriebsschließungen stehe nicht nur ein wichtiger Teil der Alltagskultur auf dem Spiel. Es seien auch etliche Arbeitsplätze in der Region in Gefahr.
Beschäftigte schätzen die Abend- und Wochenendarbeit nicht mehr
Kandemir macht für den Trend unter anderem die harten Arbeitsbedingungen in der Branche verantwortlich. „Nachts und am Wochenende hinterm Tresen zu stehen, das wollen viele nicht mehr. Deshalb hat die Branche schon heute mit einem Fachkräftemangel zu kämpfen“, meint der Gewerkschafter. Ein entscheidendes Mittel gegen das „Gastro-Sterben“ sei deshalb, die Branche bei Löhnen und Arbeitsbedingungen attraktiver zu machen. Mit einem Tarifvertrag, der NRW-weit für alle Restaurants und Gaststätten gilt, habe man hier „einen wichtigen Schritt“ gemacht. Allerdings müssten sich noch viel mehr Gastronomen daran halten.
Wirte finden oft keinen Nachfolger
Aber auch den Wirten selbst fehle oft ein Nachfolger, um den Betrieb weiterzuführen, hat Kandemir erfahren. „Außerdem müssen sich die Gastronomen gegen Pleiten absichern. Dazu gehört das nötige betriebswirtschaftliche Know-how. Genauso aber originelle Ideen, wie man eine Gaststätte zum Treffpunkt für junge Leute macht.“
Die Gewerkschaft NGG sieht dabei auch die Verbraucher in der Verantwortung. „Statt das Feierabendbier zuhause zu trinken, kann man einfach mal wieder in die Kneipe gehen. Das macht Spaß und ist geselliger.“
Zu schaffen macht den Wirten allerdings auch, dass das Nichtraucherschutzgesetz in NRW seit Mai 2013für Gaststätten sehr streng ausgefallen ist. SPD und Grüne hatten damals ein grundsätzliches Rauchverbot für Eckkneipen im Landtag durchgesetzt. CDU und FDP wollten dagegen stets Ausnahmen vom Nichtraucherschutz für Eckkneipen und in Festzelten erreichen – das 2007 eingeführte Gesetz der schwarz-gelben Landesregierung sah zahlreiche Ausnahmen vor.
In ganz Nordrhein-Westfalen ging die Zahl der Gastro-Betriebe nach Angaben des Statistischen Landesamtes seit 2007 um gut elf Prozent zurück. Von damals rund 28.000 Restaurants, Kneipen und Gaststätten waren im vorletzten Jahr nur noch 24.900 geöffnet.