Oberhausen. Die Freie Uni Oberhausen ist ein Projekt des Vereins Kitev. Studierende werden zum aktiven Teil der Gesellschaft, mitmachen kann jedermann.

Oberhausen ist wohl die einzige Stadt der Region, die einen Museumsbahnsteig hat. Die einzige Großstadt ohne eigene Hochschule. Und die einzige Stadt, die dann doch eine Uni hat – nämlich eine für jedermann. Die Freie Uni Oberhausen, ein Projekt des Vereins Kultur im Turm (Kitev), hat das Semester erfolgreich abgeschlossen. Zur ausgelassenen Abschlussparty trafen sich alle Beteiligten auf – da schließt sich der Kreis – dem einst von Kitev neu gestalteten Museumsbahnsteig am Hauptbahnhof.

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Der Bahnsteig – auch wenn er längst nicht mehr so attraktiv ist wie einst, als er 2005 erdacht und gestaltet wurde – ist trotzdem noch eine hervorragende Partymeile. Einladungsspruchband: „Vielfalt ist unsere Heimat“. „Alle, die etwas im Quartier machen, finden neue Leute, die mitmachen“, erklärt Christoph Stark vom Kitev-Vorstand das Erfolgskonzept der Freien Uni. Sei es beim Debattieren, beim Graffiti-Sprühen oder beim Bierbrauen. „Gemeinschaftlich verhandelt und organisiert passiert sehr viel zusammen.“

Im Seminar zum ersten Graffito

Die Rektoren der Freien Uni (v.l.): Mohammad Mustafa, Gianna Gardeweg, Sonja Broy und Stefan Schroer.
Die Rektoren der Freien Uni (v.l.): Mohammad Mustafa, Gianna Gardeweg, Sonja Broy und Stefan Schroer. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Die Abschlussfete des ersten gemeisterten Semesters zeigte es deutlich: Stimmung vorzüglich, Musik laut, Gespräche kamen trotzdem zustande. Jeder mit jedem, altersübergreifend sind Bekannt- oder auch Freundschaften entstanden. Jede oder jeder, der an der freien Uni teilnahm oder auch etwas organisiert hatte, ist sehr zufrieden mit dem Erreichten, aber auch überzeugt, dass noch mehr geht und dass es unbedingt weiter gehen muss – und wird. Kulturdezernent Apostolos Tsalastras betonte: „Diese Stadt hat eine Uni und sie braucht eine Uni!“

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Da ist beispielsweise Karin Flesch (55). Sie nahm am Seminar Street-Art teil. Für sie trifft zu 100 Prozent zu, was Christoph Stark sagt: „Man muss merken, dass man ein aktiver Teil der aktiven Gesellschaft sein kann.“ Karin Flesch hat ein Graffiti-Seminar belegt, im Programm der Fakultät „Straßenkunst in Theorie und Praxis im öffentlichen Raum“. Im „Druckluft“, Mekka der Sprayer, hatte sie sich zunächst nur getraut, ihren Namen zu sprayen, nach zwei Wochen aber und einem erneuten Seminar, hat sie ein Bild gestaltet, das sich sehen lassen kann.

Aus der Perspektive der Frauen

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Mit dabei war auch Karen Kouevi im Frauen-Seminar. Das hat spezielle Stadtführungen organisiert, die sich an weiblichen Persönlichkeiten Oberhausens orientieren, von Luise Albertz über die Bauingenieurin Martha Schneider-Bürger bis hin zu Gerburg Jahnke und allen, die keinen Namen tragen. „Wir gehen mal auf die Henkelmann-Brücke und schauen aufs Centro aus der Perspektive der Frauen.“ Karen Kouevi freut sich, dass die Uni für alle sehr offen war und dass auch ihre behinderte Tochter Yessika (18) bei Veranstaltungen willkommen war. „Wir wollen das Seminar fortführen, haben Kontakt zu Gleichstellungsbeauftragten der Stadt bereits aufgenommen.“

Ein Hit: der Debattier-Club

Workshop zum Bierbrauen

Das nächste Semester der Freien Uni Oberhausen beginnt erst im nächsten Frühjahr. Der Grund: Alle Aktivitäten sollen im Stadtraum sichtbar sein, und das ist nicht so einfach bei Kälte, Schnee und Eis.

Dennoch gibt’s aktuell noch einige Nachholtermine: Am Samstag, 20. Juli, findet in der Fabrik K14, Lothringer Straße 64, von 10.30 bis 18.30 Uhr ein Craftbier-Brauworkshop statt, am Montag, 29. Juli, gibt’s im Kitev-Turm, Willy-Brandt-Platz 1, von 19 bis 21 Uhr eine Diskussion über die Akzeptanz von Frauen in der Fußballgesellschaft.

Am 30. Juli im Kino Walzenlager im Zentrum Altenberg geht’s um selbst gemachtes Kino. Am 14. August wird dort, Hansastraße 20, um 21 Uhr im Open Air Kino der Film „How to make Cinema – Kino zum Selbermachen“ gezeigt. Weitere Infos: mutimrevier.de.

Ein Hit der freien Uni waren die Einladungen des Debattier-Clubs. Auf dem Bahnsteig hatte der in Wort und Bild seine erfolgreichen Seminare, die im Supermarkt der Ideen stattfanden, dokumentiert. Tim Pickards, der im normalen Leben Erzieher ist, hatte mit seiner Idee, „dass ausgesprochen werden muss, was in den Köpfen ist“, wohl einen Nagel auf den Kopf getroffen. Vom Erfolg ermutigt führt er „seinen“ Debattier-Club fort – im nächsten Semester der Freien Universität Oberhausen.